Heimischer Expressionist Jean Egger im Lentos Linz
Jean - eigentlich Hans - Egger wurde 1897 in Hüttenberg in Kärnten geboren. Schon früh verschlug es ihn nach Paris, wo er in illustren Gesellschaftskreisen verkehrte und erfolgreich ausstellte. In München lernte er Arne Björnson-Langen kennen, mit dem er Reisen unternahm, u.a. nach Sizilien, wo er einen künstlerischen Durchbruch zum Expressionismus vollzog. Verstärkt nahm er den Pinsel nicht mehr nur zum Malen, sondern zeichnete auch damit. Nach einem Aufenthalt in Schweden lässt sich auch der Einfluss Edvard Munchs, den er persönlich kennenlernte, ablesen, auf Mallorca, wo sich seine gesundheitlichen Probleme verschlechterten, wurde seine Malerei noch radikaler, Formen verschwimmen und lösen sich auf.
Im Annexraum des großes Saales im Lentos sind Bilder von Egger zu sehen, die zu seiner Zeit nicht ausgestellt worden sein dürften. Sie zeigen deutlich, dass er damals mit Joan Miró im künstlerischen Austausch stand. In St. Martin am Silberberg in Kärnten, wo seine Eltern lebten, malte Egger immer wieder die Dorfkirche - mal eher traditionell, mal sehr frei. "Er treibt den Expressionismus auf die Spitze", schilderte Kuratorin Brigitte Reutner-Doneus bei der Presseführung am Donnerstag die Entwicklung, die an den vielen für die Ausstellung zusammengetragenen Kirchen-Bildern zu sehen ist.
Der Großteil der gezeigten Werke sind Landschaftsbilder in unterschiedlichen Stadien von Eggers Expressionismus sowie Porträts, sehr viele davon zeigen seine Lebensgefährtin Signe. Egger hat in wenigen Jahren eine beachtliche künstlerische Entwicklung durchgemacht - wohin sie noch geführt hätte, könne man sich nur selbst ausmalen, wie die Kuratorin sagt, denn Egger starb im Alter von 37 Jahren an einem Lungenleiden.
Die Ausstellung gliedert Eggers Schaffen nach geografischen Stationen, die auch oft Hand in Hand gehen mit einem weiteren Entwicklungsschritt, und die mit verschiedenen Wandfarben kenntlich gemacht werden. Rund 200 Werke Eggers hat man aus Privatbesitz zusammengetragen, nur eines davon war im Eigentum des Lentos. Die Ausstellung ist eine Kooperation mit dem Museum Moderner Kunst in Kärnten, wo sie im Sommer ebenfalls gezeigt werden soll.
Zeitgleich mit der Egger-Schau im großen Ausstellungsraum des Lentos, zeigt das Museum im Untergeschoß auch "Unvorhersehbare Ereignisse" der österreichischen Künstlerin Anita Witek. Die ausgestellten Bilder sind weitgehend im Lockdown entstanden. Witek setzt Fotos und Texte aus Zeitungen zu Collagen zusammen, die sie dann fotografiert und so zu einem homogenen Bild macht. In zahlreichen kleinen Schwarz-Weiß-Mosaiken illustriert sie auf diese Weise zeitgeistige Begriffe aus dem Netz - von der "Trollfarm" bis hin zur "Resilienz". In der Mitte des Raumes prangt eine riesige farbige Collage. Das ausdrucksstarke, dreidimensional wirkende Bild stellt ein Portal dar, mit dem sich Besucher in andere Welten imaginieren können, wie es die Künstlerin beschreibt.