Museum der Moderne Salzburg: So wird das Ausstellungsjahr 2022
Corona hat dem Museum der Moderne Salzburg (MdM) einen drastischen Besucherschwund beschert: In den beiden Jahren 2020 und 2021 wurden zusammen weniger Museumsgäste gezählt als normalerweise in einem einzigen Jahr. Auch im Programm für 2022 findet die Pandemie ihren Niederschlag: Direktor Thorsten Sadowsky will "in Zeiten von Fake News und Gefährdung der Demokratie durch wissenschaftsfeindliches Denken und politische Esoterik" mit der Sprache der Kunst antworten.
Die am Mittwoch bei der Jahrespressekonferenz des Museums präsentierten Besucher-Zahlen liefern ein trauriges Bild: Rund 53.000 Gäste wurden heuer in den beiden Häusern auf dem Mönchsberg und im Rupertinum (in der Altstadt) zusammen gezählt, im Vorjahr waren es nur 42.000. Zum Vergleich: 2019 passierten noch 102.000 Kunstinteressierte die Drehkreuze der beiden Häuser. Und Sadowsky macht dafür "ganz wesentlich" die Coronapandemie verantwortlich. Der internationale Tourismus sei "maximal zurückgegangen", und in seinen Museen kämen drei Viertel der Besucher von auswärts. Wirtschaftlich konnte der Rückgang durch Ausgleichszahlungen des Bundes, "sinnvolles Wirtschaften und eine entsprechende Adaptierung der Planung" aufgefangen werden.
Ende Februar startet das neue Ausstellungsjahr
Die ersten neuen Ausstellungen im kommenden Jahr sind für Ende Februar im Rupertinum angesetzt, das zu diesem Zeitpunkt nach einem baulichen Face Lifting wiedereröffnet werden soll. Derzeit werden dort der Eingangsbereich neu gestaltet, ein neuer Shop geschaffen, die sanitären Einrichtungen erneuert und ein neues Cafe gestaltet. Außerdem soll das Altstadt-Museum endlich barrierefrei werden, was auch etwas mit der Würde der Menschen zu tun habe. "Es ist die erste sichtbare, große Investition seit 20 Jahren", so Sadowsky. Der Direktor erhofft sich dadurch auch steigende Besucherzahlen im Rupertinum, denn die fielen mit jährlichen 15.000 bis 18.000 doch bescheiden aus.
Kunst, die für Furore sorgt
Bestückt werden die ersten Ausstellungen im Rupertinum mit Werken von Marion Kalter und Heimo Zobernig. Auf dem Mönchsberg startet das MdM mit der slowenischen Künstlerin Jasmina Cibic ins neue Jahre (Anfang März). "Sie hat im Vorjahr europaweit für Furore gesorgt, wir zeigen die erste Personale von ihr in Österreich", so Sadowsky. Auch mit "True Pictures" (ab 12. März) "erheben wir den Anspruch, erstmalig zu sein": Gezeigt wird ein Überblick der nordamerikanischen Fotografie seit den 1970er-Jahren. Im Sommer folgt im Rupertinum "Schmutz und Schund" aus der eigenen Sammlung. Gezeigt wird Kunst über die dunklen Seiten der menschlichen Existenz - vom Mord bis ins Rotlicht-Milieu.
Weiteres Highlight: Bill Viola
Aus der Jahresvorschau sticht weiters Bill Viola heraus, "mit Fug und Recht der bedeutendste Videokünstler der Gegenwart", sagte der Museums-Chef. Und Vorfreude machte Sadowsky auch auf Samuel Fosso aus Kamerun, ein Meister der (selbst)inszenierten Fotografie; auch dies sei die erste große museale Präsentation seines Werks in Europa.
Wenig Neues konnte der Museumsdirektor zu den Plänen eines Fotomuseums des Bundes sagen, das Salzburg unbedingt haben möchte. "Das ist eine bundespolitische Entscheidung." Am Konzept habe man aber wesentlich mitgearbeitet.
Digitalisierung fördert die Begegnung mit der Kunst
Weitergeführt werden soll im neuen Jahr auch die Digitalisierung des MdM. Neben der Einführung des Online-Ticketings und einem neuen Web-Auftritt soll auch die gesamte Sammlung mit ihren 50.000 bis 60.000 Werken auf der Website sichtbar werden. Ob dies ein erster Schritt zu einem kostenpflichtigen Online-Museumsbesuch werde, sei derzeit noch nicht vorherzusehen, so Sadowsky. "Grundsätzlich soll auf jeden Fall der unmittelbare Besuch und die unmittelbare Begegnung mit der Kunst die entscheidende Größe bleiben."