Erstmals Werke aus der Sammlung Chobot in der Albertina zu sehen
In der neuen Ausstellung der Albertina finden sich nicht die größten Namen, dafür aber großer kunsthistorischer Wert - so der Eindruck, den Generaldirektor Klaus Albrecht Schröder bei einer Pressekonferenz am Mittwoch vermittelt hat. 2019 übergab das Ehepaar Dagmar und Manfred Chobot seine Sammlung an das Wiener Museum. Diese konstituiere eine Ergänzung zu den Beständen und gleichsam eine Neuentdeckung in Vergessenheit geratener Künstler. "Eine Art Zeitreise", fand Schröder.
Einige Werke habe man restaurieren müssen, erklärte er, warum die Ausstellung zur Sammlung - aus der nun 180 Werke bis zum 18. September gezeigt werden - auf sich warten ließ. So etwa jene von Ernst Zdrahal, einem Vertreter der Pop-Art österreichischer Sorte. Der Künstler schnitt die Umrisse der Körper seiner Figuren aus Holzfaserplatten aus und schichtete sie übereinander. So entstand etwa die bunte "Jagdfrau" - tierähnlich, dafür mit sichtbaren Brüsten und einem Konvex-Spiegel auf Kopfhöhe, der den Ausstellungsraum wie aus dem Fischauge zurückwirft.
Österreichische Künstler wie Zdrahal hätten ihren in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aufgebauten Ruhm verloren und seien - auch wegen des "Hypes" um ihre Nachfolger - in Vergessenheit geraten. Schröder betonte die positiven Seiten: Nun seien die Künstler aus ihrem sozialpolitischen Biotop herausgehoben. Die Kunst könne für sich, nicht für die Ideologie, der ihre Erschaffer damals nachgingen, stehen.
Es gibt jedenfalls die Möglichkeit, Entdeckungen zu machen, weiß Schröder und wies vor allem auf Verena Bretschneider hin. Aus ihren Leinwänden steigen dem Betrachter Fratzen entgegen, die an Piñatas wie an Totems erinnern. In ihnen belebt Bretschneider Gebrauchsgegenstände - seien es Plastikgabeln oder Haushaltshandschuhe - wieder.
Einige Namen sind dann aber doch bekannt: Die Ausstellung beginnt mit Skulpturen Bruno Gironcolis, die Köpfen, biblischen Sujets und Ähren eine futuristische wie bedrohliche Aura verleihen. Die Sammlung Chobot bringt auch Art Brut vermehrt in die Albertina, wird den Künstlerinnen und Künstlern aus der Nervenheilanstalt Maria Gugging doch ein Raum gewidmet. Alfred Hrdlicka ist u.a. mit einem archaisch anmutenden Kalkstein-Samson vertreten; ein Highlight sind Franz Ringels dem Unbewussten entspringenden, knallbunten und vulgären Motive. "Das hat der Bauch entschieden", beantwortet Manfred Chobot die Frage, wie in die Sammlung eingehende Künstler ausgewählt wurden.
Sei der "pekuniäre Wert" auch niedriger als jener der Sammlungen Batliner und Essl, die sich ebenso in der Albertina befinden, so liege die Sammlung Chobot mit diesen auf einer Stufe, wenn es um kunsthistorischen und ästhetischen Wert gehe, ist Schröder überzeugt, der die Schau als "eine der allerschönsten Ausstellungen, die wir je gezeigt haben" beschrieb. Eine eigene Personale werde man im Herbst Karl Anton Fleck widmen, erzählte Elsy Lahner, die die Chobot-Schau gemeinsam mit Schröder kuratiert hat. Mit der Schenkung habe die Albertina auch einen großen Teil seines Nachlasses erhalten.