Koreanische Bücherregal-Malerei im Weltmuseum
Bunte Bücherregale und alles, was in sie hineinpasst, zeigt das Wiener Weltmuseum ab morgen, Donnerstag, bis 1. November in seiner Ausstellung "Chaekgeori". Mit der Präsentation moderner Ausprägungen des traditionellen koreanischen Malereigenres will das Museum das 130-Jahr-Jubiläum der diplomatischen Beziehungen zwischen Korea und Österreich würdigen.
Die Welt der Bücher
Die Volksmalerei Chaekgeori sei aus der höfischen Tradition herausgewachsen, erzählte der wissenschaftliche Direktor des Weltmuseums Jonathan Fine bei einer Pressekonferenz am Mittwoch. Mit den dargestellten Büchern und gesammelten Objekten hätten die Künstler Gelehrsamkeit dargestellt. Im 18. Jahrhundert habe König Jeongjo seine Untertanen zum Lesen anregen und Wissen über andere Kulturen verbreiten wollen, erklärte Han Yun-Kyoung, die die Ausstellung gemeinsam mit Bettina Zorn kuratierte, die Anfänge des Genres. Oft sind chinesische Vasen deshalb Teil der Sujets.
Die zeitgenössischen koreanischen Künstler und Künstlerinnen, die ihre Werke nun in drei Räumen des Museums präsentieren - überwiegend sind Frauen vertreten -, griffen Traditionen des Genres auf und modernisierten sie. Und so finden neben koreanischen Stellschirmen etwa auch Acrylgemälde im Weltmuseum Platz. Nicht mehr ist hier zwingend alles ordentlich, nicht mehr sind nur Bücher, symbolträchtige Tiere und Vasen Thema, auch buntes Spielzeug, Robotermotive, pinke Farbe und Anspielungen auf Social Media sind erlaubt.
Du bist, was du liest
Dabei geben die Künstler - so Fine - auch viel von sich selbst Preis: Teil der Ausstellung mit dem Untertitel "Our Shelves, Our Selves" ist etwa "Buch über Buch" von Lee Hwa-Young, auf dem Gemälde sind unter anderem Bücher mit Kunst von Monet bis Van Gogh, Kaffeehäferl, ein Tablet, Pinsel und Spiegel in kreativer Unordnung aufeinander drapiert. Dieses und zwei andere Gemälde darf das Weltmuseum als Schenkung behalten und dauerhaft zeigen, erzählte Fine.
In "Bibliothek 3" von Hong Kyoung-Tack, das über einen Zeitraum von sechs Jahren entstand, findet man sich gar in einem Raum wieder, der vollständig aus Büchern besteht. In der Mitte thront ähnlich wie bei Pieter Bruegels "Turmbau zu Babel" ein Bücherturm, auf dem es von Spielzeugen, Spielfiguren und in ihre Einzelteile zerlegten Puppen nur so wuselt. Ohnim - seines Zeichens nicht nur Künstler, sondern auch K-Pop-Star - steuerte ein knallrotes Selbstporträt vor einem Bücherregal bei.