Jonathan Fine wechselt 2025 vom Weltmuseum an die KHM-Spitze
Nun steht fest, wer auf Sabine Haag als Generaldirektor des Kunsthistorischen Museums folgen wird: Der gebürtige New Yorker Jonathan Fine wird den KHM-Verband ab dem 1. Jänner 2025 führen. Eine Auslandsspedition muss der 54-Jährige Neo-Direktor für den Umzug dabei nicht kommen lassen - ist Fine doch seit 2021 der Chef des dem KHM zugehörigen Weltmuseums in der Hofburg.
Vielseitige Laufbahn
Ethnologe ist der im Mai 1969 geborene US-Amerikaner jedoch nicht. Stattdessen kann Fine auf eine beinahe überraschend bunte Vita verweisen. So promovierte Jonathan David MacLachlan Fine an der Princeton University im Bereich Kunst und Archäologie, hatte zuvor aber bereits mit Studien der Geschichts- und Literaturwissenschaft in Chicago bzw. Cambridge B.A.s erworben und an der Yale University das Studium der Rechtswissenschaften absolviert.
Diese multiperspektivische Bildung geriet in der öffentlichen Wahrnehmung lediglich etwas in den Hintergrund, da sich Fine in den vergangenen Jahren als Experte für den Umgang mit postkolonialen Kunstbeständen etablierte. So arbeitete Fine ab 2014 als Kurator am Ethnologischen Museum der Staatlichen Museen zu Berlin, wo er 2020 zum Museumsleiter aufstieg. Gerade im zuletzt diskutierten Umgang mit den umstrittenen Benin-Bronzen machte Fine sich einen Namen als wissenschaftliche Instanz. Auch an der Spitze des Wiener Weltmuseums setzte Fine entsprechende Zeichen.
Interdisziplinäre Museumsarbeit
Seine Funktion im einstigen Völkerkundemuseum wird Fine bis zum Wechsel ins KHM-Haupthaus in knapp eineinhalb Jahren fortführen. Spätestens dort wird der interdisziplinäre Zugang an das Museumsschaffen von heute wieder an Bedeutung gewinnen. "Ich bin davon überzeugt, dass man mit den kunsthistorischen Sammlungen auch hier Weltgeschichten erzählen kann - und zwar nicht nur die Geschichten der vergangenen Zeiten, sondern auch jene, die uns heute beschäftigen", umriss Fine anlässlich der Vorstellung seine Ziele gegenüber der APA: "Die Sammlungen des KHM repräsentieren das Beste des menschlichen Schaffens und helfen uns, das Menschsein besser zu verstehen."Perspektivisch wolle er Sonderausstellungsräumen im KHM implementieren, auch sehe er Vorteile in der Konfrontation historischer Sammlungen mit Werken der Gegenwart. "Aber ich glaube, in einem Zeitalter, wo wir zunehmend damit konfrontiert sind, dass wir nachhaltiger arbeiten müssen, dass vielleicht große Blockbusterausstellungen mit zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern eher die Ausnahme werden als die Regel", machte Fine zugleich klar. Zusammenfassend könne er sagen: "Wir müssen niederschwelliger werden."
Der multidisziplinäre Zugang sei in der heutigen Zeit für ein Museum wichtig und ein Generaldirektor müsse das Verbindende im Innen und Außen repräsentieren, begründete Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) am Donnerstag ihre Personalentscheidung: "Ein Generaldirektor ist kein Solitär." Jonathan Fine, der sich mit seiner Bewerbung gegen 19 Konkurrentinnen und Konkurrenten durchsetzte, gelinge hier der Spagat aus "großen Ansprüchen und einem geerdeten, kooperativen Verständnis von Führung".