Neue Galerie am Naschmarkt: Kleines Haus der Kunst eröffnet
Die Wiener Secession bekommt ab heute ein hochkarätiges künstlerisches Vis-à-Vis. Im ehemaligen Verkehrsbüro-Gebäude am Beginn des Naschmarkts, das von Szenegastronom Martin Ho künftig als "Kleines Haus der Kunst" betrieben wird, eröffnet am Donnerstag die Berliner König Galerie eine Dependance. Die erste Ausstellung zeigt "One Decade Of Female Sculptors" und ist frei zugänglich. "Es ist keine Verkaufsausstellung", hob Galerist Johann König bei einem ersten Rundgang hervor.
Wer Gefallen an den rund drei Dutzend ausgestellten Skulpturen zeitgenössischer Künstlerinnen findet, könne sie freilich dennoch erwerben, betonte König. In diesem Fall müsse man sich eben an die Galerie der Künstlerin wenden - und das ist nicht immer die Galerie König. Für die Ausstellung ist man Kooperationen mit Galerien wie Rosemarie Schwarzwälders Nächst St. Stephan oder Krinzinger eingegangen, auch aus Privatsammlungen oder direkt von Künstlerinnen stammen Werke. "Wir zeigen, wie wahnsinnig facettenreich die Bildhauerei von Frauen heute ist, von Holz über Neon bis zu Grenzgängen zu Malerei ist praktisch jedes Material vertreten", begeisterte sich der prominente Galerist. Schon vor dem Eingang zum Gebäude empfängt die Besucher eine Glasskulptur von Alicja Kwade, in der sich das Secessions-Gebäude spiegelt.
Auf rund 20 Prozent beziffert Katharina Abpurg, die die Leitung der neuen Räume übernommen und die Ausstellung im Team mit König kuratiert hat, den Anteil an Österreicherinnen in der bis 5. Dezember laufenden ersten Ausstellung, in der Isa Genzken, Jessica Stockholder, Monica Bonvicini und Katharina Grosse ebenso vertreten sind wie die Französin Camille Henrot oder die britische Turner-Preisträgerin Helen Marten. Von heimischen Künstlerinnen sind u.a. Brigitte Kowanz, Xenia Hausner, Eva Schlegel und Anne Schneider mit dabei. Es habe aber keine Ösi-Quote gegeben, betonte König: "Wichtig ist nur, dass es Relevanz hat." Wie etwa "Spiritual Machines Series, Totem 11" der Britin Alice Anderson, die wie eine Neuinterpretation einer berühmten Skulptur von Constantin Brâncuși wirkt.
Rund 2.000 Quadratmeter stehen in einem ehemaligen Veranstaltungssaal und auf dem Balkon vorläufig für drei Jahre zur Bespielung zur Verfügung - "ich gehe aber davon aus, dass wir es länger machen werden", sagte König, der auch Standorte in London und Seoul betreibt. Wien habe ihn als Standort schon seit langem gereizt, da familiäre Wurzeln in Österreich lägen. "Vor 20 Jahren habe ich mich für meine Galerie zwischen Berlin und Wien entscheiden müssen." Damals wurde es Berlin. Nun zieht Wien nach. Doch weder hier noch dort agiere er als klassische Galerie, hob König im Gespräch mit der APA hervor. "Wir sind keine Kunsthandlung, und wir verkaufen nicht nur Kunst, sondern auch Ausstellungen oder Konzepte, wir sind im realen wie im virtuellen Raum genauso vertreten", sagte der Galerist, der wie zum Beweis zwischendurch immer wieder seinen Instagram-Account mit neuem Video-Material aus Wien fütterte. So starte etwa am Montag ein großes digitales Kunstprojekt für Porsche. "Wir sind Gott sei Dank ziemlich profitabel."
Auch auf der Art Basel hat man jüngst sehr gute Geschäfte gemacht. Dennoch sieht König die Zukunft anderswo. "Das Interesse geht immer mehr in Projekte wie dieses hier anstatt in Messen. Der Verkauf findet zunehmend anderswo statt." Deshalb könne er es sich leisten, mit der Bespielung von Kunsträumen einen Beitrag zum allgemeinen Ausstellungsgeschehen zu leisten und nicht unmittelbar davon profitieren zu müssen. Klar ist: In der Kategorie, in der König spielt, wird nicht der ebenfalls geplante Shop den großen Umsatz bringen.
Johann König ist jedenfalls glücklich, nun in Wien gelandet zu sein - und weiß, was er der örtlichen Presse zu sagen hat: "Wien ist ein wahnsinnig toller Ort mit einer tollen Akademie und gigantischen Museen. Wien ist besser als Berlin!" Der rote Faden der künftigen Programmierung - geplant sind vier Ausstellungen jährlich - sei einfach: "Gute Ausstellungen machen!" Die nächste soll Erwin Wurm gewidmet sein.