Viel Bronze und das Unterbewusste: Rebecca Warren im Belvedere 21
Neun große, handbemalte Bronzeskulpturen auf Sockeln hadern neuerdings im Erdgeschoß des Belvedere 21 mit ihrer Masse. Bei ihrem Kampf gegen die Schwerkraft werden sie von kryptischen, an den Wänden des Wiener Museums gehängten Neoncollagen beobachtet. Verantwortlich für die Schau "The Now Voyager" zeichnet Rebecca Warren.
Warren erlangte in den späten 1990er-Jahren mit großformatigen Skulpturen aus ungebranntem Ton Bekanntheit, die zerkratzte oder zerfurchte weibliche Formen aufweisen. Einzelne Körperteile übersteigerte sie oft ins Albtraumhafte oder Komische. Mit der gegenwärtigen Schau greift sie mit neu angefertigten Skulpturen frühe Arbeiten auf, bewegt sich aber auch durch anschließende Jahrzehnte ihres Schaffens. So stellt "Transformer" mit etwas Fantasie ein riesiges, in die Luft ragendes, grotesk geformtes Bein dar, an dessen Ende ein rosa-lackierter Zeh aus einem Schuh ragt. "And who would be my mother (of Invention)" zeigt eine nackte Frau, die von der Restskulptur - einer großen Kugel mit Ritze - absorbiert wird.
Skulpturen-Kunst von Rebeccca Warren
Bei anderen Arbeiten sind der eigenen Vorstellungskraft keine Grenzen gesetzt. Die mit Löchern, Dellen und Einkerbungen versehenen Skulpturen wirken wie Teile fremdartiger Lebewesen. "Als humorvoller Blick auf diese Skulpturengruppe fiel mir immer wieder die Bar aus dem Film 'Star Wars' ein. Die verschiedenen Aliens in dieser Szene weisen große Unterschiede, aber auch gewisse Gemeinsamkeiten auf", hielt Warren in einem mit Kurator Axel Köhne geführten Interview fest.
Passend dazu werden die Bronzeskulpturen, auf denen jedes Kneten, Drücken, Stauchen und Pressen des Materials ersichtlich ist, von mehreren leuchtenden Collagen aus unterschiedlichem Material flankiert. Sie wirken wie unbekannte Schriftzeichen, die ihrer Entschlüsselung harren. Manche Bestandteile der Collagen waren einst Teil eines Selbstporträts von Warren, womit die Künstlerin in Bruchstücken dauerpräsent ist.
Ab sofort im Belvedere 21
Niemand, der sich mit figürlichen Skulpturen beschäftigt, könne Warren ignorieren, zeigte sich Belvedere-Generaldirektorin Stella Rollig bei der Präsentation der Ausstellung von der Bildhauerin angetan. Dem Werk der 2006 für den Turner Prize nominierten Mittfünfzigerin attestierte sie "Mut und Risikobereitschaft". Mit der Halle im Belvedere 21, die "höchstgeeignet" für die Präsentation von Skulpturen sei, könne die Attraktivität ihres Werks bestens ausgespielt werden. Tatsächlich bleibt Warrens Arbeiten in der hellen, lichtdurchfluteten Umgebung viel Luft zum Atmen - und den Besucherinnen und Besuchern Raum zum Rätseln.