"Schindler House" im MAK: Raum als Medium der Kunst
17 Künstlerinnen und Künstler - eine Gemeinsamkeit: Mit der Ausstellung "Schindler House Los Angeles" widmet sich das MAK - Museum für angewandte Kunst der künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Werk des Architekten Rudolf M. Schindler. Die seit Mitte der 1990er bestehende MAK-Expositur in Kalifornien habe die Teilnehmer angeregt, "sich auf sehr leidenschaftliche Art mit diesem Haus auseinanderzusetzen", freut sich MAK-Direktorin Lilli Hollein.
Rudolf Schindler im Wiener MAK
Anlass für die Schau in Wien ist das 100-Jahr-Jubiläum des 1922 erbauten Hauses, als Untertitel der Ausstellung fungiert ein Zitat des 1914 aus Österreich emigrierten Schindler (1887-1953): "Raum als Medium der Kunst". Und so öffnet man nicht nur den Kunstblättersaal, sondern auch die Räumlichkeiten der ehemaligen Direktion, die durch den Umzug der seit Herbst amtierenden Hollein in die einen Stock darüber liegenden Büroräumlichkeiten frei gemacht wurden, um mehr Platz für Ausstellungen zu haben.
Schon im Gang begrüßen die ersten "Wise Corners" von Andreas Fogarasi die Besucher. Die schlichten, im stumpfen Winkel zueinander aufgestellten italienischen Marmorplatten dienen als Displays und eigenständige Skulpturen gleichermaßen. Die Idee dazu sei ihm während seines Aufenthalts im Rahmen des MAK-Schindler-Stipendiatenprogamms gekommen, wenngleich es damals noch nicht Marmor war. Mit den zweiflügeligen Skulpturen zitiere er die Form der kupfernen Kaminummantelungen im Schindler House, wie er am Rande der Pressekonferenz erläuterte. Die darauf applizierten Fotografien zeigen Ausschnitte von Gebäuden mit einem Fokus auf Material und Textur.
Auf Texturen konzentriert sich auch Dorit Margreiter - ebenfalls ehemalige Stipendiatin in L.A. - in ihrer Arbeit: In ihrer Fotoserie "Textile Blocks" (2019) dokumentiert sie die aus geometrischen Formen zu einem fortlaufenden Muster zusammengesetzten Baumodule der Fassade des Ennis House von Frank Lloyd Wright, in dessen Architekturbüro Schindler einige Jahre gearbeitet hatte.
Von Martin Kippenberger stammt das Modell einer jener U-Bahn-Stationen, die er in den 1990er-Jahren für sein skulpturales Projekt "Metro-Net" konzipierte. Der für Tokio geplante Lüftungsschacht war 1998 im Garen des Schindler House installiert. Mit dem Haus selbst beziehungsweise dessen Möbeln, die der US-Künstler Donald Judd nach einem Besuch für sein eigenes Haus in Texas nachbauen ließ, setzt sich der Film "Donald Judd and I" (2016) von Sasha Pirker auseinander.
"Architektur nach außen gedacht"
Möbel stehen auch im Zentrum der Installation "As He Remembered It, Living Room Category" (2011) von Stephen Prina, die er einer Einrichtung, die Schindler für die russische Immigrantin Beata Inaya entwarf, gegenüberstellt. Als Farbe wählte er Pink, das laut Begleittext "gleichzeitig eine Erzählung zur Rekonstruktion und Original generiert" - hatte doch Inaya ihre Möbel ebenfalls in Pink bemalt. Diese finden sich - allerdings im restaurierten, unbemalten Zustand - ebenso in Form eines Esstischs und einer Kommode in der Schau.
"Schindler hat Architektur von innen nach außen gedacht", erläuterte Kuratorin Bärbel Vischer. "Damit hat er sich vom internationalen Stil der Moderne abgesetzt, weil er auch noch auf der Baustelle sein Konzept angepasst hat." Wer sich in die Architektur weiterer Häuser vertiefen möchte, die Schindler in Kalifornien umgesetzt hat, hat am 19. April sowie am 3. Mai (jeweils 18.30 Uhr) die Möglichkeit, sich Heinz Emigholz' Film "Schindlers Häuser" im MAK-Vortragssaal auf der großen Leinwand anzuschauen.