mumok präsentiert in neuer Ausstellung queer-feministische Werke
Postkolonial und queer-feministisch präsentiert sich die neue Ausstellung im mumok: Unter dem Titel "mixed up with others before we even begin" setzen sechs internationale Künstlerinnen und Künstler bzw. Kollektive ihre Arbeiten in Bezug zu Werken aus der mumok-Sammlung. Dabei spielt immer wieder auch Gift eine Rolle, und zwar "von der toxischen Männlichkeit bis zur durch Schadstoffe belasteten Umwelt", wie Kurator Franz Thalmair am Mittwoch bei der Presseführung erläuterte.
Die Ausstellung, die laut Thalmair eng mit der Vorgängerschau "Kollaboration" verknüpft ist, setze stark auf das "In-Berührung-Bringen" und "Miteinander-in-Beziehung-Stehen" in Opposition zu den - vor allem im Westen - propagierten Geboten von Autonomie, Originalität und Authentizität. So hat die in der Türkei aufgewachsene Nilbar Güreş etwa eine bunte Skulptur geschaffen, die als eine Art "Baum der Erkenntnis" fungieren soll, mit dessen Hilfe sich Besucherinnen und Besucher die Frage nach sexueller Orientierung und Geschlechterzugehörigkeit stellen können. Wer möchte, kann sich auf einem auf den Boden gemalten "X" so hinter der bunten Skulptur fotografieren lassen, dass klare Geschlechtszuschreibungen verschwinden. Ein ähnlicher Baum findet sich auch auf einem großformatigen Foto, das die Künstlerin neben ästhetisch verwandte Arbeiten von Karl Wisum, Julius Koller und Lois Weinberger aus der mumok-Sammlung setzt.
Nicht auf die hauseigene Sammlung, sondern auf Artefakte aus dem Naturhistorischen Museum bezieht sich wiederum der aus Peru stammende Nikolás Lamas, der sich in seinem Werk für die Schnittstellen und Bruchlinien zwischen Kunst, Wissenschaft, Technologie und Alltagskultur interessiert. So schuf er etwa ein im Grab liegendes hybrides Skelett, das an den "Lucy"-Fund erinnert. Fehlende Knochen ersetzt er durch allerlei Fundstücke aus dem Technikbereich. Afrika spielt auch bei Leilah Babirye aus Uganda eine Rolle: Sie hat diverse Büsten - von Picasso über Miró bis Duchamp-Villon - in ihre "queere Armee der Liebenden" integriert und den Werken neue afrikanische Titel verliehen. Damit "eignet sie sich den exotisierenden Blick auf afrikanische Bildwerke an, der Anfang des 20. Jahrhunderts in avancierten europäischen Kunstkreisen in Mode war", so Thalmair.
Die in Mexiko aufgewachsene Mariana Castillo Deball widmet sich in ihrem Beitrag der animistischen Belebung von Dingen und zeigt eine raumgreifende Skulptur, in der Fotografien als Teil einer Luftpflanze neues Leben eingehaucht wird. Das in Berlin ansässige Kollektiv "Slavs and Tatars" spielt in großen Plaketten mit Mehrsprachigkeit und setzt diese in Beziehung mit Werken aus der Sammlung, "die sich mit Körperteilen als affektive, sinnliche Seite der Sprache auseinandersetzen". Die in Rumänien und der Slowakei aufgewachsenen Künstlerinnen Anetta Mona Chişa und Lucia Tkáčová zeichnen schließlich - wie schon bei "Kollaborationen" - für die Ausstellungsarchitektur verantwortlich, die in diesem Fall wiederverwendet wurde. Eine ortsspezifische Intervention haben sie auch beigetragen: In einer Tiefkühltruhe finden sich kleine Organe aus Urin-Gelee, das nach der Einnahme von Fliegenpilzen hergestellt wurde. Passend dazu breiten sich Schnüre einem Myzel gleich im Ausstellungsraum aus. Der Pilz hat bereits die Fassade erreicht: Dort prangt ein Anagramm von "museum moderner kunst stiftung ludwig wien": "let fungi guru wisdom meet minds / turn us new".