Auf Entdeckungsreise in den Bezirksmuseen
Die Stadt wurde nicht am Reißbrett entworfen. Die Römer errichteten ein Militärlager entlang der Donau, im Mittelalter wurde zum ersten Mal der heutige Name verschriftlicht und seit 1804 ist Wien die Bundeshauptstadt Österreichs.
Betrachtet man die Stadtgeschichte noch genauer, sieht man, dass sich die einzelnen Bezirke zum Teil unabhängig voneinander entwickelt haben. Auf diese Weise ist Wien organisch zu einem Großen und Ganze zusammengewachsen.
Jedes Grätzl hat seine Geschichte
Die Gefahr, dass historische Überlieferungen der einzelnen Grätzl in Vergessenheit geraten, erkannten interessierte und engagierte Bürger:innen zum Glück recht früh. Tatsächlich schon 1923, als das erste Bezirksmuseum Wiens (und damit das älteste seiner Art weltweit!) in Meidling gegründet wurde. Am 15. Juni 2023 feiert das damalige “Wiener Heimatmuseum” dementsprechend sein 100-jähriges Bestehen mit einem Festakt sowie einer Sonderausstellung.
Doch die Meidlinger:innen blieben nicht lange alleine mit ihrer Idee: In den 1930er-Jahren folgten Hernals, Simmering, Favoriten und Währing dem Vorbild. Nicht alle Stadtteile schafften es hingegen, vor dem Zweiten Weltkrieg ein Bezirksmuseum zu eröffnen. Und manche der bestehenden Häuser mussten ihren Standort mehrmals wechseln.
23 Bezirke, 23 Museen
Schlussendlich gibt es heute 23 Bezirksmuseen, die zwar in einer Arbeitsgemeinschaft (ARGE) organisiert sind, jedoch ihr eigenständiges Programm fahren – bei freiem Eintritt für die Besucher:innen. Bezirkshistorische Thematiken werden dabei nicht nur in Form von Ausstellungen abgehandelt, sondern auch mit Konzerten, Nachbarschaftstreffen und Themenführungen zur Sprache gebracht.
Manche Standorte glänzen mit abwechslungsreichem Angebot abseits musealer Aufbereitung. Andere wiederum setzen besonders auf ihre Dauer- und Sonderausstellungen. Deshalb lohnt es sich umso mehr, das eigene Grätzl hin und wieder zu verlassen und anderswo vorbeizuschauen.
Spannende Sondermuseen in Wien
Ein jährliches Highlight ist außerdem der "Tag der Bezirksmuseen", der meistens im März stattfindet. Seit 2007 einigen sich alle Standorte auf ein gemeinsames Thema, dem verschiedene Veranstaltungen gewidmet sind. Heuer wurden im März unter dem Motto "Bildung in Wien" diverse Bildungseinrichtungen der Stadt vorgestellt.
Und nicht unerwähnt sollte man die Sondermuseen der Stadt lassen. Manche beschäftigen sich mit unterschiedlichen Berufen (Silber- und Goldschmied, Rauchfangkehrer & Ziegel- und Baukeramik), eines hat sogar die Clownerie und den Zirkus ins Auge gefasst. Der "ausführlichen Dokumentation der Entwicklungsgeschichte des Phonographen" ist wiederum das Phono-Museum gewidmet.
An Kuriosität nicht zu übertreffen ist jedoch das Aspern-Essling-1809-Museum im 22. Bezirk: Dort kam es im Mai 1809 nämlich zu kriegerischen Auseinandersetzungen der französischen und österreichischen Truppen. Wer an den genauen Abläufen interessiert ist, bekommt am Asperner Heldenplatz Uniformen, Schusswaffen, Briefe, Tagesbefehle und sogar Kanonenkugeln zu sehen.
In diesem Sinne: Warum nicht mal an einem freien Tag auf Entdeckungsreise durch das eine oder andere Bezirksmuseum gehen?