150 Jahre Wiener Weltausstellung: Events zum Jubiläum
Am 1. Mai 1873 wurde die Weltausstellung im Wiener Prater eröffnet und galt als Motor für die Entwicklung Wiens zur Weltstadt. Nun wird anlässlich des 150-jährigen Jubiläums auf den historischen Einschnitt zurückgeblickt.
Was ist die Wiener Weltausstellung?
Vor 150 Jahren schwang sich Wien im Konzert der imperialen Metropolen mit einem Großprojekt endgültig zur Weltstadt auf: Am 1. Mai 1873 eröffnete im Prater die 5. Weltausstellung, mit der die Habsburgerresidenzstadt in die Fußstapfen von London und Paris trat, die zuvor die Leistungsschau des Industriezeitalters beheimatet hatten. Nach sechs Monaten und einigen Katastrophen standen zwar horrende Verluste, jedoch ein wiedererstarktes Selbstbewusstsein der Doppelmonarchie.
Es war die Zeit, in der noch der Anspruch herrschte, das aktuelle Wissen der Welt in den Bereichen Industrie, Landwirtschaft und Wissenschaft oder den Stand von Kunst und Kultur an einem Ort zu vereinen. Verwirklicht wurde dieser monumentale Ansatz in ebenso monumentaler Architektur, deren Höhepunkt im doppelten Sinne die legendäre Rotunde war - eine Stahlkonstruktion, die damals mit 108 Metern Durchmesser der größte Kuppelbau seiner Zeit war. Der Bau stand noch bis 1937 im Prater, bis ein Brand das Wahrzeichen in Schutt und Asche legte.
Pompöse Ausstellung in Wien
Auf einer Fläche von umgerechnet 350 Fußballfeldern erstreckte sich das riesige Areal der Weltausstellung. Die Maghreb-Staaten und das Osmanische Reich waren mit orientalisch anmutenden Pavillons präsent, während das zuvor Jahrhunderte isolierte Japan einen fulminanten Auftritt im Westen hinlegte und die Begeisterung für Nippon gerade unter den Künstlern wachsen ließ.
Eine 800 Meter lange Maschinenhalle präsentierte die technischen Innovationen der boomenden Industrie, ein Frauen-Pavillon mit über 1.000 Objekten brachte die Frauenfrage und -emanzipation aufs Tapet. Die Unternehmen der Inneneinrichtung festigten den Ruf Wiens als Designstätte für Wohnkultur, die neuesten Schulmöbel wurden präsentiert und warfen die Frage des Bildungsstandes auf. Und die Familie Strauß lockte die Massen mit Walzern.
Finanzieller Reinfall
Finanziell wurde die Schau ungeachtet allen Pomps dennoch zum Desaster. Statt projektierter 20 Millionen Gäste kamen "lediglich" sieben Millionen. Ein Choleraausbruch mit rund 3.000 Toten hielt die Massen ebenso von einer Reise in die Donaumetropole ab wie das Platzen der Spekulationsblase, die sich im Vorfeld des Mega-Events aufgebaut hatte, nur eine Woche nach Eröffnung. Und doch war das symbolische Momentum der Weltausstellung für die Habsburger-Monarchie nicht zu unterschätzen, präsentierte sich Wien doch endgültig der Welt als moderne Metropole und Knotenpunkt zwischen Ost und West
Veranstaltungen rund um das Jubiläum
Anlässlich des Ehrentags blicken Ausstellungshäuser in Wien mit spannenden Sonderausstellungen und Spezialführungen auf das historische Ereignis zurück.
Führungen im Weltmuseum Wien: Fokus Jugendstil
Von Jänner bis Dezember kann man jeden Samstag um 11.15 Uhr eine Führung mit dem Titel "Die Wiener Weltausstellung 1873 und der Jugendstil" besuchen.
Besucher:innen erwerben in der Schau Wissen rund um die damals entstandenen Handelsbeziehungen mit Japan. Nach einer von außen erzwungenen Öffnung und einer inneren Umstrukturierung des Landes befand sich Japan zur Zeit der Weltausstellung im Umbruch. Europäische Künstler:innen zeigten Interesse vor allem an japanischen Farbholzschnitten, die zur Entstehung des Jugendstils geführt haben. Als Ausstellungsobjekte sind die Holzschnitte nun im Weltmuseum zu sehen.
Die Führung wird abwechselnd in deutscher und englischer Sprache abgehalten.
MAK: Ägypten und Japan als Europas "Orient"
Bei der 1873er-Weltausstellung fanden besonders zwei Kulturräume Anklang: Ägypten und Japan. Erstaunlicherweise wurden diese zwei Länder über einen Kamm geschert und als "Orient" zusammengefasst. Die kommende Ausstellung im MAK (Eröffnung am 27. Juni) wirft einen kritischen Blick auf den Orientalismus des 19. Jahrhunderts und zeigt auf, wie es damals zu dieser ungewöhnlichen Länder-Kombination kam.
Technisches Museum: Fokus Frauenpavillon
Das Technische Museum würdigt dieses Jubiläum nun mit der Schau "Woman at Work", die einen heute unterbelichteten Aspekt des Mega-Events ins Zentrum rückt: den "Frauenpavillon". Der damals historische Schritt, weibliche Lebensrealitäten sichtbar zu machen, nimmt man als Anlass, die Arbeitswelt von Frauen um 1873 in den Fokus zu nehmen, die weit über das Textilgewerbe hinausgriff.
Der Frauenpavillon lag bei der Weltausstellung nämlich unweit der Rotunde und damit prominent im Ausstellungsgelände zwischen den Pavillons der Staatsbahn und des Landwirtschaftsministeriums. Auf 500 Quadratmetern breitete sich die Schau im schlichten Holzbau aus, den man sich mit einer Präsentation zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen von Wilhelm Exner teilte. Der spätere Gründer des Technischen Museums bildet gleichsam den Schnittpunkt zur aktuellen Schau. Bei der Schau sind neben einer Dokumentation zahlreiche Originalobjekte zu sehen. In vier Kapiteln erzählt man davon ausgehend von der Lebensrealität von Frauen der Zeit - und beleuchtet das Weiterwirken des einstigen Pionieraktes eines "Frauenpavillons". So wurde etwa ab 1874 kunstgewerbliche Schulen für Frauen in Wien eingerichtet.
Comeback der Rotunde
Das Privatunternehmen Panorama Vienna errichtet bis Sommer den 33 Meter hohen Stahlbeton-Rundbau, der an die abgebrannte Rotunde erinnert. Wie das Herzstück der damaligen Weltausstellung aussehen wird: Das siehst du hier.