Klimaprotest & Jane Fonda: So war der Opernball
Nach zwei Jahren coronabedingter Pause hieß es am Donnerstag beim 65. Opernball in der Wiener Staatsoper wieder "Alles Walzer". Und wie es aussieht lief der erste Ball unter Staatsoperndirektor Bogdan Roščić ohne gröbere Zwischenfälle ab. Die AktivistInnen der Letzen Generation hatten sich an ihr "Versprechen" gehalten, sich nicht in der Oper festzukleben. Trotzdem blieb auch der pompöse Ballabend nicht ganz ohne Klimaprotest.
"Ihr tanzt, wir brennen"
Auf dem roten Teppich vor der Staatsoper hatten die Klima-Aktivisten Lena Schilling und Daniel Shams ein Banner mit der Aufschrift "Ihr tanzt, wir brennen" entrollt. Dabei wurden sie von Schauspieler Michael Ostrowski unterstützt. Schilling und Shams wiesen nach eigenen Angaben "auf die übergroße Schuld der Reichen und Mächtigen an der Klimakrise" hin, wie es in einer Aussendung von "System Chance not Climate" hieß.
WKO-Loge: Kritik an Harald Mahrer
Besondere Kritik richteten sie an die Wirtschaftskammer und deren Präsident Harald Mahrer, die sich wie jedes Jahr eine eigene aus Mitgliedsbeiträgen finanzierte Loge am Opernball leisteten. "Es wird Protest geben, es wird Widerstand geben. Es ist klar, dass die reichsten zehn Prozent auch in Österreich die Hälfte der Treibhausgasemissionen verursachen und damit hauptverantwortlich sind für die Klimakrise auch in Österreich. Und dagegen werden wir aufstehen, auch heute", so Schilling.
Schilling und Shams wollten sich gemeinsam mit Ostrowski auf den Weg zur WKO-Loge machen, um dem Wirtschaftskammer-Präsidenten einen Preis zu überreichen: das "Fossil des Abends". "So viel Skrupellosigkeit verdient einen Preis. Harald Mahrer bekommt heute ein tanzendes Fossil, damit er sich auch in 20 Jahren noch an seinen Beitrag erinnert, unsere Energierechnungen unleistbar und unsere Welt unbewohnbar zu machen", meinte Shams. Bevor sie Mahrer den "Preis" jedoch verleihen konnten, wurden sie von Securities hinauskomplimentiert - "unter Zwang", wie sie betonten.
Jane Fonda: "Ich liebe Erdäpfelsalat"
Schon bei der Kleid-Präsentation am frühen Abend hieß es kurzfristig, dass Richard Lugners Stargast, Jane Fonda, den Termin platzen lasse. Die US-Schauspielerin kam dann aber doch, mit 30-minütiger Verspätung. "Es ist wundervoll, sehr freundlich", sagte Fonda dann. Wer der Designer ihres Kleides ist, wusste Fonda jedoch nicht. "Es gehört ja nicht mir. Ich muss es ja wieder zurückgeben", meinte sie lächelnd vor der Presse. Vor dem 65. Wiener Opernball hatte sie ein Wiener Schnitzel. "Ich liebe Erdäpfelsalat", sagte die Schauspielerin. Auf die Frage, was ihr an Österreich am meisten gefiele, meinte sie: "Die Menschen!" Nach zehn Minuten Präsentation entschwand Fonda auch schon wieder.
Medienscheue Fonda, Lugner aber zufrieden
Am Opernball verweigerte Fonda dann sämtliche Interviews. Wie es aus dem engen Umfeld des Baumeisters hieß, informierte die US-Schauspielerin im Vorfeld, dass sie in Wien "heute nicht, morgen nicht und übermorgen auch nicht" für Einzelinterviews zur Verfügung stehe. "Sie lässt nicht einmal einen Fotografen in die Loge", so Lugner.
Fonda hatte demnach den Ball auch gleich mit Auslaufen ihres Vertrages kurz vor 24.00 Uhr verlassen. Ihr Rückflug war für Freitag in der Früh geplant. Lugner zeigte sich dennoch "zufrieden". "Sie ist schon ein toller Gast", meinte der Baumeister.
Dem ORF gab Fonda dann aber doch noch ein Interview. "Es ist außergewöhnlich, ich bin froh, dass Herr Lugner mich eingeladen hat", sagte die US-Schaupielerin. Sie zeigte sich von der Eröffnung begeistert. "Diese Art zu tanzen sieht man nicht in meinem Land."
Opernball-Vermissung ...
Bundespräsident Alexander Van der Bellen hatte den Opernball schon vermisst, wie er im Gespräch mit der Austria Presse Agentur verriet. "Es gehört zu Wien dazu, es gehört zu Österreich dazu, die Eröffnung ist jedes Mal fantastisch", betonte das Staatsoberhaupt. Bewunderung äußerte er sowohl für Lugners Stargast Jane Fonda als auch für Gast und Physiknobelpreisträger Anton Zeilinger gleichermaßen. "Ich schätze ihn ungemein", sagte Van der Bellen über Zeilinger. Man könne stolz darauf sein, was Zeilinger, abgesehen vom Nobelpreis, auf den Weg gebracht habe. Zu US-Star Fonda meinte Van der Bellen: "Sie ist eine begnadete Schauspielerin über Jahrzehnte. Aber vor allem hat sie sich für Dinge engagiert, wo ich auch dabei war: früher mal vor Jahrzehnten Anti-Vietnam-Krieg und heute natürlich der Versuch, gegen den Klimanotstand etwas zu tun".
... und Opernball-Premiere
Während es für den Bundespräsidenten also schon eine gewisse "Opernball-Routine" gab, besuchte Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) zum ersten Mal die Veranstaltung. Für ihn war der Staatsball "ein überwältigendes Ereignis", mit "Kunst und Kultur", "es ist große Tradition", betonte er. Der Bundeskanzler war davon begeistert, "in so einer Kulisse auch schwierige Themen zu besprechen". Nehammer hatte nämlich den belgischen Premierminister Alexander De Croo zu Gast. "In dieser Umgebung Staatsgeschäfte führen zu dürfen, ist schon außergewöhnlich", meinte er.