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#TechnoMeToo: Debatte um Gewalt in der Szene

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In den sozialen Medien kursiert derzeit ein Disput um strukturellen Machtmissbrauch gegen Frauen, der seinen Anfang mit einem Posting von hausgemacht-Gründerin Frederika Ferkova nahm. Was genau ist passiert, worum geht es in der Debatte?

Sexuelle Gewalt als Motiv für Intervention

Ferkova ist Gründerin des feministischen Techon-Kollektivs “hausgemacht”, das unter anderem die “Sex Positive Partys” in Wien ins Leben gerufen hat, um die sexuelle Enttabuisierung im Nachtleben zu fördern. Nun soll es auf einigen Techno-Raves regelmäßig zu sexuellen Übergriffen gekommen sein, die bisher im Verborgenen geblieben sind. 

Nach einem beruflichen Meeting, das in der Privatwohnung eines Kollegen stattgefunden hat, soll die Veranstalterin selbst Opfer sexueller Belästigung geworden sein ein prägendes Ereignis, das Ferkova zum Anlass genommen hat, eine Initiative auf Instagram zu starten. In einem Posting ruft sie dazu auf, sich bei Betroffenheit anonym zu Wort zu melden. Auch ein eigener Hashtag wurde kreiert: #TechnoMeToo.

Dutzende Anschuldigungen sind seither im Postfach der Initiatorin eingelangt, die Fälle von physischer und psychischer Gewaltanwendung schildern. Bei den Vorwürfen drehte es sich wiederholt um fünf Männer aus der Wiener Clubszene. Das zeigt ein Posting des offiziellen Instagram-Profils von hausgemacht, in welchem das Kollektiv Stellung bezieht und sogar die Namen besagter Männer öffentlich an das schwarze Brett nagelt – mit der Ankündigung, eine potentiell künftige Zusammenarbeit mit ihnen sowie deren Kooperationspartner:innen zu beenden.


 

Debatte um viral gegangene (Un)Wahrheiten

Damit ist die Sache allerdings noch nicht abgetan: Der Post hat eine breite Debatte aufgerissen. Während sich manche Veranstalter bereitwillig zurückgezogen haben, streiten andere die Anschuldigungen vehement ab. Mitglieder des Kollektivs Circa Afterhours forderten beispielsweise, "die Hexenjagd und verbreitete Unwahrheiten", die "persönlichen Auseinandersetzungen" geschuldet seien, mit sofortiger Wirkung zu beenden. 

Die Vorwürfe würden insbesondere deshalb publiziert, "um berufliche Existenz zu entziehen". Es handle sich bei den Verteidigungen auch nicht um eine sogenannte Täter-Opfer-Umkehr, so die beschuldigten Veranstalter aus der Szene.

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Der ebenfalls kritisierte WERK-Besitzer Stefan Stürzer gab im Zuge der Debatte seinen Rücktritt aus der Clubszene bekannt. Seither wird der Nachtclub von Tania Saedi und Antonia Bauer, zwei engagierten Frauen der Szene, interimistisch geleitet, bis sich ein/eine Geschäftsführer:in zur Nachfolge gefunden hat.

Zudem wurde ein Spendenaufruf mit Unterstützung der Vienna Club Commission (VCC) für betroffene Frauen aufgerufen. 

Struktureller Machtmissbrauch und seine Folgen

Worum geht es in der Debatte wirklich? Obwohl die Techno-Szene den Anschein vermittelt, progressive Entwicklungen zu durchlaufen und zunehmend inklusiver für das weibliche Geschlecht zu werden, bestehen dennoch wesentliche Kritikpunkte an der strukturellen Beschaffenheit der Wiener Clublandschaft.

Die Bewegung #TechnoMeToo will Missstände einer männerdominierten Branche aufzeigen, in der Frauen in der Regel (noch immer) unterrepräsentiert sind, auch wenn sich augenscheinlich einiges tut. So werden zunehmend Awareness-Maßnahmen aus dem Boden gestampft, auch gehen immer mehr Frauen der Tätigkeit als DJanes nach. Die tragende Rolle als Veranstalter, Booker, Clubbesitzer oder Ähnliches bleibt allerdings nach wie vor überwiegend dem männlichen Geschlecht vorbehalten.

Eine wesentliche Problematik dahinter bezieht sich vor allem auch auf versteckten Sexismus, der auf prekäre Arbeitsverhältnisse zurückzuführen ist. Als selbstständige Kulturschaffende ohne fixe Arbeitszeiten und gesetzlich geregelte Absicherungen würden viele Vorwürfe erst gar nicht gemeldet, um Jobaussichten erfüllen zu können. Der bewusst hedonistische Lebensstil in der Technoszene, nicht selten gezeichnet von Suchtmittelkonsum, kann zudem verschärfend auf die Situation wirken.


 

Bewusstsein für Missstände schärfen

Eine Lösung dieses Konflikts scheint noch weit entfernt. Die Vienna Club Commission (VCC) ruft indes dazu auf, sich im Nachtleben mit gegenseitigem Respekt zu begegnen und Awareness-Teams für potentielle Übergriffe besser nachzuschulen und vor allem auch nachprüfbare, geregelte Maßnahmen bei Club-Regulierungen einzuführen. 

Aktuell werden zudem öffentliche Proteste veranstaltet, wie etwa Raves, mit denen unter dem Stichwort #TechnoMeToo für besagte Missstände und ungleiche Rechte der Geschlechter sensibilisiert werden soll.