Kabarett Österreich

"Gschichtldrucker": Marco Pogo mit Kabarett auf Tour

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Bei der Premiere des Programms brachte er ein pointiertes Erzählstück aus seinem Leben und damit ein solides Erstlingsprogramm auf die Bühne des Wiener Orpheums. Der Mix aus Politischem, Alltäglichem, Musikerleben und zelebrierter Bierseligkeit weiß dabei auch Nicht-Trinker zu unterhalten.

Marco Pogo erzählt Geschichten

Die besten Geschichten schreibt bekanntlich das Leben - für den umtriebigen Pogo natürlich ein Vorteil. So gibt er Einblicke in sein ihm zufolge überhaupt nicht glamouröses Musikerleben: Etwa in den schon kaputt erworbenen Tourbus, der ein Biotop menschlicher Ausdünstungen sei - hier scheut der Neo-Kabarettist nicht vor Witzen unter der Gürtellinie. Und auch von den Orten, an die ihn die Tourbusse führen, weiß der Musiker Gschichtln zu drucken. Bei einem von der Mafia organisierten Auftritt in China ("Wenn die Gage stimmt, spiele ich sogar am ÖVP-Parteitag" - "Na, Scherzerl") habe er miterlebt, wie ein junger Mafia-Boss auf sein eigenes Auto "geschifft" habe. Wer das nicht glauben wollte, bekam sogleich den Beweis: Ein auf Karton gedrucktes Foto, bei dem Pogo den Chinesen in flagranti ablichtete.

Neben Tiki-Bar und Glitzer-Girlandenvorhang (Kostenpunkt: Drei Euro pro Set) findet sich auf der Bühne ein präsidiales Pult. Wer allerdings darauf gehofft hat, dass Pogo hinter Österreich- und Anarchieflagge sowie Pfauen-Schreibfeder im Orpheum seine Kandidatur für die anstehende Bundespräsidentenwahl bekanntgeben will, wird enttäuscht. Anscheinend bewirbt er sich erst in den 2050er-Jahren erfolgreich um das höchste Amt der Republik, um dann mit der First Lady an seiner Seite zu regieren. Österreich sieht da schon ein bisschen anders aus: Anfang Februar hat es typischerweise über 40 Grad im Schatten, Präsident Marco Pogo muss die Tiroler Orangenernte eröffnen und Klimaflüchtlinge aus dem Burgenland retten sich nach Wien.

Politik, Musik und mehr

Ganz politischer Mensch - Pogo besetzt derzeit ein Bezirksratsmandat in Wien-Simmering -, geht es natürlich auch der Politik aus dem Jahr 2022 an den Kragen. Kein gutes Haar lässt Pogo an FPÖ-Chef Herbert Kickl, der auch mit 87 noch Gedichte gegen Flüchtlinge schreibe - und seien sie auch aus dem Burgenland. Aber auch gegen Heinz-Christian Strache (Mit einer Brille wirke man 50 Prozent intelligenter, aber 50 Prozent von nichts sei immer noch nichts) und Medienmanager Wolfgang Fellner (Wer nach einem Programm dümmer sein wolle als vorher, der möge "Fellner! LIVE" schauen) teilt er auf der Bühne aus.

Neben seinem Musiker- und Politikerdasein gibt sich Pogo schließlich als ganz normaler Österreicher, der sich mit Problemen des Alltags - Identifikationspotenzial für das Publikum! - herumschlagen muss. Das sind nicht nur die Mathematik-Schularbeiten, bei denen er als Bub gerne mal abschreibt, sondern vor allem die österreichische Bürokratie. Immer absurder wird da Pogos Versuch, das Passwort seiner Handy-Signatur zu erneuern. Eine Odyssee führt ihn unter anderem über das Magistratische Bezirksamt - diese zwei Worte allein bringen ihm ein enthusiastisches "Ha" aus dem Publikum - und eine Corona-Teststraße mit schließlich positivem Test.

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Auch wenn nicht jeder Gag gleichermaßen zündet, vergehen im Orpheum zwei amüsante Stunden wie im Flug. Gerade seine vielseitigen Erfahrungen dürften bei der Zusammenstellung von Kabarett-Material förderlich sein, und auch die Bühnenerfahrung war dem souveränen Pogo anzumerken. Ganz sieht es danach aus, als könne man Arzt, Politiker, Musiker und Kabarettist gleichzeitig sein. Man darf gespannt sein, was da noch kommt.

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