Khalid Bounouar: "Humor ist Therapie"
Khalid Bounouar ist nicht nur für seine scharfsinnigen Witze bekannt, sondern auch für sein markantes Outfit: Der deutsche Comedian betritt die Bühne stets in bunten Sakkos und mit Herrenfliege.
So auch am 17. April, als er im Rahmen der RebellComedy-Tour "Kult" das Wiener Publikum im Globe charmant durch den Abend führte. Dass ihm das Showbusiness quasi im Blut liegt, bewies Bounouar nicht nur mit seinem Humor, sondern auch mit seiner Performance von Beyoncés "All the Single Ladies".
"Ich stehe schon seit meiner Kindheit auf der Bühne. Zur Stand-Up-Comedy bin ich durch Zufall gekommen", verrät der Entertainer im Gespräch mit events.at. Als ein Mitglied von RebellComedy kurz vor einem Auftritt ausfiel, wurde Bounouar gefragt, ob er einspringen wolle. "Als ich dann das erste Mal Stand-Up gemacht habe, wusste ich sofort, dass das mein Ding ist."
Khalid Bounouar live: Keine Angst vor der Bühne
Für eine Karriere als Comedian brauche es keine besonderen Voraussetzungen, wichtig sei aber, keine Angst vor der Bühne zu haben – und die hat Bounouar definitiv nicht. Mittlerweile moderiert er die Neuauflage der Kultsendung "Quatsch Comedy Club" und tritt damit in die Fußstapfen von Thomas Hermanns, dem Gründer des TV-Formats.
Hermanns, der die Stand-Up-Comedy in Deutschland etabliert hat, ist auch eines seiner Vorbilder. Früher habe er sich mehr an Comedians wie Chris Rock oder Dave Chapelle orientiert, heute eher an deutschsprachigen Comedians, "die ihre eigene Welt erschaffen", erzählt Bounouar.
Jonas statt Yasin
Als Sohn eines marokkanischen Vaters und einer algerischen Mutter lernte Khalid Bounouar schon in der Schule, was es heißt, doppelte Leistung erbringen zu müssen. "Wenn der deutsche Mitschüler eine Zwei geschrieben hat, brauchte man mindestens eine Eins, um genauso gut dazustehen", erinnert er sich zurück. Dennoch sieht er seinen Migrationshintergrund als "Supermacht", die es ihm erlaubt, Dinge anzusprechen, die in der Gesellschaft schief laufen. "Früher gab es den Hofnarren, der alles sagen durfte und allen den Spiegel vorhielt, heute gibt es Comedians", so Bounouar. Humor sei für ihn einerseits ein Ventil, um Ärger Luft zu machen, andererseits aber auch eine Therapie, um rassistische Erfahrungen zu verarbeiten.
Das Thema Diskriminierung und Rassismus zieht sich wie ein roter Faden durch sein Programm: Der Bühnencharakter Yasin, der eine Ausbildung zum Kaufmann für Dialogmarketing macht, gibt sich etwa am Telefon als "Jonas" aus, um besser durchzukommen. Bounouar spielt aber auch mit gängigen Vorurteilen verschiedener Communities – und trifft damit einen Nerv. "Über 90 Prozent der Geschichten in meinem Solo sind wahr. Ich schreibe auf, was mir oder jemandem aus meinem Umfeld passiert ist", erzählt der Künstler. Viele Zuschauer:innen hätten ähnliche Situationen erlebt und fänden sich in seinen Gags wieder, weshalb die Witze für Bounouar nicht nur unterhaltsam, sondern auch lehrreich und befreiend sein sollen.
Wiener Schmäh und Nahostpolitik
Dass er als Allround-Entertainer eine gute Figur abgibt, bewies der deutsche Comedian am Mittwochabend im rappelvollen Globe.
Bounouar moderierte, tanzte und scherzte mit dem Publikum, ließ aber auch Raum für ernste Themen. Spätestens, als Kollege Usus Mango in seinen rot-grün-schwarz-weißen Sneakers (Farben der palästinensischen Flagge) die Bühne betrat, war klar, dass hier Unausgesprochenes thematisiert wird. Der Krieg in Gaza und das Schweigen Deutschlands dazu, der Aufstieg der AFD und ihre Abschiebepläne scheinen auch die lustigsten unter den RebellComedy-Mitgliedern zu beschäftigen – wie Benaissa Lamroubal oder Babak Ghassim, der ein bewegendes Gedicht vortrug und damit kurzzeitig für absolute Stille im Saal sorgte.
Wiener Schmäh servierte hingegen Sami Hassan, der die typischen Wiener Grantler gekonnt aufs Korn nahm, ebenso John Smile, der die unter anderem die "Floridsdorfer Unterwelt" durch den Kakao zog.
Wer Khalid Bounouar ohne seine RebellComedy-Kollegen erleben möchte, hat dazu am 31. Mai im Wiener Stadtsaal Gelegenheit. Der Künstler tritt dort mit seinem Soloprogramm "Drive Me Crazy" auf.