Konzerte

Wie aus dem Bilderbuch: Harry Styles legte perfekten Auftritt hin

Loading ...

Am 8. Juli legte der britische Popstar im Wiener Ernst-Happel-Stadion eine mehr als gelungene Performance hin, die rund 60.000 Besucher:innen glücklich stimmte. Sein letztes Wien-Konzert in der Stadthalle – das auch damals schon ausverkauft war – liegt erst ein Jahr zurück, die Sehnsucht nach der Pop-Ikone schien unter Fans dennoch gewaltig.

Wieder brachte der 29-jährige, der sein Metier durchaus zu beherrschen scheint, Großartiges zustande: der knapp zweistündige Auftritt wurde von Styles – gemeinsam mit Band – mit viel Liebe umgesetzt. 

Die Kunst dabei: der Star verließ sich bei seinem Auftritt ganz auf sein Können, verzichtete auf jegliche Showelemente, die man bei einem Popkonzert erwarten würde. Keine akrobatischen Stunts, kein Trapez, kein Feuerwerk. Stattdessen setzte er auf die kraftvolle Magie seiner Songs, mit welchen der Sänger intime, aber gleichzeitig unterhaltsame Momente schuf – ein Entertainer in Topform eben.

Pop-Ikone mit unverwechselbaren Stilmerkmalen

Dass die Vorfreude schon vorab durchaus spürbar war, zeigten hart gesottene Anhänger:innen, die vor der Konzerthalle Zelte aufschlugen und dort die Nacht verbrachten. Der Weg war auch sonst nicht zu verfehlen, ebenso für Fans, die ausschließlich wegen des Konzertes nach Wien anreisten. Herabgerieselter, bunter Boa-Federschmuck, den sich Fans als stilsicheres Accessoire aneigneten, markierten das Gelände. Wer mit Harrys Style vertraut ist, weiß nämlich, dass das Zubehör zu seinem Auftreten gehört und daher genauso wenig verzichtbar ist, wie die "Kutte" eines Metal-Freaks.

Im Stadion angekommen zeigte sich schnell, dass der Brite seinem Stil auch während der Show treu blieb. Lediglich ein quadratischer Performance-Steg, sowie eine riesige, gediegene Videowall als physische Showelemente zierten seinen Auftritt. Er setzte hauptsächlich auf seine Anwesenheit und seine unverwechselbaren Songs, die die Fans weitaus zufriedenstellen. Immerhin kündigte der Star zu Beginn der Show an: "Unser Job ist es, euch zu unterhalten. Ich verspreche euch, wir werden unser Bestes geben". Mit einer begleitenden Handbewegung brachte der Sänger Tausende Kehlen zum Kreischen – ein gelungener Startschuss für die darauf folgende Performance.

Musikalische und emotionale Achterbahnfahrt

Die Show wurde mit seinem erst 2022 veröffentlichten Popsong "Daydreaming" eingeleitet, der das Publikum zum Kreischen brachte. Gefolgt von "Golden", mit welchem Styles und Band gegen die tobende Massenhysterie ankämpften. Magische Momente schuf er mit starkem Gesang und dem intensiven, etwas zurückgelehnten "Adore You", ein Song, mit welchem der Sänger einen Hauch von Nachtclub-Atmosphäre in den überalterten Betonbau einbrachte.

 

Loading ...

"She" kam soulig, garniert mit einem langen, feinen Solo des Gitarristen Mitch Rowland, die Ballade "Matilda", vom "Rolling Stone" als "herzzerreißendes Meisterstück" gepriesen, mit Cello-Begleitung, um dann mit dem treibenden "Satellite" nach drei Minuten Handylicht-Schwingen zum Tanzen überzuleiten.

Mit "Late Night Talking" lieferte Styles den ersten Über-Hit-Höhepunkt, um mit seinen Fans in Interaktion zu treten und eine bedeutsame Message zu verbreiten, die an ein "Coming Out" erinnert. "Am I gay when 99 percent of men disgust me?", war auf einem Schild einer jungen Frau zu lesen. "Um ehrlich zu sein, 99 Prozent der Männer widern mich auch an", sagte Styles, selbst Kavalier, der Blumen ins Publikum streut, um bei "Grapejuice" selbst mit solchen bombardiert zu werden (Melonen und Kiwis waren am Konzertgelände ausdrücklich verboten).

Aus Liebe zu den Fans

Die "Love On Tour" konzipierte sich als Hommage an die Beatles ("All You Need Is Love"). Aus diesem Grund legte er mit "Treat People With Kindness" nach und brachte die Menge dazu, lautstark mitzusingen – Die Botschaft war für Fans ersichtlich.

Dass der Engländer auch noch den derzeit vermutlich besten Mainstream-Pop drauf hat, machte das Konzert zum einmaligen Erlebnis zum Wohlfühlen für alle – egal, ob mit  halbakustischen "Fine Line" zum Träumen oder abschließende, stimmungsgeladene Hit-Feuerwerke wie "Sign Of The Times" und "As It Was", die das Publikum in Staunen versetzte.