Musikalische "Messe" mit Nick Cave auf der Burg Clam
Man kennt es ja bereits: Nick Cave-Konzerte ähneln fast schon religiösen Zusammenkünften, auch gerne als "Messen" in seiner Anhängerschaft bezeichnet. Kann man so sehen, muss man aber nicht. Am Freitagaben lieferte der Australier gemeinsam mit seinen Bad Seeds eine mitreißende "Andacht" auf der Bühne der Burg Clam. Natürlich war der Sprung in die Gefilde der Übertreibung hier nicht weit. Aber zumindest die musikalische Begleitung sowie die Energie auf der Bühne waren von höchster Qualität.
Nicht zuletzt machte auch das stimmungsvolle Ambiente vor der Burg ein Groß des Zaubers aus. Und natürlich die Eröffnung durch den heimischen Liedermacher und Publikumsliebling Voodoo Jürgens.
Hier einige Eindrücke vom Konzertabend vor der Burg Clam (Fotos: APA):
Nick Cave suchte nahen Kontakt zum Publikum
Die Setlist, die Nick Cave seinen Fans in Österreich mitgebracht hatte, hielt viel Schönes bereit: "Get Ready For Love" als Opener sorgte für die massiv-passende Einstimmung, gefolgt von "There She Goes, My Beautiful World" und "From Here To Eternity". Bei "Bright Horses" oder einem Klavier-begleiteten "I Need You" blieben wohl viele Augen nicht mehr trocken, während "Red Right Hand" wieder energiegeladen mitriss.
Ebenfalls bekannt und geliebt bei seinen Konzerten: "Prediger" Cave bemühte sich auch hier um engen Kontakt mit den ZuhörerInnen. Da wurden Hände gereicht, das Mikro manchmal weitergegeben, High-Fives verteilt oder – ganz im Stil der inszenierten Messe – auch die eine oder andere Stirn getätschelt, fast so, als würde Cave seinen "Segen" weitergeben. Der Ausnahmemusiker war sich seiner Wirkung auf seine Fans bewusst und ließ sich entsprechend feiern – feierte aber auch mit ihnen. Die (zugegeben stark übertriebene) Liebe scheint nahezu greifbar zu sein, und genau das macht wohl die Anziehung von Nick Cave live aus.
Wie das Amen im Gebet
Während Mastermind Cave vorne die Menge in Eskaste versetzte, spielten die Bad Seeds fast schon dezent, aber umso virtuoser im Hintergrund und sorgten für die passende "Mess-Belgleitung". Der Glitzer-Background-Chor, der ebenso auf der Bühne stand, verstärkte den gewollten Effekt einer Gospel-Messe, Hallelujah!
Fazit: Ja, ein Nick Cave-Konzert ist bestimmt nicht "alltäglich", und der Faktor der "Messe" sowie sein "Prediger"-Showeffekt können, wenn man den 64-Jährigen zum ersten Mal live erlebt, mitunter befremdlich erscheinen. Man kann sich davon für zwei Stunden mitreißen lassen, oder das ganze vielleicht mit etwas irritierter Distanz aus der Ferne mitverfolgen. Zum Glück kann man sich von der Musik Caves auch verzaubern lassen, ohne die Arme gleich betenderweise in den Himmel zu recken.