Peter Fox live: Zwei Stadtaffen treffen DEN Stadtaffen
*Ding* Eine Nachricht poppt auf meinem kleinen Bildschirm auf: "PETER FOX - ARENA WIEN - TICKETVERKAUF STARTET!" Ich hatte mir eine Erinnerung gestellt. Nicht für mich, nein, für meinen besten Freund, der seitdem wir uns kennen, von ihm schwärmt. Sofort waren sie gekauft, zwei Tickets, für zwei echte Stadtaffen, so wie sie Pierre Baigorry, besser bekannt als Peter Fox, in seinem Debütalbum beschrieben hatte. Ich war nie der größte Fan des Berliners, aber nach diesem Konzert bin ich überzeugt: Der Mann ist grandios.
Nicht vergessen wie
Peter Fox ist im selben Jahr geboren wie meine Mutter, doch er steht noch immer in seiner üblichen Persona und Manier auf der Bühne. Mit seinem ersten Track "Vergessen Wie" hat er deutlich gemacht, dass er es eben nicht vergessen hat. Unvergesslich waren auch die ersten paar Minuten des mittlerweile 51-Jährigen auf der Bühne. Sofort war die gesamte Crowd dabei, bereit, ein wenig den Speck zu schütteln.
Spätestens beim zweiten Track "Ein Auge blau" haben sich auch die letzten Wiener Stadtaffen am Open-Air-Gelände der Arena eingefunden und begannen, sich zu den Dancehall-Sounds und Fox’ routiniertem Rap in Ekstase zu tanzen. Traditionell soll man ja mit einem Paukenschlag beginnen: Peter Fox begann gleich mit mehreren. Wer seine Musik kennt, wird wissen, dass der Berliner mit großer Liebe die Perkussion seiner Lieder arrangiert – getanzte Paukenschläge waren es bei mir etwa 120.
Peter Fox: Seit 25 Jahren Musik
Typische Drums, die Berliner Schnauze am Mikrofon und das geniale Songwriting,: Mit all diesen Charakteristika liefert er seit 25 Jahren anspruchsvolle, tanzbare Musik mit Botschaft. Seit 1998 musiziert Peter Fox mit der Reggae-Gruppe "Seeed", als deren Frontmann. Auch aus diesem Repertoire schöpfte er beim Konzert am Mittwoch in Wien.
Doch bevor die Seeed-Covers zum Tanzen und Weinen einluden, spielte Fox noch sein legendäres "Schwarz zu Blau". Statt "Guten Morgen Berlin", hieß es zu Beginn des Konzerts "Guten Abend Wien". Als er den Refrain zum zweiten Mal anstimmte, begann die Arena-Wiese plötzlich zu beben. Wie im Chor sang die volle Kapazität von 3000 Menschen: "Guten Morgen Berlin, du kannst so hässlich sein." Wiener:innen eben.
Seeed-Covers, Feuerzeuge und Tanzgruppe
Wenn man so lange Peter Fox ist wie er, dann reicht das auch mal. Und den Mittelpunkt der Show teilt er gerne: Die gesamte Crew, samt talentierter Tanzgruppe und einer Fangruppe aus Wien, sorgten für die passende Atmosphäre und ein Bühnenbild mit Groove und Bounce. Auch zu erwarten: Seeed-Klassiker neu interpretiert. Live klingen "Hale-Bopp" und "Ticket" eben nochmal ganz anders als auf Spotify.
Für ein paar Minuten wurde es dann ganz herzergreifend und langsam. Ein Freund lehnte sich zu mir hinüber und rief mir ins Ohr: "Dieses Lied hat mich durch meine letzte Trennung gebracht." Meine Mitbesucher:innen waren deutlich "bessere" Peter-Fox-Fans, und nach "Lass Sie Gehn" verstand ich auch, warum. Für wenige Minuten tauschten 3000 Menschen ihre Dancehall-Steps gegen rhythmisches Wippen und Feuerzeuge bzw. Handy-Taschenlampen.
Zum Schluss wurde nochmal wirklich der Speck geschüttelt, ein Song, der Peter Fox und den Grund für seinen Erfolg in meinen Augen besonders gut einfängt. Als "finalen Track" spielte Fox noch "Zukunft Pink", um uns alle ein bisschen optimistischer für die nächsten Jahre zu stimmen. Nach der scheinbar letzten Performance verabschiedete sich der Künstler vom Publikum, unter tosendem Applaus und wildem Geschrei.
Doch genau wie bei Marvel, war das noch nicht das Ende. Nichts Neues, aber "Alles Neu" und "Haus am See" dürfen eben bei einem Peter-Fox-Konzert nicht fehlen. Auch ein kleiner Patzer in letzterem Lied konnte die grandiosen Rundum-Performance nicht trüben. Peter Fox hat auf ganzer Linie geglänzt, alles gegeben – und Wien hat ihn vollends angenommen.
Eine zweite Runde gibt es dann beim Lido Sounds Festival, am 18. Juni in Linz.