Konzerte

Wiener Konzerthaus feiert Vielfalt und Geburtstage

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"Blicken wir mit Mut nach vorne" - Konzerthaus-Intendant Matthias Naske zeigte sich am Dienstag wohlgemut im Blick auf die kommende Saison in seinem Haus, mit der man das Thema Corona vollends hinter sich lassen möchte. 61 Zyklen, 450 Eigenveranstaltungen und 401.000 aufgelegte Karten bilden dabei das Zahlengerüst. 17 Gastorchester hat man im Haus, wobei man bei 646 Ensembles und Solisten 177 Debüts feiert. "Wir moderieren Beziehungen", umriss Naske die Kernaufgabe.

Die Vielfalt feiern

Dass diese auch zum Publikum nach wie vor intakt sind, davon zeigte sich Naske überzeugt, auch wenn man in der aktuellen Saison 14 Prozent weniger Abonnements verkauft habe. "Verletzlich ist dieses Haus immer noch", machte der Konzerthaus-Chef deutlich, auch wenn es heuer je 500.000 Euro von Stadt und Bund zur Hilfe angesichts der gestiegenen Energiekosten gibt. Seit September zeige die Entwicklung aber nach oben, würden Karten auch nach wie vor kurzfristiger gekauft. Das Abo sei jedoch nicht tot, sondern ein Zeichen des Vertrauens, das man zunehmend zurückgewinnen werde.

Das Motto sei dabei: "Wir feiern die Vielfalt". Dies habe auch eine gesellschaftspolitische Dimension in einer demokratischen Gemeinschaft. Entsprechend erstreckt sich die Bandbreite der Veranstaltungen von großen symphonischen Konzerten über Jazz, von Literaturkonzerten bis hin zu Pop.

"Flieg, Gedanke, auf goldenen Schwingen" - mit der flehenden Phrase aus Verdis Gefangenenchor aus "Nabucco" startet man am 4. September in die Saison, lässt doch Riccardo Chailly mit dem Scala-Orchester diese Hymne erklingen. Ebenfalls Verdi, konkret dessen monumentales "Requiem", wird überdies von Volksopern-Musikdirektor Omer Meir Wellber mit seinem Orchester am 28. Oktober gespielt.

Schönberg-Geburtstag nächstes Jahr

Violinistin Patricia Kopatchinskaja ist ebenso Porträtkünstlerin wie die Sängerin Fatma Said oder der Hangspieler Manu Delago. Auch wenn Percussionist Martin Grubinger wie angekündigt mit dem 40. Geburtstag sein Solistendasein beenden will, wird sein Zyklus "Percussive Planet" in Kooperation mit ihm fortgeführt. Neu ist indes ein eigener, dreiteiliger Zyklus für Franz Welser-Möst mit dem Cleveland Orchestra, den Wiener Philharmonikern und dem BR-Symphonieorchester. Das Wiener Kammerorchester setzt seine Sonntagsmatineen fort, wobei drei der sieben Veranstaltungen vom neuen Chefdirigenten Jan Willem de Vriend geführt werden. Die Ernennung des 60-jährigen Niederländers wurde am Dienstag bekanntgegeben.

Und nicht zuletzt reiht sich 2024 gleichsam eine künstlerische Geburtstagsparty an die nächste. Den 150. von Arnold Schönberg feiert man im Haus unter anderem mit seinem Violinkonzert, das Kopatchinskaja intoniert. Anton Bruckners 200. Geburtstag wird ebenso mit mehreren Veranstaltungen begangen wie Luigi Nonos 100. Geburtstag, der am 29. Jänner vom Minguet Quartett gefeiert wird. Und nicht zuletzt würdigt man den scharfkantigen Formulierer Karl Kraus zum 150. Geburtstag am 28. April 2024 mit einer Lesung von Karl Markovics gemeinsam mit den Wiener Concert Schrammeln.

Konzerte mit dem RSO geplant

Fünf Konzerte sind in der kommenden Saison auch mit dem RSO programmiert - und Naske zeigte sich ebenso zuversichtlich, hier keinen Ersatz zu benötigen, wie schockiert ob der Diskussion um die Zukunft des Orchesters im Zuge der ORF-Einsparungspläne. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass das RSO tatsächlich aufgelöst wird. Das wäre in der Tat zu dreist", verwies Naske auf laufende Gespräche mit den Gebietskörperschaften. "Es ist für mich unverständlich, wie diese Idee geboren werden konnte", machte der Musikmanager dabei deutlich. Wenn es sich um ein taktisches Manöver der ORF-Generaldirektion handle, sei das Ganze zumindest taktlos gegenüber den Betroffenen. "Ich finde es einen barbarischen Umgang", machte Naske deutlich.