“Der Glöckner von Notre Dame”: Erste Einblicke ins neue Musical
Wenn die Geschichte des Glöckners von Notre Dame nicht in Paris, sondern in Wien angesiedelt wäre, würde man ihn die Pummerin im Stephansdom läuten hören. Wie passend also, dass die Präsentation des gleichnamigen Musicals am Dachboden des Doms stattfand. Unter den erstaunlich luftigen Balken und in angenehm schummriger Atmosphäre durfte ein erster Blick hinter die Kulisse der kommenden Ronacher-Produktion geworfen werden.
Österreichische Erstaufführung im Herbst
Am 8. Oktober 2022 wird “Der Glöckner von Notre Dame” auf der Wiener Theaterbühne Premiere feiern. Es ist die österreichische Erstaufführung des Musicals, welches auf dem gleichnamigen Disney-Film von 1996 basiert. “Das Publikum darf sich auf einen spektakulären Musicalbesuch mit handverlesener Besetzung, imposanter Musik, einem gewaltigen Chor und selbstverständlich allen bekannten Disney-Songs freuen”, verspricht Christian Struppeck, VBW-Musical-Intendant.
Obwohl es sich um eine neuere, überarbeitete Version des Musicals (von 2014) handelt, bleibt der Spirit des Originals erhalten. Die Bühnenversion stammt im Übrigen aus der Feder von Alan Menken, mehrfach preisgekrönter Komponist, sowie Stephen Schwartz, ebenfalls preisgekrönter Liedtexter. Die Version am Ronacher wird von Scott Schwartz inszeniert – natürlich mit deutschen Texten dank der Übersetzung von Michael Kunze.
Der Cast steht fest
Auch die vier HauptdarstellerInnen fanden sich zur Präsentation im Wiener Stephansdom ein. David Jakobs wird die Rolle des Quasimodo übernehmen. Dies kommt nicht überraschend, zumal er den Glöckner bereits in Berlin verkörpert hatte.
An seiner Seite finden sich Abla Alaoui als Esmeralda sowie Andreas Lichtenberger als Erzdiakon Claude Frollo ein. Alaoui ist zurzeit noch im Raimund Theater in “Miss Saigon” zu sehen und steht kurz vor der Veröffentlichung ihres ersten Romans. Lichtenberger wiederum kehrt an die Vereinigten Bühnen Wien zurück, wo er 2017 bereits in “Don Camillo & Peppone” spielte.
Mathias Schlung, der unter anderem bei Klaus Maria Brandauer das Handwerk der Schauspielerei lernte, verkörpert Clopin Trouillefou. Und Dominik Hees freut sich darauf, nach der tanz-intensiven Rolle im Musical “Cats” in die ruhigere Haut des Hauptmanns Phoebus zu schlüpfen.
Unterstützung von Live-Chor
Neben dem hochkarätigen Cast erwartet das Publikum ein weitere Highlight: Ein 24-köpfiger Live-Chor wird das Ensemble auf der Bühne unterstützen. Die Sängerinnen und Sänger kommen aus fünf “professionellen Amateurchören”, so Karl-Gerhard Straßl, Präsident des österreichischen Chorverbandes. Die Freude sei groß, bei einem solch außergewöhnliche Projekt mitarbeiten zu dürfen. Die Proben hätten schon begonnen.
Impressionen der Präsentation:
Alter Stoff, moderne Themen
“Der Glöckner von Notre Dame” stammt ursprünglich aus der Feder des französischen Autors Victor Hugo. Der Glöckner Quasimodo wächst aufgrund einer körperlichen Missbildung im Turm von Notre Dame auf. Sein Ziehvater, der Erzdiakon, verbietet ihm den Ausgang. Doch eines Tages wagt es Quasimodo in die Freiheit und wird sogleich in große Probleme verwickelt. Nur Esmeralda, die bei Sinti und Roma aufgewachsene Tänzerin, erbarmt sich seiner und freundet sich mit ihm an. Natürlich dürfen in einem anständigen Musical die Liebesschwüre und zwischenmenschlichen Katastrophen nicht fehlen: Esmeralda vergibt ihr Herz dem Hauptmann Phoebus, während der Erzdiakon vor Eifersucht fast vergeht.
Ausgrenzung, Diskriminierung und Verachtung von Menschen, die anders sind – schwerwiegenden Themen für ein Musical. Doch sie zeigen nur, wie modern der Stoff von Hugo immer noch ist. Intendant Struppeck betonte jedoch mehrfach, dass auch die Familienunterhaltung nicht auf der Strecke bleiben wird. Jetzt heißt es nur, sich bis Herbst 2022 zu gedulden. Der Ticketverkauf hat allerdings schon begonnen.