Theater Phönix in Linz: Gesellschaftspolitik auf der Bühne
Am Freitag hat das Ensemble des Linzer Theater Phönix unter Führung der neuen Intendantin Silke Dörner zwei Produktionen für die Herbstsaison vorgestellt. Die junge in Regensburg lebende Regisseurin, Autorin und Friedensaktivistin Katja Ladynskaya aus Sankt Petersburg interpretiert Antigone im Hinblick auf den aktuellen Krieg in der Ukraine. Peter Androsch und Natalie Pichler bereiten das Thema "Klimawandel" in einem unkonventionellen Format für alle Sinne auf.
Die Bauarbeiten am Gebäude des Phönix-Theaters mögen noch nicht gänzlich abgeschlossen sein, Dörners Priorität liegt aber ohne Zweifel auf den Stücken. Katja Ladynskayas Antigone nach Sophokles feiert am 29. September um 19:30 Uhr Premiere und führt einmal mehr vor Augen, wie relevant der Stoff vieler altgriechischer Tragödien auch viele Tausend Jahre nach ihrer ursprünglichen Niederschrift noch ist. So ist die Ummünzung auf die aktuelle Situation in Russland seit dem Angriff auf die Ukraine naheliegend. Antigone und ihre Schwester Ismene legen sich als junger politischer Widerstand mit ihrem mächtigen Onkel, dem Diktator Kreon und seinen Unterstützern an. Am Beispiel nur einer Familie der gesellschaftlichen Elite bildet sich in dieser Inszenierung doch ein ganzes politisches und soziales System ab.
Klimawandel auf der Bühne
In krassem Gegensatz dazu steht das Sinnestheater "Klimazone", welches am 13. Oktober uraufgeführt wird. Der Welser Schallkünstler Peter Androsch hat gemeinsam mit Designerin und Innenarchitektin Natalie Pichler eine neuartige, alle Sinne ansprechende Kreation geschaffen, die sich spielerisch mit dem Klimawandel und besonders mit dem Wetter auseinandersetzt. Dabei gibt es weder einen durchgehenden Handlungsstrang, Dialog, eine Bühne oder gar feste Sitzplätze für die Zuschauer. Mithilfe verschiedenster technischer Hilfsmittel wird "Wetter gespielt". Das Klima soll gehört, gesehen, gerochen, gefühlt und geschmeckt werden, während man sich frei im Raum bewegt. Dabei soll weder Angst geschürt noch dystopische Visionen heraufbeschworen werden, Androsch und Pichler wollen in knapp 50 Minuten die Wahrnehmung schulen und "Klimapanik" auf spielerische und humorvolle Art auffangen, ohne dabei das Leitmotto des Stückes, ein Zitat des ehemaligen Vorsitzenden des Weltklimarates abzumildern: "Nobody on this planet is going to be untouched by the impacts of climate change".
Außerdem stellt sich das Ensemble des Phönix-Theaters im neuen Format BALKON:DIENSTAG vor und freut sich, seine Zuschauer kennen zu lernen. Ebenso neu ist Patrik Hubers HADES 2.0, welches am 9. November Premiere hat, und zwei Gastspiele: "Morgen ist leider auch noch ein Tag", ein humorgeladenes Depressions-Theatersolo von Roman Blumenschein mit Premiere am 15. November und die Lesung "Frankenstein // Monster" mit Daniela Wagner und Matthias Heck, welches am 22. November uraufgeführt wird.