Umjubelte Premiere für "Roxy und ihr Wunderteam" an der Volksoper
Hausdebütant Andreas Gergen verwandelte diese am Samstag. Das Stück aus 1937 kommt zwar nicht aus der größten Tiefe des Raumes, aber hat den Zug zum Tor.
Abraham, der nach den ersten großen Erfolgen wie "Viktoria und ihr Husar" oder "Die Blume von Hawaii" als Jude 1933 aus Berlin fliehen musste, hatte "Roxy und ihr Wunderteam" im Theater an der Wien zur Uraufführung gebracht - und im Titel die Anspielung auf die so unter Kapitän Matthias Sindelar betitelte österreichische Fußballnationalmannschaft verpackt.
Roxy und die Fußballmannschaft
Im Stück ist es allerdings die ungarische Nationalelf, die nach einem Sieg über England in London feiert und von dort eine vor dem Traualtar geflüchtete Braut namens Roxy hilfsbereit mit ins Trainingslager an den Plattensee nimmt. Ihr Onkel, ein schottischer Mixed-Pickles-Fabrikant, folgt ihr mit dem gehörnten Bräutigam, während im Trainingslager Fußballer und die Mitglieder eines Mädchenpensionats aufeinandertreffen und sich zwischen Roxy und dem attraktiven Mittelstürmer Gjurka eine Romanze anbahnt. Doch können die so geschwächten Herren das anstehende Entscheidungsspiel gegen England gewinnen?
Diese Nummernrevue steht in Popularität noch deutlich hinter den anderen Werken Abrahams zurück, wird in den vergangenen Jahren aber wiederentdeckt, nicht zuletzt vor zwei Jahren an Barrie Koskys Komischer Oper in Berlin. Es ist ein Werk der kindlich-naiven Freude am Spaß wie sie nach dem Krieg noch die infantilen Peter-Alexander-Filme prägen sollte und kann mit unsterblichen Textzeilen wie "Lass Dir einen Cocktail mixen von den kleinen Donaunixen" aufwarten. Und Andreas Gergen - einstiger Salzburger Operndirektor und mittlerweile einer der renommiertesten Musicalregisseure - geht hier bei seinem Hausdebüt an der Volksoper mit und bietet dynamisches Kurzpassspiel.
Flotte Inszenierung an der Wiener Volksoper
Die Inszenierung (Bühnenbild Sam Madwar) ist dominiert von schnellen Szenenwechseln, überraschenden Raumlösungen, dem geschickten Einsatz von Videos und gespickt mit kleinen Einfällen, wenn beim Gang durch London mit einem Male Mary Poppins über den Himmel schwebt oder ein Fußballspiel in der Etagenbühne gespielt wird. Und auch das Salonorchester im Graben, das zwischen Operettennummern, 20er-Jazz und ungarischen Einsprengseln changiert, geht unter dem ebenfalls erstmals an der Volksoper zu erlebenden Kai Tietje in diesem Angriffstempo mit.
Im großen Mannschaftstreiben sticht Musicalsängerin Katharina Gorgi als junge Titelfigur mit lasziv-neckischem Charme heraus und hat mit Jörn-Felix Alt ein würdiges Objekt der Begierde an ihrer Seite. Beide haben solide Musicalstimmen, die die Tonalität des Werks eher in diese Richtung verschieben, während Hausherr Robert Meyer den geizigen Schottenonkel und Chefdramaturg Christoph Wagner-Trenkwitz den Fußballkommentator geben dürfen.
Der einzige Kritikpunkt bei diesem ebenso flotten wie durchdachten Abend bleibt, dass manch stückintrinsische Anzüglichkeit wie das Preisen der Handarbeit der jungen Dame für den Gemahl liegengelassen oder zu subtil ausgespielt wird. Da müsste man den Ball in dieser Sportoperette gar nicht so flach halten. Immerhin stehen bereits nach vier Minuten die ersten halbnackten Fußballer auf der Bühne, und am Ende weht auf der bühnenfüllenden Leinwand auch noch die Regenbogenfahne über dem Geschehen. Wenn das mal nicht ein Wink in Richtung Ungarn war...