Kritikerumfrage: Volkstheater Wien räumt gleich mehrere Preise ab
Die Produktion "humanistää!", die sich mit dem Werk Ernst Jandls auseinandersetzt, hat gleich in vier Kategorien den Sieg davontragen: Der Abend wurde als Inszenierung (Claudia Bauer) und Bühnenbild des Jahres (Patricia Talacko) gewählt, Andreas Auerbach schuf die Kostüme des Jahres, Samouil Stoyanov wurde zudem zum Schauspieler des Jahres gewählt.
Stoyanov wird in der neuen Ausgabe des Magazins "Theater heute" nicht nur für seine "schweißtreibenden Verse" in der Inszenierung gelobt, sondern auch für seine Rollen und Tänze in "Karoline und Kasimir - Noli me tangere" vom Nature Theater of Oklahoma, ebenfalls am Volkstheater Wien. "humanistää!" ist am 5. und 16. Oktober zum nächsten Mal zu sehen. Auch das Stück des Jahres ist eine Koproduktion des Volkstheaters, nämlich Helgard Haugs "All right. Good night.". Die Theatermacherin von Rimini Protokoll bringt darin zwei Ereignisse zusammen - zum einen das Verschwinden der Passagiermaschine auf Flug MH370, zum anderen die Demenzerkrankung ihres Vaters. Ungewöhnlich ist, dass das Publikum die Geschichte verfolgt, indem es über weite Teile einen eingeblendeten Text mitliest.
Stolzes Team
"Sieben auf einen Streich! Ich freue mich sehr über diese Anerkennung von Seiten der Kritiker*innen. Die Würdigung von Inszenierung, Ensemblemitglied und Ausstattung macht mich stolz und zeigt, was für ein großartiges Team am Volkstheater arbeitet", ließ Direktor Kay Voges in einem Statement gegenüber der APA seiner Freude freien Lauf und zählte die zweiten Plätze für "All right. Good night." bei der Inszenierung des Jahres und für das Haus beim Theater des Jahres gleich mit. "Das zweitbeste Theater im deutschsprachigen Raum könnte ja ein Grund sein, das Volkstheater zu besuchen, oder gar ein Abo abzuschließen." Zum Theater des Jahres wurde in der Umfrage zur zurückliegenden Saison unter 45 Kritikerinnen und Kritikern das Schauspielhaus Bochum gewählt.
Ein Drittel der Befragten entschied sich dafür, kein Theater explizit zu nennen. Die Mehrheit davon sei der Meinung gewesen, dass viele Theater die Nennung verdient hätten, weil sie sich in der Pandemie wacker geschlagen hätten, erklärte Redakteur Franz Wille. Auf das Schauspielhaus Bochum mit Intendant Johan Simons entfielen schließlich sechs Stimmen, auf das Volkstheater vier. Das letzte Mal hatte das Schauspielhaus Bochum den Titel 1982 unter der Intendanz von Claus Peymann gewonnen.
Weitere Auszeichnungen vergeben
Zur Schauspielerin des Jahres wurde Lina Beckmann gewählt - für ihre "mitreißende Hass- und Bosheitsverkörperung von Shakespeares Antiheld Richard III.". Die Inszenierung "Richard the Kid & the King" von Karin Henkel am Deutschen Schauspielhaus Hamburg ist eine Koproduktion mit den Salzburger Festspielen und war im Vorjahr in Salzburg zu sehen. Zur Dramatikerin des Jahres wurde Sivan Ben Yishai gewählt, für ihre Stücke "Wounds are forever" und "Like Lovers do". Als Nachwuchsdramatikerin wird Sarah Kilter ("White Passing") geehrt, als Nachwuchsschauspieler des Jahres Johannes Hegemann ("Doughnuts").
(S E R V I C E - https://www.der-theaterverlag.de/theater-heute/)