ChatGPT übernimmt Ausstellung im Grazer Kunsthaus
Der international bekannte österreichische Medienkünstler Richard Kriesche stellt derzeit im Foyer des Grazer Kunsthauses sein jüngstes Werk "Zeitenwende - The Almost Dead Artist : The Almost Alive Artificial Intelligence" aus. Das aus drei "Dialogen" mit dem erst im November 2022 gestarteten, heftig diskutierten Textroboter ChatGPT bestehende Triptychon stellt unter anderem die Frage nach der Zukunft der Kunst angesichts der rasanten Entwicklung von künstlicher Intelligenz.
Tipps von der KI
Die auf Englisch verfassten Texte enthalten jeweils ein kurzes Frage-Anwort-Spiel zwischen dem Künstler und dem Computerprogramm. Im ersten Dialog fordert Kriesche die künstliche Intelligenz dazu auf, einen Ankündigungstext für seine Ausstellung zu schreiben. Auf dem zweiten Tableau wird sie gebeten, einen Kommentar zu dem Werk aus ihrer persönlichen Sicht zu geben. Der dritte Dialog nimmt Bezug auf die zweite Antwort und enthält die Empfehlung des Programms, was der Betrachter der Ausstellung für sich geistig mitnehmen soll.
In einem Künstlergespräch, das einen Tag nach der Eröffnung des Kunstwerks am Mittwoch im Kunsthaus stattfand, erläuterte Kriesche sein Werk. Er habe die Form des Triptychons bewusst gewählt, da dieses in der Kunstgeschichte für den Altar stehe und in dieser Form "die Weltwirklichkeit im religiösen System in Korrelation zur Lebenswirklichkeit" gesetzt habe. Mit seinen drei Fragen nach der grundsätzlichen Botschaft, der Hinterfragung des globalen und individuellen Menschseins, sowie nach dem Verständnis der Kunst vor diesem Hintergrund habe er bewusst "reduziertest möglichen" Ansatz gewählt. "Wir stehen am Anfang einer Entwicklung, die wir nicht ahnen können". Nun gehe es zuerst darum verstehen zu lernen und zu "elaborieren, was möglich ist".
Foyer steht kurzfristigen Projekten offen
Während der in Form eines Laptops auf dem Podium anwesende Chatbot entgegen der Ankündigung, nicht zu Wort kam, rief die Leiterin des Studiengangs Design und Kommunikation an der FH Joanneum, Birgit Bachler, zur kritischen Anwendung des neuen Textwerkzeugs auf, das im Bereich der Kunst als "co-kreatives Tool" eingesetzt werden könne. Kriesche sah den durch die Arbeit mit der Künstlichen Intelligenz ausgelösten Denkprozess als "Angebot der Symbiose."
Die Ausstellung wurde auf Initiative Kriesches von Kunsthaus-Chefkuratorin Katrin Bucher Trantow mit einer Vorlaufzeit von wenigen Wochen auf die Beine gestellt und ist bis 19. März im Eingangsbereich des Grazer Kunsthauses zu sehen. Bucher Trantow sagte der APA, sie erwäge, die Ausstellungsfläche im Foyer in Zukunft speziell derartigen, besonders kurzfristigen Projekten zu widmen.