Grazer Minoritensaal: Runderneuerte Barockperle vor Eröffnung
Am kommenden Mittwoch (4. Mai) ist es soweit: Der Grazer Minoritensaal und das neue Minoritenzentrum samt aufgewertetem Kreuzgang und autofreiem Hof werden nach sechs Jahren Renovierungs- und Modernisierungsarbeiten feierlich eröffnet. Von den Gesamtkosten von über sechs Millionen Euro sind bisher gut zwei Drittel gedeckt. Die Spendenaktion und ein Patenschaftsprogramm laufen daher weiter.
Das Herzstück des Minoritenkomplexes ist der Große Minoritensaal, der als der bedeutendeste Barocksaal der Steiermark gilt. Nicht nur wurden die zahlreichen Gemälde umfangreich restauriert, sodass sie wieder in kräftigen Farben leuchten. Risse in der Decke und Schäden, die teilweise noch aus dem Zweiten Weltkrieg stammten, wurden behoben.
Die früher mäßige Akustik des ursprünglich als Refektorium genutzten Raumes wurde durch Schall absorbierende Elemente in den Fensternischen und durch geeignete Bestuhlung stark verbessert. Ein über den Boden funktionierendes, ausgeklügeltes Belüftungssystem soll auch in der heißen Jahreszeit für ein angenehmes Klima sorgen.
Modernisierte Bereiche
Der Backstagebereich für die Künstler wurde im Dialog mit dem Bundesdenkmal erweitert, unter anderem indem die ausführenden Architekten vom Büro Domenig & Wallner eine Zwischendecke in einem bisher als Abstellraum verwendeten, hohen Eckzimmer einzogen. Behutsam modern und nüchtern gestaltet ist das Foyer, für das noch ein fixer Pächter aus der Gastronomie gesucht wird. Im Zusammenhang mit der barrierefreien Gestaltung der Kulturflächen schufen die Architekten eine neue Achse zwischen dem Haupteingang des Foyers und dem ebenfalls von Grund auf erneuerten Kreuzgang.
Der große Hof vor dem Foyer - früher ein Parkplatz - wurde autofrei gemacht und mit einem Schotterrasen begrünt, der laut Projektleiter Peter Grabner geeignet ist, künftig auch Veranstaltungen mit Bestuhlung und Bühnenaufbau auch im Hof durchführen zu können. Die Verwaltung der Minoritensäle - neben dem Großen auch der Kleine Minoritensaal und der Franziskanersaal - sowie des gesamten Kulturzentrums hat inzwischen die Diözese Graz übernommen. Diese ist auch zuständig für die Buchung für Konzerte, Kongresse und andere Veranstaltungen. Die Preise dafür sind nach der Renovierung naturgemäß gestiegen. Die Miete des Großen Minoritensaals für einen Konzertabend kostet beispielsweise 2.400 Euro.
Feierliche Einweihung wegen COVID verschoben
Das Budget für die sechsjährigen Renovierungsarbeiten betrug sechs Millionen Euro. Davon bestritten je 1,5 Millionen die Stadt Graz und das Land Steiermark. 300.000 Euro steuerte das Bundesdenkmalamt bei, rund 600.000 Euro stammten aus der Konventskassa, 700.000 Euro brachten private Sponsoren und Spender auf. Weil die Gesamtkosten erst zu gut zwei Drittel gedeckt sind, sucht das Kuratorium "Freunde von Mariahilf/Steirer für den Minoritensaal" weiterhin Spender und Patenschaften für einzelne Kunstgegenstände.
Der Große Minoritensaal wurde bereits im November vergangenen Jahres inoffiziell mit einer Kulturveranstaltung eingeweiht. Die für den 22. Jänner geplante feierliche Eröffnung fiel, wie so vieles, der Pandemie zum Opfer. Kommenden Mittwoch ist es aber dann endlich auch dafür soweit.