St. Pölten: Ehemalige Synagoge als Kulturzentrum
Seit Jahrzehnten ziert das imposante Gebäude mit Kuppel und Jugendstilfassade die Lederergasse 12 in St. Pölten. Farbenfrohe Wandornamente, segmentbogige Fenster und lichtdurchflutete Räume lassen die einstige Schönheit der Ehemaligen Synagoge in neuem Glanz erstrahlen.
Die Synagoge ist quasi ein Spiegelbild der tragischen Geschichte der jüdischen Gemeinde St. Pöltens, die während der NS-Zeit ausgelöscht wurde. 1913 wurde das Jugendstiljuwel von den Architekten Theodor Schreier und Viktor Postelberg errichtete, im Jahr 1938 wurde es von den Nazis stark beschädigt und anschließend von der Stadt "arisiert".
Die Sanierung der Ehemaligen Synagoge wurde von Bund, Land und Stadt St. Pölten mit 4,6 Millionen Euro finanziert. Das ehemalige Gotteshaus soll nun als Ort der Geschichtsvermittlung, für Ausstellungen und kulturelle Veranstaltungen dienen.
Kulturzentrum für breites Publikum
Erst 1984 wurde das Gebäude nach vierjähriger Renovierung wiedereröffnet, der sakrale Raum konnte jedoch aufgrund der Gewaltgeschichte nicht wiederbelebt werden.
Seit den 80er-Jahren ist im angrenzenden Kantorhaus die jüdische Geschichte Österreichs (Injoest) untergebracht. Im Jahr 2022 wurde mit weiteren Sanierungsarbeiten begonnen, um die ehemalige Synagoge als neues Zentrum für Ausstellungen, Kulturveranstaltungen und Geschichtsvermittlung einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Ehemalige Synagoge als Haus für alle
Die Räumlichkeiten wurden so adaptiert, dass Kunstinstallationen, Medienstationen und das jüdische Kunst- und Kulturfestival Jewish Weekends die ehemalige Synagoge zum Ort für lebendigen Kulturaustausch machen.
Vom 19. bis 21. April 2024 finden die Tage der offenen Tür statt, an denen das Gebäude bei freiem Eintritt besichtigt werden kann. Außerdem erwartet die Besucher:innen ein umfassendes Rahmenprogramm sowie Führungen.
Kuratorin Martha Keil gibt jeweils um 11 Uhr und um 15 Uhr Einblicke in die Dauerpräsentation "Die Synagoge und ihre Gemeinde". In der Sonderausstellung "Dinge bewegen. Objekte und ihre jüdischen Geschichten" werden vom 17. Mai bis 10. November unter anderem Fluchtgeschichten anhand von Ausstellungsstücken erzählt.
Eröffnung ehemalige Synagoge St. Pölten - Tage der offenen Tür
- Wann: von 19.−21. April 2024
- Wo: Lederergasse 12, 3100 St. Pölten
- Öffnungszeiten: Am Freitag, 19.4., von 10:00−17:00 Uhr, am Samstag, 20.4. und Sonntag, 21.4., jeweils von 10:00−18:00 Uhr.
- Freier Eintritt
Zeitgenössische jüdische Kultur
Herzstück des geplanten Kulturprogramms ist das bereits erwähnte Jewish Weekends, dessen zentraler Veranstaltungsort die Alte Synagoge sein wird. Das von Johann Kneihs kuratierte Festival findet vom 7. bis 9. sowie vom 14. bis 16. Juni statt.
Das Festivalformat bringt sowohl internationale Stars wie Frank London, Sharon Kam oder das Payadora Ensemble als auch heimische Musikstars nach St. Pölten. Darüber hinaus sind zahlreiche Österreich-Premieren und Uraufführungen sowie Diskussionen rund um das Thema jüdische Gegenwart geplant.