Friedl Dicker-Brandeis' vielseitige Arbeiten im Lentos Kunstmuseum
Einen Einblick in das vielfältige Oeuvre von Friedl Dicker-Brandeis gibt die neue Ausstellung im Lentos Kunstmuseum, die der Bauhaus-Schülerin, Avantgarde-Malerin und Kunstpädagogin gewidmet ist. Textildesign, Architektur und politische Plakate genauso wie Porträts und Landschaften entstanden in den unterschiedlichen Phasen ihres Schaffens, wie der Unterlage zur Pressekonferenz am Donnerstag zu entnehmen ist. Die Schau ist von 28. Jänner bis 29. Mai 2022 in Linz zu sehen.
Das turbulente Leben der Künstlerin
Friedl Dicker wurde 1898 in Wien geboren. Sie studierte zunächst in Wien und ab 1919 am renommierten Weimarer Bauhaus, wo sie unter anderem Schülerin von Johannes Itten, Paul Klee und Wassily Kandinsky war. Mitte 1923 zog sie nach Berlin und entwarf und fertigte dort gemeinsam mit Franz Singer Kinderspielzeug und Schmuck ebenso wie Aufträge für Textilien, Buchgestaltungen und Buchbinderarbeiten. 1925 kehrte sie nach Wien zurück und gründete dort ein Buchbinde- und Textilatelier. Ab Anfang der 1930er-Jahre wandte sie sich der kommunistischen Ideologie zu, weshalb sie in der Folge auch eine mehrmonatige Haft absitzen musste. 1936 zog sie nach Prag und lernte dort ihren Cousin Pavel Brandeis kennen, den sie wenig später heiratete. Mit dem Münchner Abkommen 1938 wurde es für das Ehepaar zunehmend eng, sie wechselten mehrmals den Wohnort und wurden 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo Friedl Dicker-Brandeis im Kinderheim L-410 als Lehrerin arbeitete. Im Herbst 1844 wurde ihr Mann nach Auschwitz deportiert, Dicker-Brandeis meldete sich für einen Folgetransport und wurde im Oktober 1944 in den Gaskammern ermordet.
Die Schau im Lentos widmet sich den vielseitigen Arbeiten der Künstlerin. Am Beginn ihres nur knapp 25 Jahre dauernden Schaffens standen vor allem Textilentwürfe und Buchbinderarbeiten. Ebenso zu ihren Werken zählten Entwürfe für Gebäude, Wohnräume und Möbel. Ein Charakteristikum dieser war unter anderem die Wandelbarkeit und damit Mehrfachnutzung von Räumen durch die Möglichkeit, Möbel zusammenzuklappen, zusammenzuschieben und zu stapeln. Mit ihrer Hinwendung zum Kommunismus designte sie auch großformatige Plakate, die den Klassenkampf propagierten.
Nach der Hochzeit mit Pavel Brandeis wandte sie sich zunehmend der Malerei zu und es entstanden politisch motivierte Bilder, tiefgründige Porträts und Landschaften ihrer neuen Umgebung. Mit der Deportation nach Theresienstadt rückte die Arbeit als Kunstpädagogin in den Mittelpunkt. Sie sah es als ihr Ziel, mithilfe der Malerei Erschütterungen im Bewusstsein der Kinder aufzudecken und zu heilen.