"Immer am Puls der Zeit": Iris Andraschek im Linzer Lentos
Von Umwelt- und Frauenthemen über die Pflege bis hin zur Getreidekrise - die ab Donnerstag im Linzer Lentos zu sehende Ausstellung von Iris Andraschek ist zwar eine Retrospektive, aber dennoch unübersehbar am Heute und Morgen orientiert. "I love you :-)" zeigt bis 11. September Arbeiten aus dem 35-jährigen Schaffen der Künstlerin.
Kuratiert hat die Werkschau Lentos-Chefin Hemma Schmutz. Iris Andrascheks Arbeiten seien "immer am Puls der Zeit", sagte sie bei der Presseführung am Dienstag. Die Themen würden sich oft vermischen. Der Titel bezieht sich auf ein Projekt der Künstlerin, im Rahmen dessen Schüler Sprüche auf Bändchen drucken sollten - sehr oft zu lesen: "I love you :-)", erinnert sich Andraschek. Man habe den Satz genommen, weil er viel zulasse und für jeden verständlich sei. "Wir alle haben uns das wahrscheinlich einmal auf die Hose geschrieben als Teenager."
Eine Säule aus hängenden Plastiksäcken, gefüllt u.a. mit Donauwasser und Gegenständen, die die Künstlerin am Flussufer gesammelt hat, ist eine dominierende Säule im großen Ausstellungsraum des Linzer Kunstmuseums. Daneben tanzen in Aquarien Schnapsgläser und -fläschchen oder Kunststoffkugeln mit kleinen, wie in Bernstein gegossenen Gegenständen. Drapiert wurden die Ausstellungsstücke auf Betonsteinen, die den Raum gliedern, ohne ihn zu zerschneiden.
Von Andrascheks Projekt "Ich bin hier" in Krems, bei dem Teppiche in Erinnerung an ermordete und vertriebene Jüdinnen in der Stadt aufgemalt wurden, sind die Schablonen zu sehen. "About care" befasst sich mit dem Thema Pflege - ein angedeutetes Badezimmer, übersät mit Zitaten aus Recherchegesprächen und mit Zeichnungen. Der "Getreideautomat" spuckt in Intervallen immer wieder einzelne Körner aus und verdeutlicht, wie es ist, wenn nicht alles sofort und ausreichend zur Verfügung steht. Inspiriert wurde Andraschek zu der Installation durch die Pandemie, als zu hören war, es könne zu Getreideengpässen kommen, wie sie erklärt - eine Entwicklung, die nun durch den Ukrainekrieg deutlich verschärft worden ist.
Fotos von chinesischen Bauern, die wegen des Baus eines Staudamms zwangsweise in die nächste Stadt abgesiedelt wurden, zeigen, wie diese dort nun unter Brücken oder auf den Dächern von Hochhäusern Gemüse produzieren und Hühner halten. Passend dazu werden alternative Landwirte im Freiraum unter dem Lentos auf mit Erde befüllten Anhängern ihre Lieblingspflanzen anbauen.
Der Annexraum des Museums ist der Alepposeife gewidmet - einem syrischen Kulturgut, das durch den Krieg verloren zu gehen droht. Fotos und Videos zeigen den Herstellungsprozess, der Basar von Aleppo wurde mit den charakteristischen Lorbeerseifenstücken nachgebaut.