Landestheater Linz mit Themenschwerpunkt "Herkunft"
Seit Übernahme von Hermann Schneider als Intendant des Landestheaters Linz im Jahr 2016 ist auch die Spielzeit 2023/24 wieder unter ein Thema gestellt. Die 36 Neuproduktionen, darunter acht Uraufführungen, stehen unter dem Motto "Herkunft". Vor allem die populärste Sparte Musical wartet nur mit Erstaufführungen auf.
Im Jahr eins nach Corona sei man bei den Besucher:innenzahlen und Ticketerlösen seit April wieder auf Kurs, was das Haus für die kommende Saison optimistisch stimmt.
Identitätsstiftendes im Programm
Gemeinsam gaben Schneider, der kaufmännische Geschäftsführer Thomas Königstorfer, der Chefdirigent des Bruckner Orchesters Markus Poschner und Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) am Freitag einen Einblick in das neue Programm. Stelzer bezeichnete es als "spannende und gelungene Aufgabe sich in Zeiten des Umbruchs des Themas Herkunft anzunehmen".
Schneider begründete die Auswahl des Mottos damit, dass man erst "durch Corona quasi aus der Zeit gefallen sei" und der Ausbruch des Kriegs in der Ukraine noch zu einer "Verunsicherung" führte. Identitätsstiftendes wie "wo komme ich her, wo gehe ich hin" finde im Programm Ausdruck durch das Zusammenspiel von klassischem und zeitgenössischem Repertoire.
Klassiker und Uraufführungen
In der Sparte Oper/Operette werden in der neuen Saison neben Klassikern und Raritäten auch zwei Uraufführungen gezeigt. Eine davon ist ein Auftragswerk des Landestheaters Linz zum Anton Brucknerjahr 2024. "Der Findling" ist eine vielschichtige musiktheatrale Spurensuche zum Thema Bruckner, nach einem Text von Intendant Hermann Schneider.
Die Musik stammt von Franz Hummel. Er starb 83-jährig 2022, während der Arbeit an seiner Bruckner-Oper. Seine Frau und Schülerin Susan Oswell hat das Werk vollendet. Aufgeführt wird die Bruckner-Oper im Linzer Alten Dom (Ignatiuskirche), der langjährigen Wirkungsstätte Anton Bruckners (7. Juni 2024).
Uraufführung "Benjamin Button"
Die zweite - eigentlich für die laufende Saison vorgesehene und auf 2024 verschobene - Uraufführung "Benjamin Button" stammt von Reinhard Febel, der lange Jahre als Kompositionsprofessor am Salzburger Mozarteum gewirkt hat. Von ihm stammt auch der Text nach einer Erzählung von F. Scott Fitzgerald. Benjamin Button kommt als bärtiger Greis zur Welt, der nicht altert, sondern immer jünger wird (6. April).
Eröffnet wird die Linzer Opernsaison mit Carl Maria von Webers "Der Freischütz" am 23. September. Dann folgen der Reihe nach Benatzkys "Zur Gold'nen Liebe", eine Operette über die Operette, "Die Fledermaus" von Johann Strauss, das ebenfalls publikumswirksame Double "Cavalleria Rusticana"(Mascagni), "Der Bajazzo"(Leoncavallo), Rossiinis "Il barbiere di Sevilla" und "Die Jüdin" von Halévy sowie ein Musikmärchen.
"Unglaublich stolz und glücklich"
Am Rande der Spielplan-Präsentation zeigte sich Opernchef Markus Poschner als Dirigent "unglaublich stolz und glücklich" über sein Ensemble. Er leitet außer dem "Freischütz" auch die Bruckner-Kirchenoper im Alten Dom.
Das Musical bringt zum Start der Spielzeit "School of Rock" von Andrew Lloyd Webber und Julian Fellowes als deutschsprachige Erstaufführung auf die Bühne (9. September). Das Musical basiert auf einem Film von 2003, der die Geschichte eines arbeitslosen Rockmusikers erzählt, der als vermeintlicher Musiklehrer an eine Privatschule kommt.
Es ist ein "partizipatives Projekt mit rund 30 Kindern und Jugendlichen", wie Schneider ergänzte. Mit "Tootsie" von David Yazbek und Robert Horn inszeniert Ulrich Wiggers den Kinoklassiker mit Dustin Hoffman in der Hauptrolle als österreichische Erstaufführung (9. Dezember).
Ebenfalls erstmals auf eine österreichische Musicalbühne kommen 2024 in Linz "Das Licht auf der Piazza" von Adam Guettel und Craig Lucas (13. April) nach einer Novelle von Elizabeth Spencer und das satirische Gershwin-Stück "Strike up the Band" von 1927 (25. Mai). Ein Historien-Musical wird die Uraufführung "Die Königinnen" über Maria Stuart und Elisabeth I von Henry Mason und Thomas Zaufke (10. Februar).
David Bösch und Bertolt Brecht auf der Bühne
Die Schauspielsaison startet mit "Fischer Fritz" von Raphaela Bardutzky (15. September). Erstmals wird David Bösch am Linzer Schauspielhaus inszenieren. Susanne Lietzow bringt "Mutter Courage und ihre Kinder" von Bertolt Brecht auf die Bühne (22. September). Schauspielchef Stephan Suschke wird Regie führen in der Tragödie "Julius Caesar" von William Shakespeare (28. Oktober) und in der Uraufführung von Thomas Arzts "Das Unschuldige Werk" (27. Jänner). Unter den zwölf Neuinszenierungen befinden sich auch noch zwei weitere Uraufführungen "Über die Notwendigkeit, dass ein See verschwindet" von Anna Neata (26. Jänner) sowie "Celebration (Florida)" von Felix Krakau (7. April).
Im Ballett wird auch in der kommenden Saison die künstlerische Leiterin Roma Janus wieder nicht selber inszenieren und choreografieren. Gezeigt wird das Tanzstück "Romeo und Julia" von Caroline Finn (7. Oktober), ein Stück von Tanz Linz "Labo Traces" (ab Oktober) sowie eine Uraufführung von Maciej Kuźmiński mit dem Arbeitstitel "Memoryhouse" (9. Februar).
Königstorfer zeigte sich erleichtert, dass die "Gewitterwolken vom vorigen Sommer nach Corona" verzogen seien. So hatte das Linzer Haus einen Rückgang von 20 Prozent bei den Besucher:innenzahlen und Ticketerlösen. Seit April diesen Jahres sei jene Delle ausgebügelt, er rechnet in der zu Ende gehenden Spielsaison mit rund 300.000 Besucher:innen.