Linzer Klangwolke 2022: Ältester Mythos als Outdoor-Spektakel
Das Gilgamesch-Epos, der älteste Mythos der Menschheitsgeschichte, steht im Mittelpunkt der heurigen Linzer Klangwolke am 10. September im Donaupark. "Mother Gilgamesh" ist der Titel des Spektakels an und auf dem Fluss. Die bekannte Schauspielerin Sunnyi Melles wird die erzählende Mutter sein.
Das Epos schildert die Geschichte Gilgameschs, eines Königs von Uruk, seine Heldentaten und Abenteuer, seine Freundschaft zu Enkidu, dessen Tod und Gilgameschs Suche nach Unsterblichkeit. Am Ende muss der Held einsehen, dass Unsterblichkeit nur den Göttern gegeben, Leben und Sterben aber Teil der menschlichen Natur ist.
Die Linzer Klangwolke gilt als eines der größten Open-Air-Spektakel Europas und wird seit 1979 zum Auftakt des jährlichen Linzer Brucknerfestes veranstaltest. Die diesjährige Produktion wurde am Dienstag vom Brucknerhaus, der Sparkasse OÖ und der Linz AG präsentiert. Kooperationspartner ist seit Beginn der ORF Oberösterreich.
Inszeniert wird die Klangwolke vom in Beirut geborenen, international tätigen Regisseur, Intendanten und Musikmanager Pierre Audi. Derzeit ist er Generaldirektor des Festival d'Aix-en-Provence. Bühnen- und Lichtdesign stammen von Urs Schönebaum, für Musik und Sounddesign ist der Australier Stefan Gregory zuständig. Mitwirkende unter anderen: die St. Florianer Sängerknaben und Kletterer der Oö. Naturfreunde.
Epos in sechs Stationen
Regisseur Audi gestaltet das Gilgamesch-Epos in sechs Stationen. Drei Schiffe werden dafür als "Temple Boat", "Inferno Boat" und "Tower Boat" - symbolisch für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft - die Donau vor dem Brucknerhaus befahren. Alljährlich zum Einsatz kommende Pyro- und Nebeleffekte, Lightdrones, Laser und Projektionen ergänzen die akustische Story.
Für Brucknerhaus-Intendant Dietmar Kerschbaum wird die heurige Klangwolke eine Reise zum Kulturbeginn der Menschheit und ein berührendes Kulturereignis für eine bessere Welt werden. Für Regisseur Pierre Audi ist Gilgamesch ein Mythos, der keine Zeit und keinen Ort hat. "Vor der Bibel sprach das Epos von Themen, die auch uns heute erschüttern." Es werde keine politischen Stellungnahmen geben, so der Regisseur zur Frage, ob es inhaltlich Bezüge zum gegenwärtigen Krieg in Europa geben werde. Dennoch werde sich das Publikum etwas denken.