Steiermark Schau: Mobiler Pavillon in Wiener Innenstadt eröffnet
Es ist der zweite Anlauf - und diesmal ist er erfolgreich. 2021 war der mobile Pavillon der "Steiermark Schau" am Wiener Heldenplatz bereits aufgebaut - "dann hat uns der Ostlockdown einen Strich durch die Rechnung gemacht", erinnerte sich der steirische Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) am Mittwoch. Die zweite Auflage der Schau trägt den Titel "Vielfalt des Lebens", den Untertitel "Atmosphären" und beschäftigt sich in 10 Kunst-Videos mit Klima- und Weltraumforschung.
Zukunftsweisende Themen
Die biennale "Steiermark Schau" ersetzt in der Steiermark das alte, in die Jahre gekommene Format der Landesausstellungen und widmete sich vor zwei Jahren der Entwicklung, der Identität und den Zukunftsoptionen vieler Bereiche der Steiermark. Heuer stehen die Bedrohung der Biodiversität und die radikalen Veränderungen des Klimas im Zentrum. Wie zur Illustration des Klimawandels stellte Drexler die Wetterlage der gescheiterten Eröffnung vor zwei Jahren - "Graupelschauer, eisiger Nordwind und bittere Kälte" - dem heutigen strahlenden Sonnenschein bei fast schon früh sommerlichen 20 Grad gegenüber.
Nachhaltig nennt wohl nur Drexler das zeitlich sehr limitierte Unterfangen, mit den künstlerisch aufbereiteten wesentlichen Themen unserer Zeit aus lokalen wie planetaren Perspektiven in der Bundeshauptstadt präsent zu sein: Ganze 12 Tage lang ist der 35 Meter lange, 20 Meter breite und 8 Meter hohe Pavillon von Alexander Kada am Heldenplatz zugänglich, ehe er wieder abgebaut und in der Tierwelt Herberstein Teil einer großen Schau samt neuem "Haus der Biodiversität" und "Weg der Vielfalt" durch die angrenzende Feistritzklamm wird. Für den Landeshauptmann ist der Heldenplatz-Auftritt freilich mehr ein Appetizer für die am 29. April in Herberstein eröffnende große Ausstellung und Teil einer "Liebeserklärung an die Steiermark", die am Rathausplatz von 30. März bis 2. April mit dem von Kulinarik und Brauchtum geprägten "Steiermark-Frühling" ergänzt wird.
Aufklärung über aktuelle Missstände
"Man braucht kein großer Wissenschafter sein, um zu merken, dass sich die Tierwelt verändert hat", erinnerte Marko Mele, wissenschaftlicher Direktor des Universalmuseums Joanneum (zu dem die Tierwelt Herberstein seit 2022 gehört), an von Froschgequake und Mückenschwärmen geprägte Kindheitssommer, die heutigen Kindern wie im Märchen vorkämen. Die acht Stelen des Außenbereich des Pavillons bereiten aufrüttelnde Daten anschaulich auf, die von der GeoSphere Austria Regionalstelle Steiermark und dem Wegener Center für einen "Klimaatlas Steiermark" zusammengetragen wurden, der im Herbst erscheinen soll. Umweltlandesrätin Ursula Lackner (SPÖ) versicherte, die Steiermark habe "einiges aufzuwarten, was diese Themen angeht" und sich in dieser Legislaturperiode den Kampf gegen den Klimawandel ganz oben auf die Agenda geschrieben. Mit Initiativen wie der "Steiermark Schau" solle mit künstlerischen Mitteln Aufklärung betrieben und Verständnis geweckt werden, einige Initiativen sollen das Thema auf Gemeindeebene tragen und dort unmittelbare Maßnahmen anstoßen. Mit einer Bau- und Raumordnungsnovelle habe man versucht, die Bodenversiegelung einzudämmen und arbeite obendrein an der Energiewende: "Es muss auf jedes neue Gebäude Photovoltaik rauf!" Landeshauptmann Drexler verwies auf das ambitionierte Vorhaben, von derzeit 104 Windkraftanlagen auf derer 250 im Jahr 2030 zu kommen. Mit Wind, Wasser, Sonne und Biomasse werde die Steiermark den Ausstieg aus fossilen Energieträgern schaffen, versprach er.
Das "silberne Ei"
Das Herzstück des Pavillons ist jedoch ein "silbernes Ei" und gehört der Kunst. In "einer Art Cockpit mit ovalem Grundriss" (Architekt Kada) bietet eine gekrümmte Projektionsfläche von 200 Quadratmetern ein immersives Raumerlebnis, das in einem 75-minütigen Loop von zehn Video-Kunstbeiträgen, Statements von Forscherinnen und Forschern zu Atmosphären auf der Erde und anderen Planeten sowie Basisinformationen über den Klimaatlas bespielt wird. "Atmosphäre und Leben sind eine untrennbare Verbindung", sagte Astrid Kury, die die Ausstellungsbeiträge kuratierte, Wissenschaft und Kunst zusammengebracht und auch manchen Kompositionsauftrag vergeben hat. Die 10 Videos stammen von 17 Künstlern und Künstlerinnen mit Steiermark-Bezug aus 9 Ländern (Österreich, Deutschland, Bosnien, Serbien, Israel, Vereinigte Staaten, Kanada, Costa Rica, Brasilien), nämlich von Azra Akšamija & Dietmar Offenhuber, Adina Camhy, Michaela Grill, Markus Jeschaunig, Rainer Kohlberger, Gudrun Krebitz, Ralo Meyer, Muntean/Rosenblum, Kay Walkowiak und Richard Wilhelmer. Dazu haben Daniela Brasil und Silvana Beraldo das Thema für Kinder künstlerisch aufbereitet.
Eine Miniatur-Variante des Pavillons soll die gleichen Videos und Themen in Kulturforen in Europa und den USA zeigen. Mit 200 Kilogramm könne diese Version deutlich leichter auf Reisen gehen als der fünf Tonnen schwere Original-Pavillon, hieß es. Am Heldenplatz beginnen am 4. April die Abbauarbeiten - und bald darauf der Rücktransport in die Steiermark.