Fazit: Bregenzer Festspiele mit Saison 2022 "hochzufrieden"
Die Bregenzer Festspiele zogen am Freitag, drei Tage vor Ende der aktuellen Saison, eine zufriedene vorläufige Bilanz. Bis Sonntagabend werden fast 237.000 Besucher das Festival besucht haben. Vorausgesetzt es gibt keine weitere Regenabsage, werden dann rund 172.000 Besucher Puccinis "Madame Butterfly" als Spiel auf dem See gesehen haben. Ab 1. Oktober startet die Bewerbung für die Intendanz, da Elisabeth Sobotka nach der Saison 2024 bekanntlich nach Berlin wechselt.
Bisher mussten die Festspiele heuer drei Regenabsagen hinnehmen, nach dem zweiten Ausfall greift eine Versicherung. "Wir warten zu", so der kaufmännische Direktor Michael Diem auf die nicht gerade trockenen Wetteraussichten für die verbleibenden drei See-Abende angesprochen. Zuletzt gab es 1986 bei der "Zauberflöte" vier Regenabsagen. Trotz der bisher drei Absagen sei man im Budget, so Diem. Hochzufrieden äußerte sich auch Festspielpräsident Hans-Peter Metzler: "Wir scheinen auf einer Erfolgswelle zu surfen, da bin ich natürlich sehr, sehr glücklich." Man habe mit einer nie gehörten Programmbreite aufgewartet, sowohl Besucher als auch Kritiker hätten die Produktionen großteils mit Begeisterung aufgenommen. "Rundum glücklich", zeigte sich auch Intendantin Sobotka.
Anders als andere Häuser kämpften die Festspiele nicht mit Besucherrückgängen, im Gegenteil. So zeigte sich Diem positiv überrascht von der 100 Prozent-Auslastung für "Madame Butterfly". Auch für die nächste Saison sind wieder 26 Vorstellungen aufgelegt. Der Vorverkauf startet am 3. Oktober.
Die Hausoper "Sibirien" von Umberto Giordano sahen rund 3.900 Besucher, was einer Auslastung von 86 Prozent entspricht. Das Schauspiel "Der Sturm" im Theater am Kornmarkt sahen 1.300 Zuschauer, gemeinsam mit dem Burgtheater-Gastspiel "Geschlossene Gesellschaft" zu Ostern kamen die Schauspiele auf eine Auslastung von 81 Prozent. Zu über 90 Prozent gebucht waren die Opernstudio-Aufführungen "Armida" und "Die Italienerin in Algier". Die vier Orchesterkonzerte waren mit rund 5.100 Besucher zu 83 Prozent ausgelastet.
Mit den zeitgenössischen Musiktheaterstücken "Kapitän Nemos Bibliothek" und "Melencolia" erreichte man 72 Prozent der möglichen Besucher. Die Produktionen "Fräulein Else" und "Musik & Poesie" sahen rund 900 bzw. rund 600 Besucher, beide waren zu über 80 Prozent ausgelastet. Die erstmals eingeführte Orchesterakademie bzw. die "Jungen Festspiele" besuchten rund 3.700 Besucher.
Neue Leitung für Bregenzer Festspiele ab 2025
"Madame Butterfly" ist laut Festspielangaben nun die bestbesuchte Puccini-Oper am See. "Der Kern ist die Musik von Puccini", betonte Intendantin Sobotka. Regisseur Andreas Homoki und Bühnenbildner Michael Levine seien überzeugt gewesen, dass sie Bilder schaffen können, die etwas Neues transportieren könnten. Die beiden hätten einen "unglaublichen Lichtraum" auf dem Blatt Papier im See geschaffen, so die Intendantin, die ihren bevorstehenden Abgang aus Bregenz eine "schwere Entscheidung" nannte. Ab der Saison 2025 ist die künstlerische Leitung der Bregenzer Festspiele neu zu besetzen. Die Bewerbungsfrist laufe von 1. Oktober bis 12. November. Ende des Jahres, spätestens im ersten Quartal, werde eine Nachfolge feststehen, skizzierte Festspielpräsident Metzler den Ablauf.
Man werde den Prozess "in aller Ruhe" angehen, sich von einer Agentur und einem Expertenrat beraten lassen. An Bewerberinnen und Bewerber stelle man nur wenig Forderungen, fast die einzige sei: "Es muss verstanden werden, wie Bregenz funktioniert". "Nur wenn wir am See reüssieren, ist ein Feuerwerk möglich. Herz und Motor ist der See", betonte Metzler. Darüber hinaus wünsche man sich "Mut, Kreativität und großartige Führung". Nach den Sommern 2024 und 2025 mit Carl Maria von Webers "Der Freischütz" wird er oder sie 2026 die erste Neuproduktion am See verantworten.
Sanierungsmaßnahmen
Nach Ende der letzten Vorstellung am Sonntag beginnt nun aber zunächst das Einwintern des Bühnenbilds, auf dem ab 20. Juli 2023 "Madame Butterfly" wieder aufgenommen wird. Einen Tag zuvor, am 19. Juli, eröffnet als Hausoper Guiseppe Verdis "Ernani" die 77. Bregenzer Festspielsaison. Für Leben in der Bude sorgen bis dahin auch die Sanierungsmaßnahmen der Anlagen. So wird ab kommender Woche die Tribüne erneuert.
Die Verantwortlichen freuten sich zudem auf die Erweiterungen im Bereich der Werkstattbühne, wo mit einer Montagehalle für die Kulissenteile ein Platzproblem gelöst wird. Auch eine thermische Sanierung und die Ökologisierung des Hauses stehen an.