"König Ödipus" als Saisonstart im Vorarlberger Landestheater
Inszeniert wird die Tragödie des griechischen Dichters Sophokles vom deutschen Theaterregisseur Johannes Lepper. Positiv entwickelt sich der Aboverkauf des Theaters, berichtete Intendantin Stephanie Gräve zur Eröffnung der neuen Saison. Ein Wermutstropfen sei die Unsicherheit, ob und wie lange Schulen ins Theater dürfen.
Gräve und Lepper sahen in "König Ödipus" große Brisanz für die Lage des heutigen Menschen im Hinblick auf den Klimawandel. Wie Ödipus wolle wohl kaum ein Mensch etwas Böses, so Lepper, und doch hänge man in einem System, das einen fast dazu zwinge, "Falsches" zu tun, zum Beispiel durch den Kauf billiger Kleidung oder das Autofahren - und lande dann, wie Ödipus, in einer Lage, in die man ganz bestimmt nie kommen wollte. Man stelle sich laut Gräve die erschütternde Frage: "Haben wir uns, wie Ödipus, mit unserer Welt an einen Punkt verrannt, an den wir nun wirklich nicht wollten?" Wie viele Menschen heute in Fragen des Umweltschutzes habe auch Ödipus viel zu lange geglaubt, alles im Griff zu haben, ergänzte der Leitende Dramaturg Ralph Blase.
Tragödie am Landestheater Vorarlberg
Lepper hatte bereits zum Ende der abgelaufenen Spielzeit die Aristophanes-Komödie "Die Vögel" in Bregenz inszeniert. Es sei "spannend", nacheinander eine Komödie und eine Tragödie aus derselben Zeit zu bearbeiten, die beide auch heute ihre Berechtigung und Aktualität hätten, sagte er. Interessant sei auch die wiederholte künstlerische Arbeit mit demselben Ensemble über einen längeren Zeitraum - "das trägt Früchte", waren sich Gräve und Lepper einig, der in dem Zusammenhang etwa auf seine nunmehr vierte Zusammenarbeit mit Ödipus-Darsteller David Kopp verwies. "Man wächst aneinander und miteinander", so Gräve.
Mit dem Stück "Else (ohne Fräulein)" von Thomas Arzt, angelehnt an Schnitzlers "Fräulein Else", in der Inszenierung von Birgit Schreyer Duarte steht diesen Sonntag in der "Box" des Landestheaters eine weitere Premiere auf dem Programm. Die Else wird von der Schauspielerin Maria Lisa Huber und der Tänzerin und Choreographin Silvia Salzmann dargestellt - eine Aufteilung, die dem Stück, in dem ein junges Mädchen das Verhältnis zu seinem eigenen Körper entdecke, hervorragend gerecht werde, so Gräve.
Corona: Ungewissheit für Schulen in Vorarlberg
"Wie ein Damoklesschwert" hängt laut Gräve die Ungewissheit über dem Landestheater, ob und wie lange Schulen die Aufführungen besuchen können werden. Ab einer Inzidenz von 200 sind nach aktueller Verordnung keine Exkursionen mehr erlaubt - "dabei würde sich gerade dieser Stoff sehr an Schüler wenden".
Bei den Abonnements sei kein Rückgang zu beobachten, berichtete Gräve. Derzeit seien es neun Abos weniger als vergangenes Jahr mit Stand Ende Oktober. Es sei "extrem erleichternd, dass uns die Leute treu geblieben sind", der Geschäftsführer habe mit einem Rückgang von 25 Prozent gerechnet.