Ganymed Bridge: Brückenschlag zwischen Natur und Kunst
"Ganymed Bridge" heißt die neue Inszenierung von Regisseurin Jacqueline Kornmüller, welche am 5. Mai Premiere in Wien feiert. Schon seit acht Jahren finden Ganymed-Produktionen im Kunsthistorischen Museum statt – nun wird zum ersten Mal auch das Naturhistorische Museum bespielt.
Inspiriert wurde "Ganymed Bridge" von den Texten der US-Biologin und Philosophin Donna Haraway: "Der Mensch muss lernen, weniger tödlich zu sein, und sich entlang erfinderischer Verbindungslinien verwandt machen." Unter der Leitung von Jacqueline Kornmüller und Wolf wurden 30 Autorinnen und Autoren, Komponierende sowie Performende eingeladen, Auftragswerke über Objekte der zoologischen Schausäle im NHM sowie über Meisterwerke der Gemäldegalerie im KHM zu schreiben. "Am Anfang stand die Idee, tatsächlich eine Brücke zu bauen, es gab auch Gespräche mit Architekten", erzählte Wolf bei einem Pressetermin in NHM. "Aber das hat sich nicht realisieren lassen."
(Erdachter) Brückenschlag
Daher hat man Ganymed nun mit einer "erdachten Brücke" erweitert und eineinhalb Jahre an der Realisierung gearbeitet. "Es war ein aufregendes Abenteuer", so Wolf. Und über die Schauplätze: "Man hat immer das Gefühl, dass auch viel Schmerz und Gewalt in den Sammlungen verborgen sind. Das wollen wir mit diesem Projekt genauso herauskristallisieren wie die Schönheiten. "Das große Thema ist verbinden, sich verwandt machen", führte Katrin Vohland, Generaldirektorin des NHM, aus. "Dieses Haus hier macht Verwandtschaft sehr deutlich." Künstler würden sich anders ausdrücken, "mit Musik, Theater und Emotion" und Kunst mit Wissenschaft verbinden.
Und weil nicht nur Disziplinen, sondern auch zwei historische Häuser miteinander in den Dialog treten, können Besucher:innen sich zwischen dem KHM und NHM frei bewegen. Um diesen kurzen Fußweg ebenso in das Geschehen einzubeziehen, weisen Georg Schrattenholzer und Martin Ptak auf ihren zwei Alphörnern den Weg durch die Nacht.
Tanz, Percussion & Projektionen
Im Rahmen der Presseführungen, durfte schon ein Blick auf drei der Inszenierungen geworfen werden: Schlagzeuger András Dés führt im Saal der Primaten eine berührende Performance zum Thema Evolution und Menschwerdung vor. Die Tänzerinnen Mercedes und Miriam Vargas erzählen von ihrem Leben als Zwillinge – als Kulisse dienen die zwei beeindruckenden Riesenkrabben und musikalisch unterstützt sie Emily Stewart barfuß an der Violine.
Im Kunsthistorischen Museum wiederum bespielen zwei Violinist:innen die Statue "Theseus besiegt den Kentaur", welche sich am Treppenaufgang Richtung Café befindet. Die Komposition von Johanna Doderer wird mit einer Animation von Shadab Shayegan ergänzt.
Namhafte Künstler:innen involviert
Weitere Beiträge stammen unter anderem von der belgischen Schriftstellerin Amélie Nothomb, der russische Performerin und Schriftstellerin Liliya Burdinskaya, der japanisch-österreichische Autorin Milena Michiko Flašar sowie den heimischen Schreibenden Teresa Präauer, Martin Pollack und Franz Schuh.
Nachts in den Museen
Ganymed Bridge läuft von Mai bis Oktober im Kunst- und Naturhistorischen Museum. Besucher:innen sollten sich drei Stunden Zeit für die gesamte Aufführung nehmen. Obwohl viele internationale Künstler:innen beteiligt sind, finden die Aufführungen meist auf Deutsch statt.
Bei manchen Stücken lohnt es sich zu stehen, um einen besseren Blick auf das Geschehen zu haben – es stehen aber auch Mini-Hocker zur Verfügung, die in beiden Häusern benutzt werden können.