Der Stephansdom als riesiges Musikinstrument
Das Neue-Musik-Festival Wien Modern bespielt in der aktuellen Vorweihnachtszeit praktisch ganz Wien - von den Rändern bis hin zum Herz der Metropole. So mutierte am Mittwochabend gar der Stephansdom zum gigantischen Musikinstrument.
Für "Domglocken con sordino" hatte Percussionist Peter Conradin Zumthor 18 Glocken der Kirche präpariert und eine halbstündige Klanginstallation geschaffen, welche die nächtliche Wiener Innenstadt beschallte.
Der Auftritt des Stephansdoms stellte dabei den zweiten Teil eines Konzertdoppels dar, hatte der Komponist doch bereits am Sonntag das Geläut des Stifts Klosterneuburg in ein Musikinstrument verwandelt. Beide Werke waren Teil jenes Wien-Modern-Subfestivals, das heuer von Zumthors Vater, dem Stararchitekten Peter Zumthor, kuratiert wird, aus dessen Schatten sich Peter Conradin Zumthor als Schlagzeuger lange schon herausgearbeitet hat.
Elektronische Klänge
Für "Domglocken con sordino" wurden nun die teils mehrere Hundert Kilogramm schweren Klöppel von elf Glocken im Südturm des Stephansdoms sowie sieben weitere im Nordturm mit Dämpfern - also con sordino - versehen. Konkret hat man diese mit Reifenmaterial umwickelt. Die akustische Konsequenz ist ein beinahe elektronischer Klang, der im fast nicht wahrnehmbaren, wagnerianischen Urgrundeln anhebt, bevor sich beinahe zögerlich ein identifizierbarer Glockenschall herauslöst. Mit dieser Transponierung des Geläuts gelingt über das gut halbstündige Werk hinweg subtil, eben jenen Klang, den man als Stadtbewohner ansonsten meist ausblendet, wieder präsent zu machen.