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Theater

Der Ring an einem Abend

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Am Grunde des Rheins bewachen die Rheintöchter das Rheingold, verraten aber unbedachterweise dem Zwerg Alberich, dass derjenige, der auf die Liebe verzichtet, daraus einen Ring schmieden kann, der die uneingeschränkte Macht über die Welt sichert. Alberich verflucht die Liebe, schmiedet den Ring und setzt eine Geschichte in Gang, die die Unvereinbarkeit von Liebe und Macht exemplarisch vorführt.

Richard Wagners „Der Ring des Nibelungen“ beansprucht vier Theaterabende, von der Wellenbewegung des Rheins in Es-Dur bis zum Weltenbrand in der „Götterdämmerung“, erzählt von Göttervater Wotan und seinen Verstrickungen in unerfüllbare Verträge und von der Liebe zu seiner Lieblingstochter, der Walküre Brünnhilde, von seinem Enkelsohn, dem unbedarften Helden Siegfried und der Reinheit eines Waldidylls. Vier Musikdramen, fünfzehn Stunden Musik – Wagner beschenkt sein Publikum überreich, fordert jedoch in gleichem Maße viel an Kondition und Konzentration. Das alles in unmerklich leicht gekürzter Form zu erzählen, gelingt 1992 Loriot in seiner Textfassung „Der Ring an einem Abend“. Dank pointierter Formulierungen, die die Vorgänge in wenigen Sätzen, ja zuweilen gar in einem Wort zusammenfassen, werden die verzwickten Familienverhältnisse ebenso erhellt wie die Stationen vom Raub des Rheingolds bis hin zum Moment, da es die Rheintöchter endlich wieder zurückbekommen, nachgezeichnet. Chefdirigent Roland Kluttig realisiert mit den Grazer Philharmonikern konzertant die allerpackendsten Momente der Tetralogie. Als beredtes, verbindendes Moment zwischen den Gesangspassagen ist Maria Happel als Erzählerin zu erleben, die hierorts schon den funkelnden Sprachwitz Loriots in dessen Textfassung von Leonard Bernsteins „Candide“ ausgekostet hat. Nun rezitiert Maria Happel in launiger Kurzweil die ironischen Kommentare Loriots, die von seinem liebevollen Respekt zu Wagners „Der Ring des Nibelungen“ zeugen.