© Johannes Stoll

Kolossal - Malerei im Großformat

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10:00 - 18:00
Unteres Belvedere

Will man sich eine Kleinwohnung an die Wand hängen, muss man äußerst kreativ sein - oder aber über Hans Makarts Monumentalwerk "Venedig huldigt Caterina Cornaro" verfügen. Dieses zehn mal vier Meter große Gemälde ist Teil der neuen Ausstellung "Kolossal. Malerei im Großformat" im Unteren Belvedere. Generaldirektorin Stella Rollig und Kokuratorin Johanna Hofer haben dafür 19 Werke ausgewählt, die vor allem eines sind: überwältigend.

Die Schau sei "sehr stark vom Publikum her gedacht", erklärte Rollig am Mittwoch bei einer Presseführung. Immer wieder habe sich gezeigt, dass es gerade großformatige Arbeiten sind, die für Besucherinnen und Besucher in Ausstellungen als "Showstopper" fungieren: man bleibt stehen, verweilt und lässt sich ein auf deren raumgreifenden Eindruck. "Es ist sicherlich eine kühne Entscheidung, eine Ausstellung mit 19 Showstoppern zu machen", so die Museumsleiterin. Wobei sich in der Konzeption schon die Frage gestellt habe: "Ab wann ist ein Bild ein Großformat?"

Im Falle Makarts für die Wiener Weltausstellung 1873 entstandener Arbeit sei die Antwort leicht gefallen, "das ist ja ein Bild von der Größe einer Kleinwohnung", so Rollig. Mit seinen Abmessungen ist es auch das größte Exemplar in der Präsentation, wobei sich der Rest keineswegs zu verstecken braucht (oder dazu in der Lage ist). Man habe grundsätzlich beschlossen, sich am "menschlichen Maß" zu orientieren und Gemälde ausgewählt, "die das überschreiten". Bei den gezeigten Arbeiten von beispielsweise Gunter Damisch oder Hermann Nitsch müsse man "zurücktreten, um sie in ihrer Gesamtheit wahrzunehmen", betonte Rollig. Letztlich ein eher ungewöhnlicher kuratorischer Zugang, wenn man hauptsächlich nach formalen Kriterien auswählt. "So sind zum Teil Rendezvous der Giganten entstanden", resümierte Hofer.

Das wird schon im ersten Raum deutlich, wo die durchdringenden Blicke einer Gruppe von Geiern nicht nur die Betrachter treffen, sondern auch die von Gustav Mahler dirigierten Wiener Philharmoniker: Karl Hucks "Erwachen (Adler)" - ganz offensichtlich mit falscher tierischer Zuordnung durch den Künstler - wurde restauriert und ist erstmals seit 1926 wieder zu sehen. Direkt daneben befindet sich Max Oppenheimers Triptychon "Die Philharmoniker", das die düstere Atmosphäre der nachbarschaftlichen Tier- und Bergwelt mit viel Bewegung und Energie konterkariert.

Derartige Gegenüberstellungen und Querverbindungen ergeben sich immer wieder in den einzelnen Räumen, in denen man mehrfach Position und Perspektive wechseln muss, um das Gezeigte in seiner vollen Größe genießen zu können. Einige in Großformaten oft verhandelte, existenzielle Fragen stellen beispielsweise Adolf Hirémy-Hirschls "Seelen am Acheron" oder "Pax" von Emil Jakob Schindler, die sich beide auf höchst unterschiedliche Weise mit Vergänglichkeit, Abschied und Tod auseinandersetzen. Das gilt im Übrigen auch für "Der Totentanz von Anno Neun" von Albin Egger-Lienz, in den man förmlich hineingezogen wird. "Das ist die Kraft des Großformats, dieses physische Involvieren, das nur vorm Original funktioniert", unterstrich Hofer.

Letztlich wird eine Brücke geschlagen vom Hochbarock mit der "Ekstase des heiligen Franziskus", deren Urheberschaft nicht restlos geklärt ist, aber an die höchst wahrscheinlich zumindest drei Künstlerinnen oder Künstler Hand angelegt haben, bis zur Jetztzeit. Das jüngste Ausstellungsobjekt ist Elisabeth Planks "Gerahmte Gloriosa" von 2011. So schaffe man Hofer zufolge auch "einen lebendigen Dialog" sowie eine "Reise durch die Sammlung des Belvedere". Die Objekttexte wiederum fokussieren auf je unterschiedliche Facetten, veranschaulichen mal Restaurierungsaspekte, erzählen dann wieder Anekdoten aus dem Leben der Künstler oder geben Auskunft über die Provenienz. Auch große Kunst braucht eben viel Liebe fürs Detail.

Öffnungszeiten:

täglich von 10-18 Uhr