© Wolfgang Grinschgl

Wolfgang Grinschgl - Part of the Game 2022

Showtimes

Vergangene Showtimes

16:00 - 20:00
Kunsthalle Graz
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Dienstag bis Freitag 16 bis 20 Uhr
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18:00 - 21:00
Kunsthalle Graz
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Eröffnungsabend

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Die Kunsthalle Graz lädt zur Sonderausstellung von Wolfgang Grinschgl "Part of the Game 2022" ein.

 

Wie kann es Individualität geben, wenn der Mensch geprägt wird und sich in Gruppierungen einordnet? In meinen Menschendarstellungen, die sich meist auf das menschliche Gesicht konzentrieren, findet ein Spiel statt. In diesem Spiel entsteht durch das Entfernen gewohnter Erkennungsmerkmale wie Augen, Nase und Mund ein leerer Raum, der erst durch den Betrachter gefüllt werden muß. Das erzeugt eine Unsicherheit darüber, was im Bild und im abgebildeten Menschen tatsächlich noch real existiert und was von dem Gesehenen nur noch reine Spekulation ist. Weil ja alles interpretiert wird, bewußt oder unbewußt, kann niemand mehr eindeutig feststellen ob es sich um Realität und Wahrheit handelt oder nicht. Dieser Gedanke kann auch in komplexere Zusammenhänge gebracht werden z.B. betrifft er auch die Beurteilung eines einzelnen Menschen. Mit der Fassade wird ja auch ganz bewußt manipuliert. Im täglichen Leben sehr offensichtlich und aber sehr viel gefährlicher unbemerkt und geschickt getarnt auf weitläufigeren Ebenen des gesellschaftlichen Lebens. Die einzige Möglichkeit der bildenden Kunst ist die Oberfläche. Es scheint widersprüchlich, mithilfe von etwas vordergründig Sichtbarem, das den Geist einschließt, das dahinter befindliche nicht Greifbare darstellen zu können, aber genau das ist das Faszinierende an der Kunst und auch der Grund warum sie sich nie erschöpft. Mich hat vor vielen Jahren die Frage beschäftigt, wieso Malerei überhaupt noch existiert, vor allem die figurative Malerei in Zeiten der schnelleren Medien Film und Fotografie. Deshalb mußte für mich das Fehlerpotenzial und die induitive Sprache des Gestischen unbedingt eine Rolle spielen ungleich des Fotorealismus.


Ölmalerei hat seine eigene Sprache, die sich nutzen läßt. Mehrere Farbschichten lassen Untertöne durchschimmern und es gibt diesen reizvollen Dialog zwischen unten und oben, zwischen Überlagerung, Abdecken, Schützen und Hervorbrechen. So ist auch immer diese Rebellion gegen Einengung durch zuviel Schutz und der daraus entstande- ne Widerspruch zwischen Freiheit und Verwundbarkeit gegenwärtig. Die ständig neue Definierung der Begriffe Mensch und Lebewesen ist ein aufregendes Abenteuer. Bei meinen Darstellungen verschwimmt des Öfteren die Grenze zwischen dem Menschen und seiner Umgebung. Dadurch entsteht eine Aufhebung der Definition dieses Menschen in seiner Erkennbarkeit als Mensch und Individuum, was ihn zum „Unmenschen“ macht. Psychologie bezeichnet Erwachsensein mit dem bewußten festsetzen von Grenzen im Sinne von: „Bis hierhin und nicht weiter“. Also jemand erklärt, was er will und somit kann ihn sein Umfeld klar wahrnehmen. Damit ist klar zu verstehen, wieso ein verwischtes und undefinierbar verzerrtes Gesicht Spannung erzeugt und den Betrachter hilflos zurückläßt, sofern es ihm nicht gelingt etwas menschliches, klar erkennbares zu erahnen.


Doch läßt man sich auf den interpretativen Betrachtungsvorgang ein, so kann man einen spieleri- schen und wertungsfreien Zugang finden, der positiv wirkt wie ein Prozess der Entwicklung.