Nova Rock-Auftakt mit Gatsch, Slipknot und einer Musikerin
Das Chaos blieb diesmal zum Nova Rock-Auftakt aus, und wer wie ein Großteil der Besucher:innen gut ausgestattet mit Regenjacke und Gummistiefeln unterwegs war, hatte seine wahre Freude daran. Den beschlossen die Maskenmetaller von Slipknot mit einer gewohnt professionellen wie kompromisslosen Show, die ihren Ausnahmestatus in der Szene eindrucksvoll untermauerte. Unter den Zuhörern im Gatsch war auch Skistar Dominik Paris.
Slipknot als Headliner am Mittwoch
Dabei waren die Voraussetzungen für die Gruppe aus Iowa alles andere als ideal. "Clown" Shawn Crahan konnte aufgrund eines Notfalls in der Familie nicht die Europareise antreten, von Keyboarder Craig Jones trennte man sich just am Tag des Auftritts, und Sänger Corey Taylor hatte sukzessive mit Stimmproblemen zu kämpfen. Alles egal. Wer Brecher wie "The Heretic Anthem" oder "The Blister Exists" im Köcher hat, den erschüttert so schnell nichts. Energiegeladen und beizeiten noch etwas temporeicher als auf Platte, pflügte sich die Band durch Nummern wie das wütende "Liberate", die eingängige Hymne "Unsainted" oder das bereits zum Klassiker mutierte "Before I Forget".
Wünsche blieben da tatsächlich wenige übrig, auch dank einer mit reichlich Feuereffekten ausgestatteten Bühnenshow.
Direkt davor sorgten ihre Landsmänner von Disturbed nicht nur für reichlich Headbanging im Publikum, sondern auch ruhige Momente. Denn neben Krachern wie "Ten Thousand Fists" spielte die Gruppe um Sänger David Draiman auch ihr Cover des Simon & Garfunkel-Klassikers "The Sound of Silence", mit dem sie 2015 die heimischen Charts toppten, und zwar inklusive Streicherunterstützung. Ihre Rückkehr auf die Festivalbühne hat die Band herbeigesehnt, betonte Gitarrist Dan Donegan vor dem Auftritt. Er verpasste just heute den 16. Geburtstag seines Sohnes. "Wenn ich für diese Zeit von meiner Familie weg bin, dann muss es sich wirklich auszahlen. Ich zähle aber nicht die Tage, sondern will, dass diese Tage wirklich zählen."
Die Shows seien immer auch "eine Therapiestunde für uns alle".
The Hu rissen am Nova Rock mit
Den harten Wahrheiten ins Auge sehen musste man auch zum Beginn des Festivaltags, als es nicht nur wie aus Kübeln goss, sondern die Opener Vended (Band der Slipknot-Söhne Griffin Taylor sowie Simon Crahan) und Lorne Shore (ziemlich intensiver Deathcore) dem Festival eine höchst metallische Schlagseite verpassten. Danach stand ein Folklore-Block an, wobei The Hu bewiesen, dass man nicht nur mit E-Gitarren, sondern auch mit mongolischen Pferdekopfgeigen ordentlich rocken kann.
Mit treibenden, mitunter regelrecht hypnotischen Rhythmen und ebensolchem Untertongesang begeisterten die Mongolen das Publikum. Die Band ließ Folklore aus ihrem Heimatland mit Elementen der harten Musik zur "Hunnu Rock", wie sie ihren Stil bezeichnen, verschmelzen.
Anschließend geigten In Extremo mit ihrem Mittelalter-Rock auf, statt Pferdekopfgeigen gab es nun Marktsackpfeifen. Die deutsche Band gehört mit ihrem sechsten Auftritt in Nickelsdorf schon zum Inventar des Festivals. Auf den Sänger mit dem schönen Künstlernamen Das letzte Einhorn folgte die einzige weibliche Stimme auf der Blue Stage an diesem Tag: Sharon den Adel, die mit ihrer Band Within Temptation die Freunde des Symphonic Metal mit einem Best-Of-Programm wiedergab.
Nicht nur Rock am Nova Rock
Die stilistische Bandbreite des Nova Rock zeigte sich auch an den Auftritten von You Me At Six und des heimische Rappers Bibiza. Während die Formation aus der ländlichen Region Surrey in England auf großes Pathos in ihren Refrains setzte und mit ihrem zwischen Emo, Rock, Post-Hardcore und Pop angesiedelten Sound Werbung für das aktuelle Album "Truth Decay" machten, ließ der Rapper seine "Wiener Schickeria" hochleben, wie seine kürzlich erschienene Debütplatte betitelt ist. Dafür setzte er auf viel Charme und augenzwinkernden Schmäh, die Energie passte.
Neues Konzept in Nickelsdorf
Das neue Verkehrskonzept sowie die Investitionen der Veranstalter in das Gelände schienen sich am Mittwoch bewährt zu haben, gab es bei der Anreise doch keine gröberen Probleme. Auch seitens des Roten Kreuzes hieß es am späten Nachmittag, dass das Festival ruhig begonnen habe. Hauptsächlich wurden Verstauchungen, Insektenstiche und Schürfwunden behandelt.
Bis Samstag werden täglich rund 50.000 Fans auf den Pannonia Fields erwartet. Als weitere Headliner sind The Prodigy, Bilderbuch und Die Ärzte angesagt. Mehr Infos zu Line-Up hier.