Kabarett Wien

Kabarett-Premiere: War der Urknall "1 Fehler?"

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Was passiert, wenn sich zwei Wissenschaftler auf die Kabarettbühne stellen? Noch dazu bewaffnet mit vielen Studienergebnissen, Laser-Pointer, KI-Bildern, einem Klavier und einer Cajon? 

Am Sonntag präsentierten Physiker Florian Aigner und Molekularbiologe Martin Moder (die "Ananas auf der Pizza der Wissenschaft", Zitat Aigner) ihr gemeinsames Programm "Der Urknall war 1 Fehler". Ein zugegebenermaßen leicht pessimistischer Titel, für das Publikum im gut gefüllten Wiener Stadtsaal gab es aber dennoch genug zu lachen. 

Österreich und die Wissenschaft

In ihrem gut zweistündigen Programm gingen die beiden Wissenschaftler nebst freundschaftlichem Panieren der Disziplin des jeweils anderen – insbesondere einer essentiellen Frage nach: Wozu braucht es Wissenschaft, wenn es eh das Internet und Esoterik zur Lebensberatung und Beantwortung aller Probleme gibt? 

Zur heiteren Veranschaulichung der leider nachweisbaren Wissenschaftsskepsis der Österreicher:innen brachte das Duo etwa die Zahlen der Eurobarometer-Studie 2021 mit. Die nicht so gute Nachricht: Wir liegen darin stets europaweit auf dem vorletzten Platz. Die gute Nachricht: Zumindest einmal liegen wir dabei vor Deutschland - immerhin! Davon solle sich die Wissenschaft jedoch nicht entmutigen lassen, ganz im Gegenteil: "Gerade in Österreich muss man ganz dringend und so oft wie möglich über Wissenschaft sprechen," verortet Physiker Aigner.

Dass das mitnichten trocken ablaufen muss, zeigte das Duo mit vielen humorvollen Interpretationen, Anekdoten und durchaus nahbaren Beispielen aus dem Alltag. "Es geht um die spannendsten Geschichten aus der Wissenschaft – gleichzeitig aber auch um Nicht-Wissenschaftliches, was aber oft als 'wissenschaftlich' verkauft wird: Esoterik, Fake News, Aberglaube, … Wir behandeln unter anderem dieses Spannungsfeld und wie man dazwischen unterscheidet," verrieten Moder und Aigner vorab zum Programm im Gespräch mit events.at. 

>> hier geht es zum Interview.

Das Balancieren in besagtem Spannungsfeld gelang den beiden Wissenschaftlern auf der Bühne von Minute Eins an, nahezu durchgehend hatten sie die Lacher im Stadtsaal auf ihrer Seite. Sei es die Erklärung von Placebos, Impfungen, die Frage, wann Tindern am besten gelingen kann, die schier unglaubliche Kraft der menschlichen Selbstüberschätzung oder die Irrsinns-Behauptungen der Flat Earth Society ("ja, die gibt es wirklich!"): Eigentlich hätten die zwei Forscher mit all ihrem Stoff auch ein doppelt so langes Programm schreiben können. 

"... sonst wär's ja nicht so teuer"

Aufgelockert wurde der "Frontal-Unterricht" von einem musikalischen Teil: Verdienten Applaus gab es für das fantastische Klavierspiel von Florian Aigner, die One-Man-Rhythmusfraktion Martin Moder begleitete mit Cajon, Rasseln und sogar Seifenblasen. Wissenschaftler können also nicht nur erklären, sie können sogar singen! Zumindest trifft dies auf Aigner zu, der insbesondere das Thema Esoterik gekonnt in einem selbstgeschriebenen Lied vertonte. Irgendwas müssen Astrologie, Energetiker:innen und Co. doch bringen, sonst wäre das alles ja nicht so teuer ... oder?

Im zweiten Teil des Programms gaben die beiden Wissenschaftler dem Publikum die Chance, direkt Fragen an sie zu richten. Von "was genau ist die Schwerkraft?" bis "wie erkläre ich jemandem einfach verständlich, dass die Erde eine Kugel ist?" wurde der interaktive Teil zur amüsanten Vortragssituation. 

Fazit: Wer sich dem Thema Wissenschaft auf garantiert unterhaltsame Weise annähern möchte, selbst vielleicht ein/e große/r Skeptiker:in ist oder Martin Moder und Florian Aigner schon immer mal mit Fragen "auf die Nerven gehen" wollte, sollte diesem Programm einen Besuch abstatten. Denn ob der Urknall tatsächlich "1 Fehler" war oder nicht, wollen wir an dieser Stelle nicht verraten. Am besten selbst ins Kabarett gehen und einfach nachfragen.

>> Weitere aktuelle Spielzeiten von Florian Aigner & Martin Moder. 

Amina Beganovic

Seit 2024 beim KURIER-Newsdesk, davor Redaktionsleiterin von events.at. Befasst sich neben dem aktuellen Tagesgeschehen auch gerne mit Themen aus den Bereichen Gesellschaftspolitik, Kultur und Veranstaltungen.

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