Theater, Museum & Quiz: Virtuelle Kulturangebote im Lockdown
Das ist nicht unser erstes Rodeo – tatsächlich erleben wir gerade den vierten Lockdown der Corona-Pandemie. Das Leben läuft bis inklusive 12. Dezember wieder auf Sparflamme, daran haben wir uns (leider) schon gewöhnt. Aber das bedeutet nicht, dass die Kultur zum Erliegen gekommen ist! Natürlich können Live-Vorstellungen und Veranstaltungen in dieser Zeit nicht stattfinden, aber viele Institutionen haben im Laufe der Krise einen Weg in Richtung virtuelles Erleben eingeschlagen.
Deshalb kann man immer noch Ausstellungen besuchen, Theaterstücke ansehen, Konzerte ins Wohnzimmer holen und sogar bei Pub-Quizzes mitmachen – in den eigenen vier Wänden. Niemand behauptet, dass dies einen Tag im Museum oder das gespannte Warten auf den ersten Akt eines Schauspiels ersetzen kann. Aber die Symbiose zwischen Publikum und Künsten bleibt bestehen – die eine Seite kann ihre Funktion ausüben, während sie von der anderen Seite weiterhin unterstützt wird.
Wir haben die heimische Kulturszene nach spannenden Veranstaltungen für abwechslungsreiche Lockdown-Abende abgeklappert:
Streaming aus dem Theater
Du hast dir schon ewig vorgenommen, öfter ins Theater zu gehen, aber das Sofa ist einfach so einladend nach einem langen Arbeitstag? Jetzt gibt es keine Ausrede mehr, denn die Bühne steht jetzt vor deiner Couch! “Krasnojarsk: Eine Endzeitreise in 360 Grad” ist etwa ein virtuelles Theater-Erlebnis aus dem Schauspielhaus Graz, das mit einer VR-Brille geschaut werden kann.
Die Wiener Staatsoper hingegen zieht ins TV, sie zeigt die Premiere der Oper “Don Giovanni” am 5. Dezember via ORF III und im Stream. Außerdem kann man auf der Staatsopern-Webseite vergangene Vorstellungen gratis streamen. Die Oper Graz bietet Ähnliches an: Aufnahmen von Konzerten, ein Rundgang für Kinder und ein hauseigen produziertes Hörspiel stehen zur Verfügung.
Volkstheater streamt „Der Raum“
Ernst Jandls „Der Raum“ ist eine Ode auf den Theaterraum und seine Technik: Licht und Farbe, Klang und Architektur, Nebel und Stille. Eine metaphysische Erfahrung von Zeit und Raum – losgelöst von Sprache, Plot und Figuren.
Zuletzt beim Housewarming im Frühling 2021 vor Livepublikum zu sehen, zeigt das Volkstheater im nunmehr 4. Lockdown der Pandemie dieses szenische Gedicht für Beleuchter und Tontechniker als 52-stündigen Online-Dauerloop.
Musikalisches Programm kommt aus dem Porgy & Bess, wo eigentlich das Blue Bird Festival dieder Tage hätte stattfinden sollen. Dafür werden nun Streams des Vorjahres gezeigt, etwa Show der heimischen Künstlerinnen Alicia Edelweiss und OSKA. Auch viele weitere spannende Konzerte aus der Jazz-Szene bringen uns mehr Sound in den Lockdown.
Digitales Museum
Zahlreiche virtuelle Angebote findet man auf der Website des Kunsthistorischen Museums Wien: Von einer Online-Führung durch den Tiziansaal, über eine Zusammenstellung der Ausstellungslieblinge, bis zum literarischen Museumsguide in Podcast-Form ist alles dabei.
Das Leopold Museum führt online durch die aktuelle Ausstellung “Wien 1900. Aufbruch in die Moderne" und zeigt Highlights aus der Sammlung Leopold. Ähnlich handhabt es das Belvedere: Dort wirft man bei “Mittelalter virtuell” einen neuen Blick auf alte Kunst. Via Google Arts & Culture bekommt man wiederum Zutritt zum Schaudepot des Jüdischen Museums Wien sowie zu vielen anderen Ausstellungen, Kunstpräsentationen und Games aus allen Teilen der Welt.
Im Bankaustria Kunstforum gibt es einen virtuellen 360-Grad-Rundgang durch die aktuelle Ausstellung „Rebecca Horn“. Viktoria Pfefferstein lädt in ihren digitalen Kunstsalon und lässt das Publikum in einem interaktiven Video-Gespräch noch tiefer in die Werke von Rebecca Horn eintauchen.
Interaktiver wird es im Museum der Moderne Salzburg: Mit Videos und Blogbeiträgen wird die künstlerische Arbeit von einzelnen ProtagonistInnen vorgestellt und zum Nachmachen angeregt. Ebenso lädt das zu digitalen 360-Grad-Rundgängen, um die Wartezeit auf den nächsten "echten" Besuch zu überbrücken.
Und für ein Kunstprojekt, das im Frühjahr im Wiener Museumsquartier projiziert wird, kann jede und jeder eine Traumvorstellung über die Welt in 10 Jahren abgeben.
Für Kinder und Erwachsene gleichermaßen ist das Angebot des Technischen Museum Wien: Zahlreiche Online-Führungen und -Workshops können besucht werden. Darunter Highlights wie: "Virtuelle Führung durch das Bergwerk", "Mensch und Maschine: Arbeiten mit dem Lasercutter" oder "3D-Drucken für EinsteigerInnen".
Hauptbücherei Wien: "16 Tage gegen Gewalt"
Mit Ausstellungen, Veranstaltungen, Informationsständen und Workshops wollte die Hauptbücherei sich heuer erstmals an den Schwerpunktwochen der Stadt Wien gegen Gewalt an Frauen beteiligen. Wegen des Lockdowns wird ein Teil des Programms in den digitalen Raum verlegt. Auf YouTube und Instagram werden Beiträge gezeigt und Veranstaltungen abgehalten, die sich mit dem Thema beschäftigen. Außerdem werden Medien aus dem Bestand präsentiert.
Bonus-Tipp: Kürzlich fand die Eröffnung eines britischen Handy-Museums statt. Da coronabedingt keine Live-Schau stattfinden kann, stellt das Mobile Phone Museum nun seine Exponate Online aus. Mit dabei: Rund 2100 Modelle der vergangenen 40 Jahre. Nostalgie pur!
Spiel und Spaß im Netz
Wer noch nie bei einem klassischen Pubquiz mitgemacht hat, hat etwas verpasst! Doch keine Sorge, auch im Internet lässt es sich hervorragend knobeln. Zwei tolle Quizze, die seit Beginn der Pandemie gestreamt werden, sind das Pub Quiz ohne Pub und die Wiener Quizwerke.
Erstere Veranstaltung ist aus der Spielenacht der WIENXTRA Spielebox entsprungen. Das MitarbeiterInnen-Duo lädt per Zoom zum Mitmachen ein. Aber keine Sorge – man muss die Kamera nicht eingeschaltet lassen. Die Fragen drehen sich vor allem um Popkultur.
Die Wiener Quizwerke wiederum werden auf Twitch gestreamt, von einem Moderator, der unter dem Pseudonym Quiztian Clerici alle Rätselspaß-Register zieht. Popkultur, Spezial- und Allgemeinwissen, Aktuelles und Nostalgisches – in originellen Kategorien wird durch 30 Fragen geführt.