Akademikerball verlief ohne viel Aufregung
Während sich in der Wiener Hofburg freiheitliche Funktionäre und Burschenschafter ihr jährliches Stelldichein gaben, wurde draußen zwar demonstriert, zu Konflikten oder gar Ausschreitungen kam es aber nicht.
FPÖ-Chef Herbert Kickl blieb der Veranstaltung fern, das meiste Interesse auf sich zog aber ohnehin der Identitäre Martin Sellner.
Erst seit 2013 findet der Wiener Akademikerball unter seinem derzeitigen Namen statt. Er gilt als offizieller Nachfolger des WKR-Balls, der davor seit 1952 von Farben tragenden und mehrheitlich schlagenden Hochschulkorporationen ausgerichtet worden war. Mehrheitlich von linker Seite dagegen demonstriert wird schon seit vielen Jahren, wobei es vor allem vor dem Veranstalterwechsel teilweise zu heftigen Protesten gekommen war.
FPÖ-Riege bei Akademikerball in der Hofburg
Wie immer betont gelassen gab man sich auch in diesem Jahr in der Hofburg. Neben dem Dritten Nationalratspräsidenten Norbert Hofer, der als Stammgast des Balles gilt, kam auch dessen Vorgänger, der am Ibiza-Video gescheiterte und aus der Partei ausgeschlossene Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, zum Ball. Ebenfalls unter den Gästen: Baumeister Richard Lugner, den Hofer mitgebracht hatte. Auch Sellner tauchte wieder auf und zog das Medieninteresse erwartungsgemäß auf sich.
Demo rund um Akademikerball verlief ruhig
Zuvor hatten sich am Wiener Schottentor die Demonstrierenden gegen den Ball versammelt, und von dort ihren Protestmarsch unter dem Motto "Kein Platz für Faschos" gestartet. Über den Ring ziehen derzeit laut der "Offensive gegen Rechts", die die Demo organisiert, rund 2.000 Personen hin zum Stephansplatz. Die Polizei stand mit 900 Beamten im Einsatz. Schon bald löste sich die offizielle Demo auf, zu Vorfällen kam es nicht.
Im Wesentlichen recht friedlich zogen die Demonstrierenden durch die Stadt, bevor sie sich um kurz vor 19 Uhr am Stephansplatz für die Schlusskundgebung einfanden. Unter "siamo tutti antifascisti"-Rufen ("Wir sind alle Antifaschisten", Anm.) wurden am Weg dorthin vereinzelt pyrotechnische Gegenstände gezündet, "ansonsten ist die Demo jedoch ruhig verlaufen", sagte eine Sprecherin der Polizei nach Ende zur APA.
Angemeldet wurde der Demozug für 200 Personen. "Ein rechtsradikales Vernetzungstreffen wollen wir nicht bei uns haben. Das es in den Prunkräumen der Hofburg stattfindet stört uns natürlich zusätzlich", sagte Organisator Axel Magnus kurz bevor die Demonstranten losgingen zur APA. Die Route führte vom Schottenring über die Wipplingerstraße, den Hohen Markt, die Rotenturmstraße bis zum Stephansplatz. Neben dem Protestmarsch wurden laut Polizei weitere vier Kundgebungen um den Burschenschafter-Ball angemeldet.
Anna Svec, Sprecherin der Partei "Links" betonte am Rande der Demo gegenüber der APA, dass es ganz wichtig sei, "sich gegen rechtsextreme Vernetzungstreffen zur Wehr zu setzen. Wir haben in diesem Herbst gesehen, was auf diesen rechtsextremen Treffen geplant wird", spielte sie auf ein Treffen im deutschen Potsdam an, bei dem mehrere Rechtsextreme von Massendeportationen fantasierten.
Platzverbot und Verkehrsbehinderungen
Aufgrund der Demonstrationen sowie des Platzverbotes rechnete die Polizei im Vorfeld mit Verkehrsbehinderungen in und um der Inneren Stadt. Der Ring ist seit 16 Uhr zwischen Operngasse und Schottengasse für den Fahrzeugverkehr gesperrt. Die Polizei empfahl, den innerstädtischen Bereich großräumig zu umfahren. Rund 900 Polizist:innen, auch aus den Bundesländern, standen im Einsatz. Auch die Benützer:innen öffentlicher Verkehrsmittel mussten mit Einschränkungen rechnen. Die Wiener Polizei informierte über ihren X-Account (vormals Twitter) über aktuelle Änderungen laufend informieren. Der Zutritt zur Hofburg selbst wurde laut Polizei "von der Bereitschaft abhängig gemacht, Kleidung und mitgeführte Behältnisse durchsuchen zu lassen", hieß es.
Der Ball wurde in der Vergangenheit immer wieder von zum Teil heftigen Protesten begleitet. Insbesondere im Jahr 2014 kam es zu zahlreichen Sachbeschädigungen und auch zu einer erheblichen Anzahl an verletzten Demonstranten und Polizisten. In den Jahren danach beruhigte sich die Situation aber deutlich.
Ballnacht ohne Kickl
In der Hofburg - als sich die Demonstranten längst in alle Winde verstreut hatten - übte Eröffnungsredner Walter Rosenkranz deutliche Kritik an eben diesen. Vorwürfe, wonach es sich beim Ball um ein internationales Vernetzungstreffen Rechtsextremer handle, wies er zurück. Vielmehr würde auf den Straßen ein "Verhetzungstreffen" stattfinden, sagte er. "Gibt's heut' auf Straßen linken Krawall, ist wieder Akademikerball." Gleichzeitig betonte Rosenkranz, dass es wichtig sei, dass es auch "Kundgebungen politisch Andersdenkender geben darf und gibt".
Deftigere Worte fand der Wiener FPÖ-Chef Dominik Nepp. Er erinnerte an seinen eigenen Satz aus dem Jahr 2023 ("In diesem wunderschönen Ballsaal sitzen die Patrioten, draußen demonstrieren die Idioten"). "Das hat sich auch heuer nicht geändert", meinte er.
Am Ball u.a. gesichtet wurden auch Burgenlands Ex-FPÖ-Chef Johann Tschürtz sowie FPÖ-"Urgestein" Andreas Mölzer. Sein Fernbleiben schon vorab angekündigt hatte nicht nur Kickl, sondern auch EU-Spitzenkandidat Harald Vilimsky.