Arena Wien erntet Beschwerden: Viel Lärm um Nichts?
Die Arena im dritten Wiener Gemeindebezirk dient als beliebter Veranstaltungsort für Konzerte und Partys – das selbstverwaltete Kulturzentrum ist aus einer Besetzung entstanden. Damals retteten Aktivist:innen das ehemalige Auslandsschlachthof-Gelände vor dem Abriss. Nun, 47 Jahre später, scheint das Zentrum erneut Hilfe zu brauchen, denn die neuen Nachbar:innen beschweren sich über zu laute Musik, die von der Arena ausgeht.
In unmittelbarer Nähe wurde das Bauprojekt The Marks quasi aus dem Boden gestampft und Anfang 2023 fertiggestellt, bis zu 3000 Menschen sollen hier wohnen. In den drei Wohntürmen finden sich ein Swimmingpool, eine Laufstrecke, Spielplätze und Gemeinschaftsräume für die Bewohner:innen.
Beschwerden gehen ein
Doch sind die Beschwerden der Anwohner:innen gerechtfertigt, wenn sie bereits im Voraus vom nahegelegenen Areal gewusst haben? "Fühlen sich die Menschen gestört und können nachts nicht schlafen, dürfen sie das zu Wort bringen", sagt Vienna Club Commission Co-Geschäftsführerin Martina Brunner gegenüber events.at. Die Vienna Club Commission dient als Anlaufstelle für Clubs und Anrainer:innen – derzeit befasst sich eine Fokusgruppe "Nach(t)barschaft - Lärmkonflikte lösen" mit dem Problem rund um die Arena.
Neue Anlage als Problemlösung
Dass es Lärmbeschwerden gibt, bestätigte auch Mario Weisch, Obmann des Trägervereins Forum Wien Arena, gegenüber dem Standard. Zusperren wird das Zentrum nicht, man arbeite allerdings an einer geeigneten Lösung für alle Parteien.
Eine neue Soundanlage soll dabei Abhilfe schaffen. Diese soll in der Lage sein, den niederfrequenzigen Schalldruck so zu minimieren, dass Musik außerhalb des Areals nicht hörbar sein soll, berichtet der Standard. Diesen hohen Kostenfaktor kann die Arena jedoch nicht alleine und wäre deshalb auf Förderungen der Stadt Wien angewiesen.
Planung gegen Clubsterben
Ein so großes Bauprojekt wie das "The Marks" müsste doch solche Außenfaktoren in die Planung mit einbeziehen? Laut Standard wurden für das Projekt durchaus die entsprechenden schallschutztechnischen Gutachten über die Lärmverträglichkeit erstellt. Dass sich die Anwohner:innen nun doch durch den Lärm belästigt fühlen, wurde nicht einkalkuliert.
Um sowohl die Anrainer:innen zufriedenzustellen und das Clubsterben zu verhindern, sind langfristige Lösungsansätze gefragt. Ein solcher Ansatz sei laut Martina Brunner das Agent-of-Change-Prinzip, welches vorsieht, dass Wohnbauprojekte bereits in der Planung auf entsprechende Maßnahmen setzen: Wohnbauprojekte müssten durch Abschirmung, Innenausbau oder Schalldämmung von Musik und Partys geschützt sein.
Als Vorbild sieht Brunner die Stadt London. Durch den Immobilienboom sahen sich zahlreiche Clubs gezwungen, ihre Türen dauerhaft zu schließen, Künstler:innen und Live-Bands verloren somit Auftrittsmöglichkeiten. Die Politik erkannte das Problem und entwickelte den "London Plan 2018", in dessen Rahmen sogenannte Grassroots-Music-Venues (Kleinstmusikbühnen) wiederbelebt wurden. Es bestünde die Hoffnung, dass Themen wie Stadtentwicklung und Kulturräume langfristig aufeinander abgestimmt gedacht werden.
Kritik stößt auf Unverständnis
Doch auch, wenn die Lärmbeschwerden ihre Berechtigung haben, stößt die Problematik auf Unverständnis bei Musikfans und heimischen Bands. So äußerte sich etwa die Band Bilderbuch auf Social Media. Auf Facebook verlinkten sie einen Artikel passend zur Thematik und schrieben: "Wien, was ist los mit dir?".
In den Kommentaren ist der Frust der Fans ebenso herauszulesen: "Das macht mich einfach nur sprachlos, wie man so wenig nachdenken kann, wenn man wo hinzieht", so eine Userin. Andere wiederum fordern die Band zu einem Live-Konzert in der Arena auf.