Wortakrobatik: Poetry Slam-Events in Wien
Übersetzt heißt Poetry Slam so etwas wie "Dichterschlacht". Man versteht darunter einen literarischen Wettbewerb, bei dem selbstverfasste Texte innerhalb von einer bis maximal fünf Minuten vorgetragen werden. Das Publikum bestimmt, wer gewinnt, wobei es natürlich nicht nur um schnelles Reden geht: Die Texte werden performativ in Szene gesetzt, der/die Vortragende inszeniert sich bewusst selbst und lässt die Grenzen zwischen Text und realer Person verschwimmen. Requisiten sind dabei verboten, hier steht das geschriebene Wort im Fokus.
Aus der Alternativen Szene
Neumodern? Mitnichten: Die erste Poetry Slam-Veranstaltung fand bereits 1986 in Chicago statt, in den 1990er-Jahren trat die Kunstform (die vor allem in der alternativen Szene angesiedelt ist) ihren weltweiten Siegeszug an. Auch in Wien gibt es seit geraumer Zeit immer mehr Poetry Slam-Events, die nicht zuletzt durch ihre Vielfalt und Kreativität überzeugen: Von Lyrik über Lautmalerei, bis hin zu Alltagsprosa, Tagebucheinträgen oder Mundartdichtung ist alles erlaubt.
Hier ein Überblick kommender Veranstaltungen.
Stille Post – der Loftslam
2013 wurde die "Stille Post" von Fanny Famos und Pascal Optional ins Leben gerufen, mittlerweile ist der Slam im chilligen Loft ein Fixtermin in der zeitgenössischen Kulturlandschaft der Stadt. Aufstrebende, aber auch bereits bekannte Poetry Slammer stellen hier jeden dritten Mittwoch im Monat ihr Können unter Beweis. Inspirierend und gleichzeitig gemütlich – und der Eintritt ist frei!
Adresse: The Loft, Lerchenfeldergürtel 37, 1160 Wien
TAGebuch Slam
Diana Köhle steht hinter dem "TAGebuch Slam". Das Konzept ist so simpel wie genial: Mutige lesen hier aus ihrem Jugendtagebuch vor. Was dabei herauskommt, ist eine peinlich-lustige Zeitreise in die Abgründe der eigenen und fremden Pubertät und Kindheit. Berührend, unterhaltsam und schonungslos – mit Sicherheit der persönlichste aller Slams.
Adresse: Theater an der Gumpendorfer Straße, Gumpendorfer Straße 67, 1060 Wien
Textstrom – Der Poetry Slam
Die Freude am Experimentieren an der deutschen Sprache zeichnet auch die älteste Poetry Slam-Reihe Wiens aus. Bereits seit 2004 wird hier vor bei freiem Eintritt über all das gesprochen, was das Herz berührt, den Kopf überfordert und die Lachmuskeln trainiert. Organisiert von den Poetry Slam-Meister:innen Mieze Medusa, Markus Köhle, Yasmin Hafedh und Clara Felis.
Adresse: ArtSocialSpace Brunnenpassage, Brunnengasse 71/Yppenplatz, 1160 Wien
PowerPoint-Karaoke
Bei diesem Format gibt es keine vorbereiteten Texte, nur Kreativität und Spontaneität. Denn zu welchem Thema man einen achtminütigen Vortrag halten muss, erfährt man erst, wenn man auf der Bühne steht. Ob Hamster-Voltigieren, Roboter-Aerobic oder die Kunst der Sandskulpturen: Je absurder die Aufgabenstellung, desto lustiger die Präsentation.
Als kleinen Bonus gibt es sogar etwas zu gewinnen – nämlich ein Teil aus der "Bullshit-Box". Darin werden Dinge aller Art gesammelt, die Teilnehmende und das Publikum nicht mehr braucht. Auch von den Schenkenden wird Kreativität erwartet!
Adresse: diverse Spielorte in Wien
Ein ganz normaler Poetry Slam
Das Aera im 1. Bezirk ist Austragungsstätte des "ganz normalen", monatlichen Poetry Slams. Das bedeutet: Talentierte Wortakrobat:innen, jede Menge Wortwitz und zahlreiche Texte, die gleichermaßen fordern und unterhalten. Eine gute Anlaufstelle für all jene, die noch nie bei einem Poetry Slam waren.
Adresse: Aera, Gonzagagasse 11, 1010 Wien
Sinn & Seife: Die Poetry Slam-Lesebühne
Wer die Crème de la Crème der heimischen Slam-Szene live erleben möchte, sollte im Ateliertheater einkehren. Dort treten einmal im Monat "Urgesteine" wie Markus Köhle, Mieze Medusa, Yasmo und viele weitere auf. Gelesen werden Kurzgeschichten, Romanauszüge und Spoken Word-Beiträge.
Adresse: Ateliertheater, Burggasse 71, 1070 Wien
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