Theater Wien

Theater der Jugend entführt in "geheimen Garten"

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Frances Hodgson Burnett, geboren 1849 in Manchester, hatte bereits als Kind ein Talent für das Schreiben. Nach dem Durchbruch 1886 mit ihrem ersten Kinderbuch "Der kleine Lord" erschien 1911 "Der geheime Garten", ein bis heute bekannter Roman über Kinder, die sich ihre eigene Welt aufbauen. Diese Welt ist auch den Darsteller:innen im Theater der Jugend bei der Premiere am Dienstag gelungen.

In der zweistündige Theaterfassung, geschrieben von Thomas Birkmeir und unter der Regie von Nicole Claudia Weber, wird die Geschichte über drei mutige Kinder, die einen geheimen Garten finden, ihn zusammen hegen und pflegen und sich dabei den Befehlen Erwachsener widersetzen, stark und stimmungsvoll erzählt.

Fabia Matuschek als Mary Lennox und Haris Ademovic als Dickon in "der geheime Garten" im Theater der Jugend

Dynamische Bühne im Theater der Jugend

Dazu werden Bühnenwände, Betten und Requisiten verschoben, je nachdem, wo die Szene spielt. Die floristische Tapete wird dann sowohl zur Inneneinrichtung des Schlosses, als auch zum Garten draußen, stets ist ein flinker Umbau ohne Abbruch der Erzählung möglich. Kleine Videoprojektionen und Audioeinspielungen unterstützen das Bühnenbild in seinen Details. Auch die Bodenbretter sind abnehmbar, um den Blumen und Pflanzen Platz zum Wachsen zu geben. Und das zutrauliche Rotkelchen "Robin", als Verbündeter der Kinder und des Gärtners Ben, erscheint als kleines Model auf der Bühne und ist vor allem für die jungen Zuschauer:innen ein echter Blickfang.

Mary und das Rotkelchen Robin

Lebendige Figuren

Auch das Ensemble macht den "geheime Garten" lebendig: Fabia Matuschek in der Hauptrolle präsentiert die verzogene und verärgerte Mary Lennox mit all ihren fröhlichen und lebhaften Seiten. Bei allen schwierigen Momenten und Konflikten verschafft sie sich mit starker Stimme Gehör, die Kinder im Zuschauerraum fiebern mit Mary von Anfang bis Ende mit.

Christine Tielkes, als das Dienstmädchen Martha, gelingt mit ihrer überzeugenden und humorvollen Art ein guter Kontrast in das zunächst düstere Anwesen und zur verärgerten Mary. Damit wird sie auch beim jungen Publikum gleich zu einer Lieblingsfigur. Frank Engelhardt spielt als Gärtner Ben den guten Verbündeten, wird sogar zur Vaterfigur für Mary und ihre Freunde. Einer dieser Freunde ist der Gärtner-Lehring Dickon, Haris Ademovic überzeugt lebhaft und heiter in der Rolle.

Christine Tielkes als Martha Cunningham in "der geheime Garten"

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Mit seiner ängstlichen, aber doch netten Art wird Colin (bravourös umgesetzt von Jonas Graber) ebenso schnell ins Herz geschlossen, auch wenn seine hysterischen Momente doch erschreckend wirken können. Selbiges gilt für die strenge Hausdame Mrs. Medlock, die Karoline-Anni Reingraber intensiv und manchmal gar furchteinflößend spielt. Als ihr die Kinder und der Herr des Hauses am Ende der Geschichte einen Strich durch die Rechnung machen, jubelt das junge Publikum und atmet auf. Als der "Herr" gilt Lord Craven, der zunächst mit einer ähnlichen Art wie sein Sohn Collin sehr hilflos, aber auch geheimnisvoll wirkt (von Valentin Späth glaubwürdig gespielt).

Jonas Graber als Colin, Fabia Matuschek als Mary und Karoline-Anni Reingraber als Mrs. Medlock in "der geheime Garten"

Der Garten als Verwandlung

Mit Pflanzen-Effekten und verträumter Musik entsteht ein stimmungsvoller Garten, in dem Mary jene Fantasiewelt ausleben kann, die sie mit ihren Freunden Dickon und Colin teilt. Dabei entwickelt sie sich zu einem starken und gefühlvollen Mädchen. Und mit der Zeit, mit jeder weiteren Szene, in der der Garten wächst und gedeiht, wird das Schloss und letztlich die gesamte Bühne zum blühenden Paradies. Damit zeigen die Pflanzen, die zuerst "vergessen" scheinen, einerseits die aufkeimende Hoffnung, andererseits das Wachsen der Kinder selbst, die sich den Herausforderung und Ablehnungen stellen und lernen, ihre Meinung und ihre Sicht auf die Welt durchzusetzen. 

Fabia Matuschek als Mary Lennox in "der geheime Garten"

Neue Inhalte

Sogar romantische Gefühle und Liebeskummer keimen auf. Diese sind zwar nicht Teil des Original-Romans, fügen sich allerdings gut in die Erzählung und in die Figuren ein. Auch das neue und im Stück unterstrichene Wort "Asyl", sowie die von Mrs. Madlock erwähnte "Erziehungsanstalt" für Mary, sind seitens des Romans unbekannte Komponenten, die sich dennoch passend einfügen und vom jungen Publikum teils überrascht, teils humorvoll aufgenommen werden.

Auch ein indisches Zauberlied, gesungen von Mary und Colin im Garten, ist ausgedacht und wirkt zwar zuerst ungewohnt, bringt aber Marys Erfahrungen als in Indien geborenes und aufgewachsenes Mädchen mit und wird durch die Interaktion der Figuren keinesfalls trocken präsentiert.

Fazit

Mit einer schnellen und funktionalen Inszenierung, die nicht an kreativen Effekt einbüßt, sowie mit überzeugenden Figuren und verträumter Musik lässt das Theater der Jugend einen stimmungsvollen "geheimen Garten" entstehen. Manchmal sind intensive und gar erschreckende Momente dabei, aber auch viele humorvolle, die die großen und kleinen Zuschauer:innen zum Lachen bringen.

Das junge Publikum wird hier auf eine geheimnisvolle Reise mitgenommen und begeistert. Davon zeugen auch die Meinungen befragter Kinder nach der Vorstellung, von denen sich manche sogar Autogramme von den Darsteller:innen geholt haben. Das Theater der Jugend setzt damit ihr selbst auferlegtes Motto für die aktuelle Spielsaison "Never be normal, be yourself" passend um.

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