Wie sind Regenbogenparade & Pride Month entstanden?
Je mehr Menschen sich am 17. Juni der Regenbogenparade in Wien anschließen, desto besser! Um mehr Aufmerksamkeit auf die Probleme und noch immer mangelhaften Rechte von LGBTQIA+-Personen in unserer Gesellschaft zu richten, braucht es nicht nur die Mitglieder der queeren Community selbst, sondern auch die sogenannten Allys.
Die Regenbogenparade ist der Höhepunkt des Pride Months Juni, sie ist Fest und Demonstration zugleich. Doch woher kommt diese Tradition überhaupt? Und welche Geschichte steckt hinter dem Pride Month bzw. der bunten Parade?
Beginn der Pride-Bewegung in New York
Dass der Juni für die Protestaktion ausgewählt wurde, ist nicht dem Zufall geschuldet. Ein geschichtlicher Rückblick: Polizeirazzien in Schwulen- und Lesbenbars standen in den 1960er-Jahren an der Tagesordnung, insbesondere in den USA bzw. der (heute so bunten) Metropole New York. Homosexualität war damals noch als psychische Krankheit klassifiziert und Angehörige der queeren Community wurden systematische diskriminiert und ausgegrenzt.
Am 28. Juni 1969 brachte ein weiterer Akt der Polizei-Schikane das Fass zum Überlaufen: In der New Yorker Schwulenbar "Stonewall Inn" kam es erneut zu einer Razzia. Doch diesmal wehrten sich die Besucher:innen lautstark und mit allen Mitteln. Es folgten tagelange Proteste, Krawall und Straßenkämpfe. Dieser Tag gilt als Wendepunkt in der Geschichte des homosexuellen Befreiungskampfes. Denn schon wenige Wochen später formierten sich queere Gruppierungen, die sich nun ebenfalls systematisch für Akzeptanz und gleiche Rechte einsetzten.
Gedenken mit der Regenbogenparade
Ein Jahr später, am 28. Juni 1970, fand in Gedenken an die Stonewall-Unruhen ein Straßenumzug in New York statt – der Vorgänger unserer heutigen Regenbogenparade. In Österreich wurde zwar schon 1971 jenes Gesetz gestrichen, das gleichgeschlechtliche Beziehungen verboten hatte, aber auf eine eigene Parade mussten die Österreicher:innen bis 1996 warten.
Die endgültige Idee dafür hatte Andreas Brunner, Leiter und Gründer von QWIEN (Zentrum für schwul/lesbische Kultur und Geschichte). 1994 jährten sich der Stonewall-Zwischenfall schon zum 25. Mal. Nachdem Brunner diesen Feierlichkeiten in den USA beigewohnt hatte, brachte er die Regenbogenparade schließlich auch nach Wien.
Seit 2004 unterstützt die Stadt Wien den Umzug offiziell. Und seit 2014 findet auch in Graz eine Parade im Rahmen des Christopher-Street-Day statt (heuer am 1. Juli).
Pride, Protest & Party
Obwohl die strafrechtliche Verfolgung von Homosexualität in Österreich schon lange abgeschafft wurde und es mittlerweile auch die Ehe für alle gibt, ist die Regenbogenparade immer noch genauso wichtig wie 1996. Auch weiterhin geht es darum, Lebensweisen, die als “Norm-abweichend” stigmatisiert sind, sichtbar zu machen. Die queere Community wächst weiter – was man auch an der Abkürzung “LGBTQIA+” sowie den erweiterten Pride-Fahnen gut erkennen kann.
Trotzdem soll die Regenbogenparade nicht “nur” eine Protestaktion sein. Laut Brunner brauchte Wien “eine Parade, die auch ein Fest, eine Party ist”. Es sei wichtig, dass sich die Community zumindest einmal im Jahr den Freiraum nimmt, gemeinsam zu feiern.
Motto 2023: “Together we rise”
Nach den mehrmaligen Störaktionen gegen Dragqueen-Kinderbuchlesungen liegt der Fokus diesmal auf einem gemeinsamen Einsatz gegen Hass und Rechtsextremismus. Für eine faire und vielfältige Gesellschaft sowie ein gutes Leben für alle Menschen soll das diesjährige Motto “Together we rise” stehen.
Im Rahmen der Vienna Pride, die am 1. Juni offiziell startet, sind über 50 Veranstaltungen geplant. Zu den Highlights zählen neben der Regenbogenparade (17. Juni) auch der Pride Run (3. Juni), der Diversity Ball (3. Juni), die offizielle Konferenz im Rathaus (16. Juni) sowie der Pool Day im Schönbrunner Bad (4. Juni).