Leopold-Museum-Direktor Wipplinger vor Sujet der neuen Werbekampagne

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20 Jahre Leopold Museum: Ausblicke und Herausforderungen

"Wann hab' ich eigentlich das letzte Mal geweint?" Mit dieser Frage wird man derzeit im Rahmen einer ungewöhnlichen Werbekampagne konfrontiert, die von der Kreativagentur Jung von Matt Donau für das Leopold Museum kreiert wurde. Direktor Hans-Peter Wipplinger ist derzeit eher zum Lachen als zum Weinen zumute. Denn die Kampagne ist Teil der 20-Jahres-Feiern des Museums, die in der kommenden Woche ihre Höhepunkte erreichen.

Hans-Peter Wipplinger Direktor bis 2025

Der 53-Jährige, zuvor Leiter der Kunsthalle Krems, steht nun sechs Jahre an der Spitze des Museums, dessen Träger nicht der Bund, sondern die Leopold Museum-Privatstiftung ist. Nach einer Vertragsverlängerung ist er nun bis 2025 bestellt. Von dem Zehn-Punkte-Programm, mit dem er angetreten sei, habe er neun Punkte in seiner ersten Amtsperiode umsetzen können, erzählt er. Das Budget konnte "in Ordnung gebracht werden", dank einer starken Steigerung der Besucherzahlen bis auf 520.000 im Jahr 2018 und einer Ausweitung der Sponsoren-Gelder von 150.000 auf 700.000 Euro. "Das gibt einen gewissen Spielraum und ermöglicht endlich auch Ankäufe", sagt Wipplinger, der zudem stolz darauf ist, dass sich das einst wegen offenen Restitutionsfragen schwierige Verhältnis zur Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) entspannt habe. Der frühere IKG-Vorsitzende Ariel Muzicant habe sogar zahlreiche Dauerleihgaben gestiftet.

Museum als "Botschafter" der Stadt

"Noch unerledigt" sei lediglich eine Haftungsfrage, deren Lösung dem Museum immerhin 300.000 bis 400.000 Euro bringen könne, schildert der Direktor. Die Staatshaftung für Bundesmuseen gelte nicht für das Leopold Museum, das daher seine Sammlung versichern müsse. Man verhandle deshalb seit langem um eine Wiener Landeshaftung. "Wir sind weltweite Botschafter der Stadt. Das sollte Wien etwas wert sein. Diese Bretter werden wir sicher weiterbohren."

Pläne für das Leopold Museum

Zu den künftigen Vorhaben zählt Wipplinger die vollständige Digitalisierung der Sammlung, die künftig auf einer eigenen Webpage in allen Details weltweit abrufbar gemacht werden soll. Bei der Vergabe von Bundesmitteln für eine solche Digital-Offensive sei das Leopold Museum leider leer ausgegangen, nun müsse man dieses Vorhaben aus Eigenem finanzieren. Anfang des Jahres sollen die ersten 1.000 Inventarnummern mit Fotos und ausführlichen Beschreibungen online gehen. Auch im Vermittlungsbereich will man mehr als bisher auf Digitalisierung setzen. Die Texte von speziellen Audioguides für Kinder und Jugendliche werden gemeinsam mit den Zielgruppen verfasst und dann von ihnen eingesprochen. Aufgrund der steigenden Inzidenzen ist jedoch zu befürchten, dass Schulklassen noch länger ausbleiben werden. Im vergangenen Jahr fanden statt zuvor 30.000 Schüler bloß deren 700 den Weg zu Schiele, Kokoschka, Klimt und Co.

Corona-Herausforderungen für Betrieb

Die neue FFP2-Maskenpflicht für ungeimpfte BesucherInnen stelle für das Haus "absolut kein Problem" dar, auch eine 1G-Regel würde man mittragen, sagt der Direktor. Wirtschaftlich macht die Coronakrise (im vergangenen Jahr zählte man nur etwas mehr als 100.000 Besucherinnen und Besucher) deutlich mehr Probleme. 900.000 Euro brachte die Kurzarbeit, je eine Million für 2020 und 2021 bekam man zusätzlich vom Bund. "Beides war für uns lebensnotwendig. Die Frage ist, wie's weitergeht." Die Besucherstruktur, bei der früher mit 70 Prozent touristisches Publikum dominierte, habe sich komplett umgedreht - mit ein Grund, warum die neue, auf die gewohnten Bilder mit Ikonen der Sammlung verzichtende und auf Verbalisierung von Gefühlen angesichts von Kunstwerken setzende Werbekampagne sich stark an ein einheimisches Publikum richtet.

Tag der offenen Tür zur 20-Jahre-Feier

Die MQ-Libelle auf dem Museumsdach, am Dienstag Schauplatz der offiziellen Geburtstagsfeier für Politik, Wegbegleiter und Unterstützer des Hauses, habe bisher wenig Synergie-Effekte für das Museum gebracht, moniert Wipplinger. "Die dortigen Veranstaltungen haben kaum etwas mit uns zu tun. Ich glaube, dass man das besser machen könnte." Dieser Frage müsse sich die Nachfolgerin oder der Nachfolger des mit Jahresende scheidenden MQ-Geschäftsführers Christian Strasser ebenso stellen wie der Frage, ob man nicht die Anstrengungen intensivieren könne, die jährlich rund 4,5 Millionen Besucher des Areals mehr als bisher in die einzelnen Institutionen zu holen. Auch mit dem Tag der offenen Tür am Sonntag, 26. September, und dem laufenden Jubiläumsgewinnspiel, bei dem Besucher ihre Emotionen zu Papier bringen sollen, möchte man sich weiter öffnen.

Weniger auf Emotion denn auf Dokumentation setzt dagegen das eben erschienene Jubiläumsbuch, das die ersten 20 Jahre detailliert beschreibt.

(Das Gespräch führte Wolfgang Huber-Lang/APA)

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