Armin Wolf liest Billy Wilder

Vor genau hundert Jahren, im Sommer 1924, maturiert Hollywood-Legende Billy Wilder in Wien und versucht, als Reporter Fuß zu fassen. In den Publikationen des umstrittenen Verlegers Imre Bekessy findet er die Chance, sich zu verwirklichen. Und er nutzt sie. In knapp zwei Jahren entsteht so ein bemerkenswertes Oeuvre, in dem seine Talente deutlich aufblitzen: schnelle Dialoge, scharfzüngiger Witz, grandiose Beobachtungsgabe; wer sich nicht wehrt, wird interviewt und beschrieben: Berühmtheiten auf Wien-Besuch wie die Tiller Girls, Asta Nielsen oder Henri Barbusse, Wiener Werktätige vom Würstelverkäufer bis zum Herrenschneider, aber auch die kleinen Leute. So sind Wilders Zeitungsartikel auch der Spiegel einer illustren Zeit, manchmal brüllend komisch, manchmal berührend, aber immer höchst unterhaltsam.

Armin Wolf, als Anchorman der Zeit im Bild 2 wohl Österreichs bekanntester Journalist und wie Wilder ein grandioser Fragensteller und Hinterfrager, nimmt sich an diesem Abend erstmals dieser heute noch erstaunlich aktuell anmutenden Texte an und präsentiert Bezirksgerichts-Reportagen, feinsinnige gesellschaftspolitische Glossen bis hin zu ausführlichen Porträts mehr oder weniger feiner Leute. Armin Wolf liest also aus einem Drehbuch, dass das Leben schrieb. Und filmreife Drehbücher zur österreichischen Politik und Gesellschaft hat der ORF-Star mit seinen Interviews ja selbst auch schon im Überfluss geschrieben.

Begleitet wird der launige literarischen Abend mit jazzigen Juwelen des 20. Jahrhunderts aus dem Kosmos Billy Wilders.