© Sammlung Eisenberger, Wien

Broncia Koller-Pinell: Eine Künstlerin und ihr Netzwerk

Showtimes

Vergangene Showtimes

10:00 - 18:00
Unteres Belvedere

Broncia Koller-Pinell (1863–1934) war wie kaum eine andere Künstlerin der Wiener Moderne im internationalen Ausstellungsbetrieb präsent. Bereits mit 27 Jahren zeigte sie Bilder im Wiener Künstlerhaus. Ihre größten Erfolge feierte sie in der von Gustav Klimt gegründeten Kunstschaugruppe.

Egon Schiele, Koloman Moser, Anton Faistauer: Es sind große Namen, denen man aktuell im Unteren Belvedere begegnet. Im Fokus steht aber eine Frau: Broncia Koller-Pinell. Der Wiener Malerin ist eine über 80 Werke umfassende Ausstellung gewidmet, die nicht nur ihren Werdegang beleuchtet, sondern auch ihr weitverzweigtes Netzwerk veranschaulicht. "Sie hat ein sehr reiches Werk geschaffen und war in ständigem Austausch", betonte Belvedere-Generaldirektorin Stella Rollig.

Koller-Pinell (1863-1934) war eine der wesentlichen Künstlerinnen im Wien um 1900. "Sie ist aber nach ihrem Tod in Vergessenheit geraten und in den Schatten gerückt", erklärte Rollig am Mittwoch bei einer Presseführung. Erst spät habe eine Wiederentdeckung eingesetzt, der man nun mit der Schau ein weiteres Kapitel hinzufügen möchte. "Sie war eine herausragende Malerin, und wir zeigen ihren Stellenwert innerhalb der Kunstszene ihrer Zeit." Gerade für eine Frau sei es damals außergewöhnlich gewesen, sich diesen Respekt zu erarbeiten, so die Museumschefin. "Sie hat sich durchgesetzt."

© Johannes Stoll / Belvedere, Wien

Koller-Pinell im Zentrum der Kunstszene

Secession, Wiener Werkstätte, die Kunstschaugruppe um Klimt: Zu allen diesen Knotenpunkten lassen sich die Verbindungen von Koller-Pinell, die aus einer einflussreichen jüdischen Familie stammte, ziehen. Als junge Frau erhielt sie privaten Zeichenunterricht, absolvierte schließlich eine Ausbildung an der Münchner Damenakademie und stellte nach ihrer Rückkehr nach Wien 1890 im Künstlerhaus aus. Es war der Beginn einer mehr als 40 Jahre währenden Ausstellungstätigkeit, die gerade für eine Künstlerin in jener Zeit "bemerkenswert" war, wie Kuratorin Katharina Lovecky unterstrich.

Im Schaffen Koller-Pinells lassen sich unterschiedliche Strömungen ausmachen, vom Einfluss der Münchner Schule in ihren Anfängen über den Impressionismus bis zur Neuen Sachlichkeit, der sie als bereits etablierte Künstlerin über das Studium ihrer Tochter Silvia bei Karl Hofer in Berlin begegnete. All das wird in fünf Ausstellungskapitel gegliedert, die sich in der Orangerie aber eher inhaltlich denn konkret räumlich niederschlagen. "Ein Netzwerk darzustellen ist sehr komplex", erläuterte Kurator Alexander Klee. Nicht zuletzt deshalb habe man sich für eine offene Architektur entschieden. "Sinn und Zweck ist, die Netzwerke sichtbar zu machen und die Besucher am Gehen zu halten."

Einflussreiche Künstlerin

Dafür sind neben den an beiden Längsseiten platzierten Bildern große, von der Decke hängende Vorhänge verantwortlich, auf denen sich biografische Daten, ausgewählte Zitate sowie eine grafische Veranschaulichung von Koller-Pinells Kunstbeziehungen finden. Mal dicht bedruckt, dann wieder semitransparent, ermöglichen sie die von Klee angekündigten "Perspektivwechsel". So taucht man auf einer Seite ins winterliche Wien ein, das Koller-Pinell und ihr Kollege Heinrich Schröder aus dem gemeinsamen Atelier betrachtend festhielten, während gegenüber großformatige Porträts oder ihre "Sitzende (Marietta)" die kompositorische Finesse der Künstlerin veranschaulichen. Dazwischen finden sich Arbeiten von Zeitgenossen und Weggefährten, die die wechselseitige Beeinflussung deutlich machen.

Ihr Erfolg endete abrupt, als sich 1932 die Kunstschaugruppe auflöste. Während es einigen Mitgliedern möglich war, in die Secession einzutreten, wurde das Koller-Pinell als Frau und Jüdin verwehrt. "Am Ende ihrer Karriere verliert sie somit ihr Netzwerk aus misogynen und antisemitischen Motiven", hielt Lovecky fest. Gleichzeitig setzte die Verdrängung ihres Werks aus der Öffentlichkeit ein, der erst ihre Tochter Silvia Koller nach dem Zweiten Weltkrieg mit viel Engagement etwas entgegensetzen konnte. Die Präsentation im Unteren Belvedere zeigt auf eindrucksvolle Weise, dass ihr Platz neben den Größen der damaligen Zeit mehr als verdient ist.

Öffnungszeiten
Montag bis Sonntag
10 bis 18 Uhr