© Marcella Ruiz Cruz

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Liebe ich es nicht mehr oder liebe ich es zu sehr?

Die Bühnenbeschimpfung ist ein anhaltender Zwischenruf. Sie erzählt, was sonst ungesagt bleibt: Wie alle, die sich zur Aufführung versammelt haben, aus ihren Rollen fallen. Jederzeit könnten sie kündigen, zum Sekt an die Bar oder gleich nach Hause schlafen gehen. Doch sie arrangieren sich. Nicht nur im Theater, auch sonst wird zumeist weiter geredet, mitgespielt und dabei geschimpft. Die Autorin Sivan Ben Yishai lässt ein Ensemble renitent und ein Publikum laut werden. Bis schließlich ein radikalisiertes Schauspielhaus das Wort ergreift. Das Theater ist jetzt zum Äußersten bereit. Eine neue künstlerische Leitungsgruppe und Ensemble eröffnen die Saison mit aller Liebe zur Störung, zum Theater und zu seiner Erneuerung.

Bleiben oder gehen, absichern oder verändern, bewahren oder neustarten - sind die Optionen und die Pole eines allgegenwärtigen und sich an vielen Orten zuspitzenden Konflikts, dem die Agierenden in diesem Stück freien Lauf lassen. Bühnenbeschimpfung ist eine offen­gelegte Operation am Körper der Institution im Wachzustand. Sie fragt, was es bedeutet, zusammen mit anderen in einer Zeit zu sein, teilzuhaben, ohne sich zu unterwerfen, Gemeinschaft auszuhandeln und auszuhalten. Und was es braucht, damit die Idee der Institution zukunftsfähig wird.

Für das Schauspielhaus formiert sich eine Regiegruppe: Gleich drei Regisseur:innen inszenieren  jeweils einen Teil des Stückes. Mit Marie Bues und Tobias Herzberg stellen sich zwei Mitglieder des neuen Leitungsteams vor. Niko Eleftheriadis ist diesem in langjähriger Zusammenarbeit als Schauspieler, Regisseur, Performance- und Videokünstler eng verbunden.